Erstes Lärmdisplay steht in der Reitallee in Bad Schwalbach - Bei über 84 Dezibel erscheint das rotes Signal „LEISER“

Null-Toleranz-Linie gegenüber lautstarken Motorrädern

Landrat Frank Kilian und Markus Oberndörfer, Bürgermeister von Bad Schwalbach, nehmen im Beisein von Manfred Seelbach vom regionalen Verkehrsdienst der Polizei, Marc Reinhold, kommissarischer Leiter der Polizeidirektion, und der stellvertretenden Leiterin des Ordnungsamtes der Kreisstadt, Vicky Stahl, das Lärmdisplay in der Reitallee offiziell in Betrieb. - Foto: RTK-Pressestelle

5. Juli 2022

Rheingau-Taunus-Kreis (ut). Wer stetig lauten Geräuschen und Krach ausgesetzt ist, kann gesundheitliche Schädigungen davontragen. Eine Feststellung, die heute niemand mehr bestreiten wird. Im Juni 2020 bat Landrat Frank Kilian den hessischen Verkehrsminister Tarek al-Wazir in einem Schreiben, das baden-württembergische Model der Motorrad-Lärmdisplays für Hessen zu prüfen. Nun ist es endlich soweit. Das hessische Verkehrsministerium in Wiesbaden stellt ein Lärmdisplay zur Verfügung, das derzeit in der Reitallee in Bad Schwalbach steht, aber auch an anderen Orten im Stadtgebiet – wie beispielsweise im Adolfseck – aufgestellt werden kann, wie der Landrat und Bürgermeister Markus Oberndörfer nun berichteten

„Die Straßen in den genannten Bereichen werden gerade in den Sommermonaten von Motorradfahrern überaus stark frequentiert“, erläutern Frank Kilian und Markus Oberndörfer einvernehmlich. Gleichzeitig berichteten zuvor häufig „Ohrenzeugen“ von Motorradfahrern, die sich an Wochenenden „auf einem Rundkurs befinden; die Reitallee hoch und wieder runter, stets mit einem aufheulenden Motor.“ Ähnliche Beobachtungen machten Anwohner aus Ramschied und in Adolfseck. Kilian: „Wir wissen um die Belästigungen durch den Motorradlärm für die Anwohner. Gleichzeitig sprechen wir uns für eine Bewusstseinsschärfung bei den Bikern aus.“ Das Ergebnis ist das Lärmdisplay, das bei seinem Einsatz in Baden-Württemberg schon Erfolg zeigte

Für Motorräder, deren Typ nach dem 1. Januar 2016 homologiert wurde, soll beim Fahrgeräusch eigentlich der Grenzwert von 77 Dezibel nicht überschritten werden. Doch oft sind die Bikes lauter. Das Gerät misst nun die Lautstärke und zeigt das Ergebnis auf dem Display an. Erscheint ein in grüner Farbe gehaltenes „Danke“, dann erzeugt die vorbeifahrende Maschine weniger als 84 Dezibel. Bikern, die in dem Bereich des Lärmdisplays ihr Motorrad gerade extrem beschleunigen oder den Motor in einem niedrigen Gang hochdrehen, so dass dieser richtig aufheult, und der Wert überschritten wird, wird in roten Buchstaben ein „LEISER“ signalisiert.

Für den Bad Schwalbacher Bürgermeister stellt das Gerät „eine niederschwellige Art der Kommunikation“ dar: „Wir appellieren an die Vernunft der Biker, mehr Rücksicht zu nehmen.“ Dass solche virtuelle Hinweise auch ein Nach- und Überdenken des eigenen Handelns bei den Bikern nach sich ziehen kann, daran glaubt Oberndörfer und verweist auf Ramschied. Die dortige Ortsdurchfahrt und die kurvige Landstraße werden von Motorradfahrern auch stark frequentiert, das Aufstellen von Schildern hat aus Sicht des Bürgermeisters dort bereits zu „leichten Verbesserungen“ geführt.

Landrat Frank Kilian und Bürgermeister Markus Oberndörfer hoffen nun „auf positive Ergebnisse“ und ein verändertes Verhalten der Biker. Eine Auswertung der Messungen wird weitere Erkenntnisse liefern. Der Landrat weist darauf hin, dass das Lärmdisplay, das bisher einzige Gerät im Rheingau-Taunus-Kreis, Kontrollen durch die Polizei nicht ersetzt. Kilian: „Ich danke der Polizei für ihre vielen Kontrollen. Wir brauchen auch an vielen anderen Stellen im Kreisgebiet diesen Kontroll-Druck, damit der Lärm der Motorräder keine Verlagerung in andere Kreisteile erfährt. Die Botschaft ist klar: Wir fahren eine Null-Toleranz-Linie gegenüber zu lauten Bikes, die mit über 100 Dezibel durch die Landschaft rasen.“