Eine neue „Perle“ im Taunus

Neubau des Hardtbergturms feierlich eröffnet

Von Petra Pfeifer, 22. Juni 2022

Königstein. Bereits 1884 wurde er das erste Mal errichtet – aus Holz und somit leider nicht nachhaltig genug, so dass er bereits 15 Jahre später durch eine erste Stahlkonstruktion ersetzt werden musste. Diese war aber auch nicht für die Ewigkeit geeignet, so dass sie 2012 in stark korrodiertem Zustand zunächst geschlossen und schließlich abgerissen werden musste. Die Rede ist vom Hardtbergturm, der nun in neuer Pracht wiedererstanden ist und feierlich eingeweiht werden konnte.

Beteiligt waren an diesem rund 800.000 Euro teuren Projekt viele Personen und Institutionen, von denen vielen auch zu dem Festakt gekommen waren. So freute sich Königsteins Bürgermeister Leonhard Helm seinen ehemaligen, Klaus Temmen, und aktuellen, Christoph König, Amtskollegen aus Kronberg begrüßen zu können: „Auch die Stadt Kronberg hat hierfür eine Spende geleistet.“ Königstein selbst sei mit 300.000 Euro daran beteiligt gewesen, was den verantwortlichen Gremien zu verdanken sei, die entsprechend entschieden hätten. Der Regionalpark Ballungsraum RheinMain habe wiederum 16.650 Euro für die Planung und die Fördermittelzusage des Landes Hessen in Höhe von 200.000 Euro für die Bauausführung gesorgt. Ebenso hat der Regionalpark RheinMain Taunushang sein Scherflein beigetragen und last but not least hat der Förderverein Hardtbergturm rund um seinen Vorsitzenden Hans-Dieter Hartwich, der im Herbst 2016 mit dem Ziel des Neubaus gegründet wurde, erheblich zur Realisierung beigetragen, indem er weitere Institutionen und Privatpersonen zu einem Beitrag bewegen konnte.

Mit freudigem Blick auf den Turm schließlich meinte Helm: „Mit dem traumhaften Blick von der obersten Aussichtsplattform kann man die gesamte Region erleben und bekommt einen unvergleichlichen Blick auf den Regionalpark RheinMain und den Taunus. Ich freue mich sehr, dass dieses wunderbare Projekt mit Hilfe so vieler Menschen aus der gesamten Region umgesetzt werden konnte.“

Eine neue Perle für den Taunus

Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr, Mitglied des Regionalpark Aufsichtsrats, gratulierte gemeinsam mit Kreistagsvorsitzendem Renzo Sechi und erinnerte sich schmunzelnd: „Es war an meinem zweiten Arbeitstag, dass Hans-Dieter Hartwich in mein Büro kam und mich damit angesteckt hat, das Projekt zu unterstützen.“ Dieser sei im Grunde der Vater des Projekts: „Daher möchte ich Ihnen und dem Förderverein gratulieren.“ Gespannt sei er nun, welche Auswirkung der Hardtbergturm auf den Tourismus haben werde, ganz sicher aber sei er ein weiteres Wahrzeichen des Taunus, eine Perle sei hiermit eröffnet worden.

Auch Lars Keitel, Bürgermeister von Friedrichsdorf und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der RheinMain Taunushang GmbH, empfand diese Eröffnung als einen „bedeutenden Moment“. Von ihm bekam insbesondere der Turm viele gute Wünsche auf sein künftiges Bestehen: „Ich wünsche mir, dass er frei von Vandalismus und unbeschädigt bleibt – und dass er sämtliche TÜV-Prüfungen besteht.“

Großer Dank an viele Unterstützer

Hans-Dieter Hartwich konnte viele einzelne Menschen aufzählen, die ihm auf dem achtjährigen Weg zu diesem Ereignis – sein Engagement begann bereits zwei Jahre vor Gründung des Fördervereins – viel geholfen haben. An erster Stelle nannte er Leonhard Helm und Landrat Ulrich Krebs: „Sie haben den Verein auf hervorragende Weise unterstützt.“ Ein aufrichtiges Dankeschön ging gleichzeitig an viele namentlich erwähnte Vereinskollegen, die unermüdlich an einem Strang gezogen hätten.

Eine weitere Erläuterung gab er hinsichtlich der Stahlkonstruktion: „Anfangs wollten wir wieder einen Holzturm errichten, doch nachdem andere solcher Bauwerke, wie zum Beispiel der Goetheturm, wegen Vandalismus abgebrannt sind, haben wir uns für Stahl entschieden – in dem vollen Bewusstsein, dass der Turm somit doppelt so teuer wird, als ursprünglich geplant.“ Außerdem verriet Hans-Dieter Hartwich: „Mit diesem Turm habe ich mir selbst ein besonderes Geschenk gemacht: Im Laufe der Planung habe ich so viele Türme besichtigt und bin so oft Hubwagen gefahren, dass ich jetzt keine Höhenangst mehr habe.“

Und was macht nun der Förderverein, nachdem der Turm endlich steht? „Wir überlegen, wie es weitergeht, es gibt noch viele Ideen!“ Sagt’s und wünscht allen Anwesenden „gute Aussichten“.

Architekt Wolfgang Ott wiederum erläuterte, warum dieser Turm auch für Menschen relativ gut zu bewältigen haben, die Höhenangst haben: „Die Wangen an den Treppen sind geschlossen und der Handlauf kann durchgehend von oben bis unten genutzt werden – er ist nicht ein einziges Mal unterbrochen.“ In Anbetracht der Tatsache, dass es bei diesem frei zugänglichen Turm keine Schlüsselübergabe gebe, hatte er eine andere Gabe mitgebracht: „Ich verdoppele meine Spende.“

Sebastian Gräf, Leiter des Forstamts Königstein, gab anschließend zu: „Wir haben angesichts dieses Projekts erst einmal geschluckt, denn ein solches ist immer eine Herausforderung.“ Umso schöner, dass der alte Waldbestand drumherum überwiegend erhalten bleiben konnte und wenn er und seine Kollegen Turm und Gelände für Waldpädagogik und Umweltbildung nutzen könnten, freue er sich sehr.

Erst Böllerschüsse, dann Eroberung

Dann war die Reihe an Rolf Gilgen, zweiter Vorsitzender der Cronberger Schützengesellschaft und Bundesreferent für Böllerwesen, eine kleine Einleitung zum Jubelböllern zu geben. Denn damit sollte quasi der Startschuss fürs erste Erklimmen des Hardtbergturms gegeben werden, bei denen die Kinder, die ohne Begleitung hinaufgehen durften dank des Vorschlags von Leonhard Helm, als erste los spurten durften. „Das Brauchtum des Böllerns ist eines des Freuens und Jubelns.“ Übrigens sei es als immaterielles Kulturgut von der UNESCO anerkannt. Kurz darauf hieß es „Wohlan!“ und demzufolge seine Aufforderung an die sechs Schützen, die sich auf den sechs Ebenen – den Erdboden mitgezählt – verteilt hatten, ans gemeinsame Verdämmen (d.h. laden der „freien“ Waffe mit Schwarzpulver und verschließen mit Korken) zu gehen. Kurz darauf senkte er die Fahne jeweils für die Einzelböller (langsames Reihenfeuer), von dem jeder mit einem Bannspruch begleitet wurde (s.u.), und schließlich für den Gesamtschuss von allen gleichzeitig.

Dann aber gab es kein Halten mehr und die Kinder, die bereits in ihren Startlöchern mit den Hufen scharrten, machten sich an die Besteigung des Hardtbergturms. Lange dauerte es nicht, da konnte die erste Mutter mit Blick auf die oberste Plattform rufen: „Da ist Paul!“

Die sechs Bannsprüche für den Hardtbergturm wenden sich gegen bzw. lauten:

  1. Alle Elementarschäden sowie deren Gefahren wie Blitz, Einschlag, Erdbeben, Wasser
  2. Jegliche weltliche Gefahren wie Feuer, Korrosion, Zerfall, Temperatur, Stürme
  3. Jede menschliche Schädigungen durch Vandalen, groben Unfugs oder Versagens selbst Fahrlässigkeit
  4. In Erinnerung an die Opfer aus Gewaltherrschaft, Missbrauch, Rassismus, heuer an die ukrainische Bevölkerung, deren Soldaten und Flüchtlinge.
  5. Wir beten und bitten die Heilige Barbara an um Unfälle an Mensch, Tier, Pflanzen oder Bauwerke im Umfeld oder mit dem Turm. Die Heilige Barbara ist Schutzpatronin der Böllerschützen und zugleich der Türme oder Türmer. Schon immer dienten Türme mit Signalinstrumenten zur Warnung oder Herbeirufens in dessen weite Umgebung – z.B. durch Böller.
  6. Vor Allem möge er den Menschen zu allen Zeiten Freude, Begeisterung und Weitblick ermöglichen. In diese wundervolle Natur, einer brillanten Landschaft sowie faszinierende Blickpunkte sind zu erleben. Damit unsere Erde durch frühzeitigen Klimaschutz, bewusstes Umweltverhalten allen Generationen so erhalten bleibt!

Der Hardtbergturm

Fakten und Historie

Der Im Jahr 1899 im Wald des Hardtbergs zwischen Königstein und seinem Stadtteil Mammolshain errichtete Hardtbergturm ist 2022 durch einen modernen Neubau ersetzt worden. In unmittelbarer Nähe zum Anfangs- bzw. Endpunkt der Regionalpark Safariroute „Von Zoo zu Zoo“ gelegen, gibt es jetzt wieder einen großartigen Panoramablick über das Rhein-Main Gebiet.

Der neue Hardtbergturm:

Höhe: rund 32 Meter (NN-Höhe Basis 409,75 über NN) – Höhe alter Turm: 14,6 Meter

Markante Stahlkonstruktion – rund 80 Tonnen – auf elliptischem Grundriss

Vier Erkundungsplattformen und einen Aussichtsplattform (Höhe der obersten Plattform: 26,6 Meter – 436,35 über NN)

Geplante Gesamtkosten rund 797.300 Euro. Pandemiebedingt ist mit Mehrkosten zu rechnen, die genaue Abschlussrechnung folgt.

Historie:

Der erste Hardtbergturm wurde schon 1884 vom Taunusclub aus Holz errichtet. Das geht aus einer Notiz des ehemaligen Königsteiner Stadtarchivars Sturm-Godramstein aus alten Unterlagen hervor. Der war allerdings bald baufällig und musste abgerissen werden.

Am 3. Dezember 1899 gab es dann die Einweihung des Nachfolgemodells, erbaut von Ingenieur Hausen aus Frankfurt in Eisenkonstruktion. Er hatte eine Höhe von zwölf Meter, 63 Stufen und eine Plattform für 25 Personen. Die damaligen Kosten beliefen sich auf 2.600 Mark.

1952 wurde er durch die Stadt Königstein wieder instandgesetzt und 1972/73 renoviert.

1998 gab es die Baugenehmigung zur Erhöhung des Turms und

1999 wurde er durch die Stadt Königstein saniert und auf 14,6 Meter aufgestockt.

Im Dezember wurde der Turm gesperrt, weil die Treppe stark korrodiert und die Tragfähigkeit nicht mehr gewährleistet war.

Am 12. Oktober 2016 wurde de Förderverein Hardtbergturm mit dem Ziel gegründet, den Bau eines neuen, noch höheren Turms zu unterstützen.

Ende 2017 erster Vorentwurf durch das Architekturbüro Ott aus Kronberg, der alle Beteiligten überzeugte.

2019 Auftrag für den Turm geht an das Büro Ott.

Ende 2020 Rodung des Bauplatzes durch Hessen Forst. Anfang 2021 Vergabe aller Aufträge.

Am 10. Mai 2021 endgültiger Abriss des alten Turms.

  1. September 2021 feierliche Grundsteinlegung am alten Standort für den neuen Hardtbergturm.

Große Eröffnung des neuen rund 32 Meter hohen Turms aus Stahl am 18. Juni 2022.

Durch den Beitritt Königsteins 2019 zum Regionalpark RheinMain wird der Turm als weiterer Knotenpunkt an das überregionale Routennetz angeschlossen.