Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen am Schloss Weilburg sichern historische Substanz

Obere Orangerie von Schloss Weilburg. ©SG - Foto: Michael Leukel

26. Mai 2025

Weilburg (ut). Schloss dient auch 2025 wieder als prachtvolle Kulisse für die Weilburger Schlosskonzerte, deren Eröffnung am 6. Juni stattfindet. In den vergangenen Jahren haben die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) umfangreiche Maßnahmen zur Erhaltung und Restaurierung der historischen Anlage im Innen- und Außenbereich durchgeführt. Ziel war es, die Substanz zu sichern, die Nutzbarkeit zu verbessern und das historische Erbe für Besucher:innen weiterhin erlebbar zu erhalten.

„Dass die Besucherinnen und Besucher der Weilburger Schlosskonzerte wie auch unserer musealen Schauräume das historische Ensemble so erleben und genießen können, ist das Ergebnis umfangreicher und kontinuierlicher Maßnahmen zur Erhaltung, Restaurierung und behutsamen Weiterentwicklung der Schlossanlage, die wir in den vergangenen Jahren mit großem Engagement umgesetzt haben. Dafür spreche ich allen Beteiligten meinen Dank aus“, sagt SG-Direktorin Kirsten Worms.

Instandsetzung der historischen Mauer im Gebück

Eine zentrale Maßnahme war die Instandsetzung der historischen Mauer im Bereich des sogenannten Gebücks. In drei Bauabschnitten wurden dort massive Schäden behoben, die durch eindringendes Wasser hinter der Mauer entstanden waren. Der alte, zu dichte Fugenmörtel wurde entfernt, lose Steine aufgenommen und mit einem offenporigen Mörtel neu versetzt, der Feuchtigkeit besser abführt. Zusätzlich sorgen neu eingesetzte Entlastungslöcher dafür, dass bei Starkregen überschüssiges Wasser abgeleitet werden kann.

Eine bauhistorische Besonderheit bot sich während der Arbeiten: Im Verlauf der Restaurierung wurde eine ältere Mauerschicht freigelegt, die mutmaßlich noch aus dem späten Mittelalter stammt. Die barocke Mauer war offenbar später davorgesetzt worden. Der Bereich ist nach der Instandsetzung nun wieder freigegeben.

Begleitend wurde auch der Weg durch das Gebück aufgewertet: Die Wegedecke wurde abschnittsweise erneuert, ausgewaschene Partien sowie Treppenanlagen ausgebessert und mit Bruchstein eingefasst, um Erosion vorzubeugen. Die „Farnschluchten“ entlang der Blickachsen wurden gärtnerisch durch robuste, heimische Wildstauden ökologisch und optisch aufgewertet.

Restaurierung der Schlossfassade und der Treppenanlage

Auch im Schlosshof wurde viel erreicht: Die Westfassade des Ostflügels erhielt einen neuen Oberputz, Fenster und Dach wurden umfassend instandgesetzt. Die beiden Zwerchhäuser erhielten eine neue Schieferdeckung, die sich nicht nur am historischen Vorbild orientiert, sondern auch dem langfristigen Schutz der Bausubstanz dient – insbesondere nachdem die Freilegung des Fachwerks in den 1940er Jahren wiederholt zu Schäden geführt hatte.

Ein weiterer Schwerpunkt war die denkmalgerechte Restaurierung der barocken Treppenanlage: Die Stufen wurden aufgenommen, die tragende Unterkonstruktion repariert und anschließend wieder sorgfältig versetzt. Fehlende Steinelemente wurden ergänzt. Das aufwendig gearbeitete Geländer wurde demontiert, restauriert und mit einem neuen Handlauf wieder eingebaut.

Maßnahmen an Orangerien und im Schlossgarten

Zwischen Orangerie und Schlosskirche wurde das Dach neu gedeckt und der Dachstuhl gesichert, nachdem dort ein holzzerstörender Pilz entdeckt worden war. Auch im Obstgarten wurde gearbeitet: Das Spaliergerüst entlang der Mauer wurde in Eigenregie erneuert, um die historische Obstkultur zu bewahren. Zudem wurden an der oberen und unteren Orangerie neue Buchsbepflanzungen vorgenommen. Die Sorte Buxus ‚Herrenhausen‘ wurde gewählt, da sie eine höhere Toleranz gegenüber pilzlichen Erkrankungen aufweist als die vormals befallenen Pflanzen.

Restaurierung von Löwenbrunnen und Delfinbrunnen

Auch die historischen Brunnenanlagen im Außenbereich des Schlosses werden aktuell restauriert: Der Löwenbrunnen erhält eine neue Steuerung, die künftig auch den Delfinbrunnen auf dem Vorplatz mitversorgt. Die Kalksteinelemente des Löwenbrunnens wurden gereinigt, Risse geschlossen und das Becken neu abgedichtet.

Restaurierung historischer Innenräume

Im Inneren des Schlosses wurden zum Jahreswechsel drei bedeutende Räume instandgesetzt – darunter das historische Treppenhaus mit Vorraum sowie die ehemalige Kanzlei. Hier wurden Putzschäden behoben, Risse verschlossen, Wandflächen neu gefasst und die historischen Malereien gereinigt und retuschiert.

Wiederherstellung einer Perlenstickerei

Besonderes Augenmerk galt auch der textilen Kunst: Einen in aufwendiger Handarbeit mit unzähligen Glas- und Metallperlen sowie vielfarbigen Seiden- und Wollgarnen bestickten Wandbehang können Besucher ab sofort wieder aus nächster Nähe betrachten. Nach einer behutsamen Reinigung, die in den Restaurierungswerkstätten der SG in Bad Homburg vorgenommen wurde, ist das kostbare fast 200 Jahre alte Kunstwerk aus dem Besitz der Herzöge von Nassau nach Schloss Weilburg zurückgekehrt.

Kostbare Perlenstickerei. – ©SG

Entstanden ist der Wandbehang wohl anlässlich der ersten Hochzeit des Herzogs Adolf von Nassau (1817-1905) im Jahr 1844 mit der Großfürstin Elisabeth Michaelowna von Russland (1826-1845), einer Urenkelin von Zarin Katharina der Großen. Die Herkunft der Braut, die als Nichte des regierenden Zaren Nikolaus I. einer der mächtigsten Dynastien angehörte, bedeutete für das Herzogtum Nassau eine überaus vorteilhafte Verbindung. Darauf zielt auch das zentrale Motiv des Wandbehangs ab: Es zeigt, umgeben von Blumengebinden und ornamentalen Motiven, das bekrönte Allianzwappen der Häuser Nassau und Romanow mit ihren jeweiligen Symboltieren, dem Löwen und dem doppelköpfigen Adler.

Die aufwendige Perlstickerei war vermutlich für die privaten Wohnräume des Herzogspaares vorgesehen und könnte dem jungen Paar bei dessen feierlichen Einzug in Wiesbaden, der Residenzstadt des Herzogtums, präsentiert worden sein. Das Eheglück war jedoch nur von kurzer Dauer: Elisabeth starb bereits im Jahr nach der Hochzeit bei der Geburt ihrer ersten Tochter und wurde in der für sie errichteten russisch-orthodoxen Kapelle auf dem Neroberg in Wiesbaden bestattet. Der kostbare Wandbehang in Schloss Weilburg zählt somit zu den wenigen heute erhaltenen Zeugnissen, die an diese kurze internationale Ehe erinnern.

Zukunftssicher aufgestellt

Mit diesen breit gefächerten Maßnahmen haben die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen wichtige Weichen für den langfristigen Erhalt und die qualitätsvolle Präsentation des Schlossensembles gestellt. Schloss Weilburg bleibt damit nicht nur ein Ort historischer Bedeutung, sondern auch ein lebendiges Kulturdenkmal, als welches es sich im Zuge der bevorstehenden Weilburger Schlosskonzerte erneut präsentieren wird.