Steinbachs Gesamtbeirat

Interessengemeinschaften stellen erste Ergebnisse vor

 Von Eckard Steffin, 2. April 2022

Steinbach (ut). Bürgermeister Steffen Bonk begrüßte die Teilnehmen im Saal mit den Worten: „Sie sind Zeugen eines historischen Moments. Die konstituierende Sitzung des Gesamtbeirates als Plattform der Bürgerbeteiligung. Wir begeben uns auf eine gemeinsame Reise des Austausches, wollen Synergie erzeugen und Vieles mehr für unsere Stadt erreichen.“ Danach stellte er die nicht stimmberechtigten Mitglieder vor: Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Galinski, Simone Horn, Vorsitzende des Ausschusses für Soziales, Bildung, Integration, Sport und Kultur, Moritz Kletzka, Vorsitzender des Ausschusses Soziale Stadt, Bärbel Andresen, Quartiersmanagement und Gemeinwesenarbeit und Ansprechpartnerin für die Interessengemeinschaften, Kai Hilbig, Vorsitzender des Vereinsrings, Walter Schütz, Vorsitzender des Steinbacher Gewerbevereins, Vertreter:innen der evangelischen St. Georgsgemeinde, der katholischen St. Bonifatius Gemeinde und dem Vertreter der Ahamadiyya Gemeinde Steinbach, Mechthild Schneider als Vertreterin des Sozialen Netzwerkes und gleichzeitig im Verein Die Brücke, Christoph Rensch ebenfalls Soziales Netzwerk.

„Heute Abend wollen wir keine Lösungen, sondern Ideen und Fragen sammeln und vielleicht mal den Finger in die Wunde legen“, so Bonk. Die Interessengemeinschaften sollen die Brücke von den Bürger:innen zu dem geschäftlichen Bereich bilden und so wurde es auch in der Geschäftsordnung festgelegt. Dann kamen die ersten Formalien. Die Tagesordnung wurde genehmigt und der Leitfaden beschrieben. Wichtig seien die Regeln im Umgang. Die Kommunikation sollte wertschätzend sein, ausreden lassen, zuhören und unterstützend gepaart mit Respekt. „Schließlich sind die IG-Sprecher in einer offiziellen Mission für die Stadt Steinbach unterwegs und werden daher auch öffentlich beobachtet“, so Bonk. Anschließend stellten sich die verschiedenen Interessengemeinschaften selbst vor.

IG Senioren – Sprecher:in: Christine Lenz und Giancarlo Cappelluti

Christine Lenz lebt seit 47 Jahren in Steinbach, hat zwei erwachsene Kinder und eine zweijährige Enkelin. Sie hat früher Familiengottesdienste durchgeführt und arbeitet im Caritas-Seniorenkreis. Beim TUS Steinbach tanzt sie seit 1975 und macht derzeit auch die Pressearbeit. Giancarlo Cappelluti lebt seit 1970 in Steinbach und ist Gründungsmitglied des Vereins „Die Brücke“ und engagiert sich im Verein Blau-Gold.

Die IG Senioren möchte gerne einen Betreuungstag organisieren und damit über die Hilfen informieren. Es sollen Gruppen zum Austausch angestoßen werden, beispielsweise zum Thema Demenz. Schulungen für Angehörige „Wie gehe ich mit dem Tod eines nahmen Verwandten um?“ Zudem müsse die Wahrnehmung des Alters geändert werden und es wurde die Idee geäußert, dass ein Austausch zwischen Altenheimen und Kindergärten sinnvoll sein könne. Sie wollen die IG auf einem Stand auf dem Stadtfest vorstellen. Es leben immerhin 3.000 Senioren ab 60 Jahre in Steinbach. Die IG Senioren hat einen Fragebogen entwickelt, der in der finalen Phase ist. Zudem würde sie sich gerne auf der Internetseite der Stadt präsentieren. Im Oktober organisieren sie eine Gesundheitsmesse, wenn alles gut geht. Email: ig-senioren@stadt-steinbach.de.

IG Jugend – Sprecherinnen: Chris Tiwa und Masumi Eichhöfer

Masumi Eichhöfer ist 25 Jahre alt und leitet ein Tanzprojekt, Chris Tiwa konnte nicht teilnehmen.

Die IG hat Jugendliche befragt, was sie sich wünschen würden. Mehr selbst gestalteten Freiraum im Jugendzentrum, hatte die meisten Nennungen. Der „Grüne Weg“ sollte mit Dächern versehen werden, damit der Aufenthalt auch bei weniger guten Wetterbedingungen attraktiv für Jugendliche ist. Weitere Wünsche: mehr Bolzplätze, mehr Veranstaltungen für Jugendliche, insbesondere beim Steinbacher Sommer, mehr Beratungsmöglichkeiten und den Ausbau des ÖPNV. So hat die IG bei der Polizei einen Gesprächsaustausch angefragt, weil die Jugendlichen über das schlechte Verhältnis zur Polizei klagten. Email: ig-jugend@stadt-steinbach.de.

IG Familie – Sprecherinnen: Samira Sayed und Hanan Ouderni

Hanan Ouderni hat vier Kinder und Samira Sayed zwei.

Die IG wünscht sich die Ansiedlung eines Kinderarztes, bezahlbaren Wohnraum für große Familien, mehr Stadt-, Familien- und Kinderfeste. Sie wünschen sich eine bessere Gestaltung der Hochhäuser und Babyschaukeln auf den Spielplätzen. Sie regten an, dass die Senior:innen doch mal die Kitas besuchen sollten. Überdies fänden sie ein Kindermagazin gut und die Willkommens-Mappe sollte regelmäßig auf Aktualität geprüft werden. Sie wollen ein Babysitter-Netzwerk aufbauen. Zwei Veranstaltungen sind schon geplant: Am 25. Juni 2022 „Kinder malen in der Werkstatt“ und am 26. Juni 2022 ein großes Familienfest. Email: ig-familie@stadt-steinbach.de.

IG Barrieren – Sprecher:innen: Traute Salzmann und Rolf Leipold

Traute Salzmann ist 67 Jahre alt und lebt seit 44 Jahren in Steinbach. Rolf Leipold ist seit vielen Jahren ehrenamtlich für den VdK tätig und kennt viel Problem der Betroffenen.

Die IG will Barrieren gegenüber Menschen mit Handicap, mit anderer sexuellen Orientierung, Krankheiten oder Existenznöten abbauen, aber auch den Rassismus thematisieren. Der Bahnhof sei mit „Rolli“ oder Kinderwagen kaum zu betreten. An der Untergasse sei keine Abgrenzung nach dem Umbau vorhanden: Für „Rollis“ gut aber für Blinde schlecht. Für viele Sehbehinderte bedeute dies, einen Umweg zu machen. Hier wünscht sie die IG eine gemeinsame Planung für die Zukunft. Im Sinne einer „lebendigen Bibliothek“ wollen sie Geschichten veröffentlichen und eine Plakette für Barrierefreiheit entwickeln. Auch der „Sensibilisierungs-Parcours“ des VdK solle mehr zum Einsatz kommen. Email: ig-barrieren@stadt-steinbach.de.

IG Kulturelle Vielfalt – Sprecherinnen: Hayat Merzak und Sareia Sayed

Hayat Merzak nennt sich selbst eine marokkanische Frankfurterin, Sareia Sayed hat ihr ganzes bisheriges Leben in Steinbach verbracht.

Kulturelle Vielfalt lasse sich durch die Globalisierung und Migration nicht mehr verhindern und die Gesellschaft müsse lernen, die unterschiedlichen Kulturen zu akzeptieren. Die IG will daher auf Veranstaltungen, die Kulturen der in Steinbach Lebenden vorstellen. Alle seien einladen, diese kennenzulernen. Sie wollen neue Freundschaften initiieren, nach Übersetzern suchen und vor allem „soll es Spaß machen“. Es soll auch mehr für Nach- und Hausaufgabenhilfe geworben werden. Sie wollen die Öffentlichkeitsarbeit zum Integrations-Netzwerk suchen und Broschüren in verschiedenen Sprachen veröffentlichen. Außerdem wünscht sich die IG, dass Ehrenamtliche Unterstützung bei der Suche nach Räumen erhalten. Die IG Kulturelle Vielfalt wünscht sich gemeinsames Fastenbrechen, gemeinsames Musizieren, Filmabende über andere Länder und Kulturen, Malwettbewerbe und Lesungen in verschiedenen Sprachen. Dort könnten dann die traditionellen Geschichten für die Erklärung von kulturellen Hintergründen genutzt werden. In Steinbach leben 120 Nationen. Email: ig-kulturellevielfalt@stadt-steinbach.de.

IG Nachhaltigkeit – Sprecher:innen: Caroline Bechthold und Sebastian Kitzinger

Caroline Bechthold arbeitet ehrenamtlich bei der nachhaltigen Stadt, Steinbach blüht (Insektenfreundliche Bepflanzung). Sebastian Kitzinger ist erst 2021 nach Steinbach gezogen, hat zwei Kinder und ist Lehrer an einer Frankfurter Schule.

Nachhaltige Entwicklung wird allgemein definiert als „Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“. Kitzinger: „Die Ziele sind bekannt aber es fehlen die konkreten Maßnahmen.“ Daher hat die IG zunächst eine Pinwand-Aktion zur Agenda 2030 gestartet. Steinbach habe schon einiges an Nachhaltigkeit zu bieten: Soziale Stadt, AWO Kleiderstube, Steinbach repariert. Sie wollen darüber hinaus Bürger:innen über das Energiesparen aufklären und überlegen, wie Steinbach klimaneutral werden kann. Hier hat die IG Nachhaltigkeit bereits einen Vorschlag für die Beschlüsse der Gemeindevertretung. Kitzinger: „Unter jedem soll stehen, welche Auswirkungen hat er auf das Klima?“

Bei der Nachhaltigkeit geht es zum Beispiel darum, welche Auswirkungen eine Bodenversiegelung hat oder warum es natürliches Grün zu erhalten gilt. Bechthold: „Natürlich muss man auch die unangenehme Frage stellen, wie umweltfreundliche Mobilität entsteht und man kommt an Einschränkungen für das Autofahren nicht herum.“ Müll und Konsum werden ebenfalls ein Thema sein. Vielleicht könne in naher Zukunft eine Sammelbox für alte Handys aufgestellt oder Foodsharing initiiert werden. Am 27. April trifft sich die IG Nachhaltigkeit das nächsten Mal und alle sind willkommen. Email: ig-nachhaltigkeit@stadt-steinbach.de.

„Wir begehen Neuland“

Steffen Bonk beendete die Runde mit den Worten: „Jetzt liegen die Ideen auf dem Tisch und erste Gedanken zur Zusammenarbeit der IGs. Bei der Kommunikation unterstützen wir sie und auf der Homepage finden wir auch eine Möglichkeit.“ Er möchte, sofern es seine Zeit erlaubt, auch bei den IGs vorbeischauen und die Zusammenarbeit mitgestalten oder nur den Stand der Dinge erkunden.

Kai Hilbig vom Vereinsring bat darum, auch dessen Terminseite zu nutzen, damit große Feiern sich nicht gegenseitig die Besucher nehmen. Walter Schütz bot die „Steinbacher Information“ als Sprachrohr an, die in 5.200 Haushalten verteilt wird. Auch die Teilnahme am Steinbacher Stadtfest sagte er zu. Simone Horn versprach ebenfalls Unterstützung und ein immer offenes Ohr.

Nachdem die Wortmeldungen verebbt waren, ergriff der Bürgermeister noch einmal das Wort: „Wir begehen Neuland und damit den schmalen Grad zwischen Stadtverordnetenversammlung und Gesamtbeirat. Es gibt für die Interessengemeinschaften kein Initiativrecht. Der Gesamtbeirat dient dem Austausch und Überlegungen wo was platziert werden muss.“