Der Zweipunktige Eichenprachtkäfer breitet sich im Stadtwald aus

26. April 2024

Kelkheim (es). Bei einem Ortstermin in Fischbach trafen sich Bürgermeister Albrecht Kündiger, Anke Schleich vom städtischen Bauamt und Revierförster Hendrik Bickel in einem Eichenwäldchen zum Thema Eichenprachtkäfer. Kündiger berichtete, dass „das Thema auch bei der Bürgermeisterrunde im Main-Taunus-Kreis besprochen worden ist. Während er vor einigen Jahren praktisch keine Rolle als Schädling spielte, hat sich das in den vergangenen Jahren geändert.“ Bisher galt die Eiche als sehr widerstandsfähig in Zeiten des Klimawandels und es gibt

Der zweipunktige Eichenprachtkäfer

Wissenschaftlich bekannt ist der Eichenprachtkäfer als Agrilus planipennis und ist ein faszinierendes Insekt aus der Familie der Prachtkäfer (Buprestidae). Ursprünglich in Ostasien beheimatet, hat dieser kleine Käfer jedoch in den letzten Jahren weltweit Aufmerksamkeit erregt, insbesondere in Nordamerika und Europa, aufgrund seiner Auswirkungen auf Eichenbestände.

Eine Larve des Eichenprachtkäfers. – Foto: es

Denn der Käfer bringt die geschwächten Eichen zum Absterben. Dürre, Borkenkäfer: In der Vergangenheit hat der Klimawandel auch dem Kelkheimer Wald stark zugesetzt. Genau an dem Punkt, an dem sich durch ergiebige Regenfälle die Lage zu entspannen scheint, macht sich nun diese neue Herausforderung bemerkbar. Daher ist der Zweipunktige Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus) derzeit ein großes Gesprächsthema in der Forstwirtschaft. An einigen Stellen im Vordertaunus greift dieser seit letztem Sommer die durch den Klimawandel vorgeschädigten Eichenbestände an.

Erkennen der befallenen Eichen

Die ausgewachsenen Käfer sind ungefähr einen Zentimeter groß, metallisch grün mit zwei charakteristischen weißen Punkten. Sie legen ihre Eier in den Furchen der Rinde der Eichen ab. Aus diesen schlüpfen nach zwei Wochen die Larven und fressen sich in die Rinde ein. „Die Eichen im Kelkheimer Stadtwald sind noch nicht so stark befallen, wie in anderen Gemeinden im Rhein-Main-Gebiet“, erklärt der Kelkheimer Revierförster Hendrik Bickel. „Allerdings beobachten wir auch hier die Ausbreitung des Eichenprachtkäfers an exponierten Lagen oder stark besonnten Waldrändern.“ Normalerweise bedroht seine Anwesenheit die Eichen nicht in ihrem Bestand. Ein gesunder, gut mit Wasser versorgter Baum schließt die Larve ein und so kann sie nicht mehr bewegen.

Geschädigte Eichen

Wenn sich die Käfer aber auf alten, bereits vorgeschädigten Bäumen ansiedeln, können sie deren natürlichen Verfallsprozess drastisch beschleunigen. Das ist ein völlig natürlicher Vorgang in unseren Wäldern. Jedoch ist es derzeit so, dass durch die jahrelang anhaltende Trockenheit sogar die als resistent geltenden Eichen flächendeckend unter Stress stehen. Auch jüngere Bäume, die eigentlich „voll im Saft stehen“ müssten, sind sozusagen dauerhaft im Überlebensmodus.

Der Eichenprachtkäfer findet somit immer mehr geschwächte Bäume und vermehrt sich dementsprechend schnell. Während ihrer Entwicklung fressen die Larven des Käfers das Kambium, das ist die dünne Gewebeschicht zwischen der Rinde und dem eigentlichen Holzkörper. Hier verlaufen die Nährstoffleitbahnen des Baumes, welche durch den Larvenfraß unterbrochen werden. In Folge führt dies zum Absterben des Baumes.

Ob eine Eiche vom Prachtkäfer befallen ist, erkennt im frühen Stadium nur der Forstexperte nach einiger Übung und Erfahrung. Sowohl die Einbohrlöcher der Larven, als auch die Ausfluglöcher der ausgewachsenen Käfer sind sehr klein und nur aus nächster Nähe zu erkennen. An Verfärbungen der Rinde und verdorrten Ästen erkennt man Bäume, welche bereits befallen sind. In späten Entwicklungsstadien hilft der Specht die Bäume zu erkennen. Er sucht hinter den oberen Rindenschuppen nach den Larven und die Bäume erscheinen dann rötlich.

Kennzeichnen der befallenen Bäume

Da es sich bei dem akuten Befall von Eichenprachtkäfern um ein neues Phänomen handelt, hat das Forstamt Königstein einen Waldschutzexperten von der Forstwissenschaftlichen Versuchsanstalt in Göttingen um Rat gebeten. Er empfiehlt schnelles Handeln. Solange es sich, wie im Kelkheimer Wald der Fall, nur um einzelne Bäume oder kleinere Baumgruppen handelt, die vom Prachtkäfer befallen sind, werden diese gezielt gefällt und entnommen.

Die drei roten Querstriche bedeuten: Das Holz dieses Baums ist nur noch als Hackstücke verwendbar. – Foto: es

Bickel kennzeichnet die Bäume mit einem roten Querstrich, wenn das Holz noch verwertbar ist. Bäume mit drei roten Querstrichen sind nur noch als Hackstücke verwendbar. Dabei muss darauf geachtet werden, dass alle Teile des Baumes aus dem Wald entnommen und entsorgt werden. Dazu gehört auch die Rinde, in der sich – auch nach der Fällung des Baumes –, die Larven weiter vermehren können. Auch das richtige Timing ist wichtig. Eingeschlagene Eichen müssen vor dem Ausflug der Käfer im Frühjahr aus dem Wald gebracht werden. Immerhin legen die geschlüpften Käfer vier bis sieben Kilometer zurück. Allerdings darf in stillgelegten Flächen nicht gefällt werden. Daher geht von hier eine zusätzliche Gefahr aus.

Nachsorge

Es ist wichtig, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um die Verbreitung des Eichenprachtkäfers einzudämmen und die Gesundheit der teilweise bis zu 200 Jahre alten Eichenbestände in Kelkheim zu schützen. „Die Wirksamkeit unserer Maßnahmen wird durch die Stadt und HessenForst genau beobachtet. Auf Grundlage der gewonnenen Erfahrungen wird dann über eine weitere Maßnahme im kommenden Jahr entschieden“ so Bickel am Ende des Ortstermins.