Aktion zum Thema Femizide

23. November 2022

Usingen (ut). Zusammen mit der Beratungs- und Interventionsstelle von Frauen helfen Frauen Hochtaunuskreis e.V. möchte die Frauenbeauftragte der Stadt Usingen, Nadine Fork, in diesem Jahr zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2022 mit der Aktion „Rote Schuhe“ im öffentlichen Raum auf das Thema Femizide aufmerksam machen, die auf dem Alten Markt in der Zeit von 9 bis 12 Uhr stattfindet. Weitere Aktionen sind anschließend in Oberursel und Friedrichsdorf geplant.

Im Jahr 2020 gab es in Deutschland 139 Femizide. Dabei war die Dunkelziffer noch höher, da Femizide durch Väter oder Brüder von der BKA Statistik nicht erfasst wurden. Frauen werden ermordet, weil sie Frauen sind. Dafür steht der Begriff Femizide. Deshalb sollen 139 rote Schuhpaare im öffentlichen Raum ein Zeichen setzen.

Femizide sind keineswegs Beziehungstaten, Verbrechen aus Leidenschaft oder Familiendramen, wie es gerne in der Öffentlichkeit formuliert wird. Femizide sind auch keine „Trennungstötungen“. Bei sogenannten „Trennungstötungen gelten laut Bundesgerichtshof oft mildernde Umstände, wenn die Trennung vom Opfer ausging. Somit wirkt sich das Motiv des Täters, seine Partnerin nicht zu verlieren, strafmildernd aus. Außerdem gibt man Opfern damit anteilig die Schuld an ihrer Ermordung. Die Ermordung durch einen (Ex-) Partner oder durch Väter oder Brüder ist nur selten eine zufällige oder spontane Tat. In den meisten Fällen geht einem Femizid eine lange Geschichte geschlechtsspezifischer Gewalt voraus.

Femizide – Definition aus Wikipedia:

Als Femizid bezeichnet man die Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts. Der von Feministinnen geprägte Begriff fand ab den 1990er Jahren zunächst in den USA Verbreitung. Mehrere wissenschaftliche Disziplinen, darunter die Soziologie, die Epidemiologie und die öffentliche Gesundheitspflege, entwickelten Ansätze, um Morde an Frauen im Hinblick auf Kontexte, Täterprofile, Risiko- und Schutzfaktoren zu analysieren. Die einzelnen Disziplinen entwickelten jeweils eigene Definitionen für das Vorliegen eines Femizids. Femizid ist in Deutschland kein Begriff der juristischen Fachsprache im Sinne eines Tatbestands.[1] Die Tötung von Männern wird Androzid genannt.

Man unterscheidet genauer einen Femizid, der durch die Tötung durch einen Intimpartner (sogenannter Intim-Femizid) verursacht wurde, einen Mord im Namen der „Ehre“, einen Mitgift-bezogenen Femizid und einen nicht-intimen Femizid. Weltweit wurden im Jahr 2017 zwar fünfmal soviele Männer ermordet wie Frauen, jedoch waren bei den Morden durch einen Intimpartner oder die Familie fast zwei Drittel der Opfer Frauen. Im Jahr 2017 fielen weltweit 1,3 von 100.000 Frauen in der Bevölkerung einem intimen oder familiären Femizid zum Opfer.

Ab den 2000er Jahren verwendeten lateinamerikanische Aktivisten und Feministinnen das Konzept in abgewandelter Form („Feminicidio“), um die Gewalt gegen Frauen in Lateinamerika anzuprangern. Sie fassten den Feminicidio als Staatsversagen auf. Ab 2009 griffen die Vereinten Nationen das Konzept auf, da – wie die UN-Sonderberichterstatterin zu Gewalt gegen Frauen Rashida Manjoo konstatierte – die Gewalt gegen Frauen alarmierende Ausmaße erreicht hatte. Im Jahr 2015 etablierte Manjoos Nachfolgerin Dubravka Šimonovic die Femicide Watch. Sie rief alle Länder auf, regelmäßig zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November statistische Berichte zum Femizid und zu dessen Strafverfolgung vorzulegen.

Warum gerade rote Schuhe?

Die roten Schuhe stehen als Symbol für Gewalt und Morde an Frauen durch ihren (Ex-)Partner. Sie haben ihren Ursprung in einer Kunstaktion der mexikanischen Künstlerin Elina Chauvet im Jahr 2009. Deren Schwester wurde von ihrem Mann erschlagen. Die rote Farbe der Schuhe symbolisiert das Blut der getöteten Frauen. Die Kunsttäter aus Oberursel lackierten freundlicherweise die Schuhe, die viele Frauen gespendet haben.