NABU Hessen bittet um Rücksichtnahme

Zum Teich statt unter die Räder - Amphibienwanderung startet

Erdkröte vor Auto. - Foto: Jonathan Fieber

14. Februar 2024

Überregional (ut). Durch mildere Temperaturen und ausreichend Regen werden jetzt viele Amphibien aktiv und begeben sich auf Hochzeitsreise. Der NABU bittet deshalb Autofahrer:innen, in der Dämmerung vorsichtig zu fahren und Rücksicht auf liebestrunkene Lurche zu nehmen. „Überall, wo Kröten, Frösche und Molche unterwegs sind, sollte man auf Tempo 30 heruntergehen, um die Tiere nicht unnötig zu gefährden“, empfiehlt Maik Sommerhage, Vorsitzender des NABU Hessen. Hinweisschilder an den Straßenrändern weisen auf Streckenabschnitte hin, in denen besonders viele Amphibien wandern.

Ab einer Temperatur von fünf Grad Celsius verlassen die wechselwarmen Tiere ihre Winterquartiere in der Abenddämmerung und machen sich auf zur „Hochzeitswanderung“. Besonders bei feuchtem Wetter sind sie unterwegs. Trotz mancher noch kühlen Nächte hat die Wanderung in Hessen bereits begonnen. In den kommenden Wochen steuert das Paarungsgeschehen voraussichtlich auf seinen Höhepunkt zu.

Zur Fortpflanzung kehren viele Amphibienarten an ihr Geburtsgewässer zurück. Die Winterquartiere wie Hecken, Wälder aber auch Gärten liegen teilweise weit entfernt von den Laichgewässern, in denen Kröten, Frösche und Molche auf Partnersuche gehen. Auf den bis zu drei Kilometer langen Wanderungen müssen sie oftmals Straßen überqueren. „Manchmal bleiben die Kröten und Frösche sogar längere Zeit auf der warmen Fahrbahn sitzen und werden dann ein leichtes Opfer anrollender Autos“, erklärt Sommerhage. Eine oft unterschätzte Gefahr sei zudem der Strömungsdruck der Fahrzeuge. Bei Geschwindigkeiten von über 30 Stundenkilometern würden auch Amphibien getötet, die am Straßenrand sitzen. Denn der Strömungsdruck der Autos verletzt die inneren Organe der Amphibien.

Shuttle Service für Frosch, Kröte, Molch und Co.

Eine umsichtige Fahrweise ist auch wegen der vielen freiwilligen Helfer:innen wichtig. Denn auch für ehrenamtliche Naturschützer:innen beginnt nun in ganz Hessen die Wandersaison. „Der Einsatz an den Straßen wird weniger gefährlich, wenn Autofahrer:innen Warnschilder und Tempolimits beachten – zumal die Einsätze in der Dämmerung stattfinden, wenn die meisten Tiere unterwegs sind“, so der Landesvorsitzende. Viele NABU-Gruppen betreuen bereits Krötenzäune, um Amphibien an besonderen Gefahrenstellen vor dem Straßentod zu retten. So wurden bereits in vielen Landkreisen in Hessen durch NABU-Gruppen Amphibienzäune aufgestellt. Wandernde Amphibien wurden zum Beispiel bereits von der Bergstraße, aus Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau gemeldet. Aber auch in Fuldatal bei Kassel sind schon erste Erdkröten unterwegs.

„Bei entsprechender Witterung heißt es nun, morgens und abends die Krötenzäune abzugehen, die in den Eimern sitzenden Amphibien zu zählen und sie über die Straße zu tragen“, erklärt Sommerhage. Für diese ehrenamtliche Arbeit sind zahlreiche Helfer:innen nötig und einige NABU-Gruppen suchen noch nach Verstärkung für die Zaunbetreuung. Der NABU bietet deshalb Sonderseiten zum bundesweiten Wandergeschehen an. Dort gibt es aktuelle Meldungen über besondere Ereignisse, auch Meldungen zu seltenen Arten.

Um eine bessere Übersicht über die Amphibienwanderung in Hessen zu erhalten, ruft der NABU Hessen außerdem dazu auf, Funde von Kröten, Fröschen und Molchen zu melden. Mit der neuen, kostenfreien NABU-Naturgucker-WebApp „Kröten & Co“ können Beobachtungen nun unkompliziert online erfasst werden. „Je mehr Amphibienfreund:innen mitmachen, desto genauer können wir feststellen, wo die Lurche in Hessen noch vorkommen“, so Sommerhage. Die WebApp bietet zudem den vielen ehrenamtlichen Helfer:innen die Möglichkeit, Beobachtungen an Krötenzäunen (und im Gelände) punktgenau schnell und unkompliziert zu melden. Außerdem enthält die App bebilderte Artporträts von sieben Amphibienarten, die das Erkennen der Arten erleichtern. Die Anwendung funktioniert wie eine typische App, lässt sich aber ganz einfach per Browser-Link aufrufen und muss nicht auf dem Smartphone installiert werden.