Ein sehr guter Anlass für eine kollegiale Ausstellung - Nach 46 Jahren geht Manfred Petry in den Unruhestand

Filialleiter Klemens Weil und sein drechselnder Kollege Manfred Petry vor einer der Vitrinen mit dessen Holzkunstwerken. - Foto: pit

Von Petra Pfeifer, 22. März 2024

Usingen. 46 Jahre beim gleichen Arbeitgeber tätig sein und Karriere machen – das ist in modernen Zeiten keine Selbstverständlichkeit mehr. Bei Manfred Petry, der am 22. März das 63. Lebensjahr erreicht, und als Servicemitarbeiter – „die Bezeichnungen ändern sich stets mit der Zeit“, so Filialleiter Klemens Weil – bei der Nassauischen Sparkasse (Naspa) tätig ist, ist dieser glückliche Fall eingetreten. „Der Kontakt mit den Kunden ist mir wichtig und die täglich immer neuen Herausforderungen, für sie die passenden Lösungen zu finden und Spezialisten einzubinden, hat meinen Beruf jederzeit abwechslungsreich und spannend gemacht“, blickt Manfred Petry sichtlich zufrieden zurück. Zwar habe er auch andere Bereiche im Bankwesen ausprobiert, doch der Service habe sich aus den genannten Gründen sehr schnell als der „seine“ erwiesen.

Nach der Ausbildung des gebürtigen Köpperners bei der Naspa in Bad Homburg folgten verschiedene Stationen im Vordertaunus, wie zum Beispiel in Steinbach – dort war er knapp 12 Jahre Zweigstellenleiter – und Stierstadt. Tageweise sei er auch in der Zentrale tätig gewesen. War es anfangs noch üblich, die Kunden zu Gunsten der Kundenbindung bei einem Wechsel mitzunehmen, so hat sich dies – insbesondere mit Einführung des Online-Bankings – mittlerweile geändert. Schon allein weil es den älteren Kunden nicht zuzumuten war, von einem Ort zum anderen „mitzuziehen“. Doch das Online-Banking wiederum macht es wichtig, die ältere Kundschaft an die Hand zu nehmen und ihnen bei diesem Procedere hilfreich zur Seite zu stehen.

„Auch der Umgang mit den Kollegen war mir immer sehr wichtig, dazu gehört auch der Kontakt untereinander in den Mittagspausen oder privat“, versichert Manfred Petry. Das Thema „Team“ sei in der Naspa hoch angesiedelt, dazu gehöre ebenfalls der Respekt voreinander und nach außen.

Klemens Weil blickt dem Abschied seines langjährigen Kollegen mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen: „Einerseits freut man sich für ihn, dass er nun seinen nächsten Lebensabschnitt beginnen und die Früchte seiner Arbeit genießen kann. Andererseits verliert man einen Kollegen und seine Kompetenz, dessen Zuverlässigkeit und Loyalität wir alle im Team sehr schätzen.“

„Weißt Du auch, was Du vorhast?“

In Verbindung mit seinem bevorstehenden „Ruhestand“, wird Manfred Petry häufig gefragt: „Weißt Du auch, was Du vorhast?“ Denn ihm ist durchaus anzusehen, dass er ganz bestimmt nicht auf der „Couch landen“ will. Klar, weiß er das. Denn vor etwa acht Jahren hat er mit dem Drechseln angefangen. „Meine Frau hat mich dazu gebracht als sie mich zum Besuch einer Ausstellung von Karl Dombach in Neu-Anspach animierte“, erinnert er sich. Dessen Arbeiten und Fertigkeit hätten ihn derart fasziniert, dass er und dann auch seine Frau Kurse bei dem Wehrheimer Drechsler Peter Gwiasda wahrnahm: „Man lernt sehr viel bei ihm und er berät auch beim Maschinenkauf.“

Dass er bei der Wahl seines Hobbys absolut richtig lag, ist Manfred Petry anzusehen, wenn er sagt: „Das macht richtig Spaß und ist eine regelrechte Passion.“ Im Winter käme es durchaus vor, dass er acht bis neun Stunden an seiner Maschine stehe. „Da heißt es dann einfach nur Heizung und Musik an“, schmunzelt er.

Gerne lässt er sich dabei auch mal über die Schulter schauen und wer möchte, darf sogar selbst mal ran: „Wenn die Eltern zustimmen, dann können sich auch Kinder ab zehn Jahren mal am Drechseln probieren.“

Was ihn besonders daran reizt, ist die Tüftelarbeit, den richtigen Blick auf die Maserung zu finden. „Viele Ideen bringen die Foren im Internet, doch manchmal auch einfach der Zufall“, erzählt Manfred Petry und erinnert sich daran, dass er mal auf der richtigen Form nach einem Eulenschnabel war: „Abends beim Fernsehen blickte ich auf einmal auf eine halbe Erdnuss und wusste: das ist das richtige Muster.“

Doch neben Gnomen und Eulen, die er favorisiert herstellt, gehören Gebrauchsgegenstände wie Schalen und Teelichter zu seinem Programm. Vorzugsweise verwendet er bei seinen Drechselarbeiten Eibe und Zirbe: „Das sind meine Lieblingsbäume.“

Ausstellung

Zusammen mit seiner Kollegin Kerstin Schmidt aus Frankfurt hat Manfred Petry aktuell eine Ausstellung zusammengestellt, die in den Räumlichkeiten der Naspa in Usingen, Schlossplatz 2-4, bewundert werden kann.

Eine der Sichtweisen von Kerstin Schmidt. – Foto: Privat

In dieser Kombination aus Drechselarbeiten aus Holz und Bildern zeigt die Hobby-Fotografin ihre ganz eigene Sichtweise auf Frankfurter Stadtansichten. „Geboren und aufgewachsen in der Mainmetropole war ich schon als Jugendliche begeistert von der Skyline meiner Heimatstadt. Die klaren Linien und Strukturen sowie der Blick in den Himmel haben mich schon immer fasziniert“, berichtet Kerstin Schmidt und fügt an: „Ich liebe die Architektur und betrachte diese aus unterschiedlichen, manchmal sehr speziellen Perspektiven.“

„Das sind absolut spannende Gegenpole“, finden Manfred Petry und Klemens Weil. Und der Filialleiter fügt an: „Es ist schön, wenn ich sehe, dass Menschen eine Herausforderung für ihren nächsten Lebensabschnitt haben.“

Dass nicht nur er, sondern auch die gesamte Usinger Mannschaft Freude an künstlerischen Aktivitäten und deren Unterstützung haben, zeigt übrigens nicht zuletzt der regelmäßig anlässlich des Weihnachtsmarkts in den Räumen der Sparkasse stattfindende Kunsthandwerkermarkt.

Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 12. April und die Öffnungszeiten der Naspa sind wie folgt:

Montag und Donnerstag von 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 18 Uhr, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 9 bis 12.30 Uhr sowie 14 bis 16 Uhr.