45 Jahre Städtepartnerschaft mit Saint-Avertin und 25 Jahre Kultur- und Partnerschaftsverein

Festwochenende mit vielen Gästen

Ankunft Radfahrer aus Saint-Avertin.- Foto: Nicole Gruber

22. Mai 2025

Steinbach (ut). Am Donnerstag, 8. Mai 2025, warteten die Gastfamilien freudig vor dem Rathaus auf die ersten Kleinbusse aus Saint-Avertin, die zum Festwochenende anreisten. Doch mit diesem ersten Schwung an Freunden sollte die Begrüßung noch nicht enden. Denn bereits am Samstag, 3. Mai, sich elf Radler:innen auf ihren Bikes auf den 840 Kilometer langen Weg gemacht und trafen am frühen Freitagnachmittag ebenfalls am Rathaus ein. Steinbachs Bürgermeister Steffen Bonk und Laurent Raymond, Bürgermeister von Saint-Avertin zerschnitten feierlich zusammen mit dem Sprecher der französischen Radlergruppe die Bänder, die die Fahrradcrew am Rathaus willkommen hießen.

Am Freitagabend lud der Kultur- und Partnerschaftsverein Steinbach (Taunus) 2000 e.V. zum 25-jährigen Vereinsjubiläum in den Höck’schen Hof ein. Zu diesem Jubiläum waren auch die Freunde aus Steinbach-Hallenberg mit Bürgermeister Markus Böttcher und Burgvogt Stephan Herwig angereist. Geschenke aus beiden Partnerstädten wurden herzlich überreicht und die beiden langjährigen Städtepartnerschaften bei Getränken und Gegrilltem gefeiert.

Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft

Für 25 Jahre Mitgliedschaft im Kultur- und Partnerschaftsverein wurden Andreas Bunk, Britta Bunk, Heide Margraf, Jochem Entzeroth, Monique Rosin, Ehrenstadtrat Norbert Möller, Reinhard Wicher und Ehrenbürger Wolfgang Bödicker geehrt. Die Anwesenden erhielten die Ehrung aus den Händen von Bürgermeister Steffen Bonk, der zugleich Vorsitzender des Vereins ist, sowie dessen Stellvertreter Norbert Möller.

Für ihr Engagement für die deutsch-französische Freundschaft sowie die Städtepartnerschaft zwischen den beiden Städten Steinbach (Taunus) und Saint-Avertin erhielten der Vizepräsident des Comité de Jumilage Jean Claude Marcadier (45 Jahre), seine Frau Noella (45 Jahre), Jean Grard (35 Jahre), die Präsidentin des Comité de Jumilage Brigitte Guille (24 Jahre) sowie Michel Pauvert (11 Jahre) eine Ehrung seitens des Vereins.

Glanzvoller Gala-Abend im Bürgerhaus

Am Samstagabend fand der glanzvolle Galaabend im Bürgerhaus statt, der ganz im Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft und der Bestätigung der Verschwisterung beider Städte stand. Zum Auftakt wurden die Fahnen beider Länder durch Mitglieder des Steinbacher Carneval Club und der Tanzgarde geschwenkt.

Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Galinski begrüßte die Gäste und erinnerte in seiner Rede an die damalige Zeit der Grenzen zwischen Deutschland und Frankreich. Er erinnerte auch an seine erste Fahrt nach Saint-Avertin im Sommer 1985, also fünf Jahre nach der Gründung der Städtepartnerschaft. In diesem Jahr machte sich nicht nur ein Bus nach Frankreich auf den Weg, auch eine Gruppe Radfahrer und eine Läufergruppe mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr war in Steinbach gestartet, um die rund 840 Kilometer bis nach Saint-Avertin zu bewältigen. „Es war ein ganz fantastisches Wochenende mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen. Danach war für mich schnell klar: Städtepartnerschaften sind das wichtigste und beste Instrument um Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen zusammen zu bringen“, so Galinski.

Saint-Avertins Bürgermeister Laurent Raymond dankte für die aufrichtige Freundschaft und betonte, dass die Offenheit, Friede und Solidarität in all den Jahren die Städte immer stärker zusammengebracht haben. „Es lebe unsere Städtepartnerschaft“, bekräftige Brigitte Guille, die Präsidentin des Comité de Jumilage.

Städtepartnerschaften sorgen für Verständnis und Frieden

Kreistagsvorsitzender Renzo Sechi, der selbst im Alter von eineinhalb Jahren mit seinen Eltern aus Italien nach Deutschland zog, sagte mit Blick auf die aktuelle weltpolitische Lage, dass in diesen schwierigen Zeiten Städtepartnerschaften ein wichtiger Schritt zu Verständnis und Frieden unter den Völkern sind.

Bürgermeister Steffen Bonk rundete die Reihe der Redner dieses Abends ab. Die Städtepartnerschaft würdigte er als lebendiges Stück deutsch-französischer Freundschaft und hob hierbei die Geschichte der Aussöhnung zweier Völker hervor, die mit der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags 1963 durch Charles de Gaulle und Konrad Adenauer den Grundstein für eine neue, friedliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich legte.

Der Rathauschef erinnerte an die Entstehung der Städtepartnerschaft, die eher zufällig bei einem Glas Bier zweier Französischlehrer der Stierstädter Integrierten Gesamtschule entstand. Die Idee der Städtepartnerschaft mit Saint-Avertin wurde anschließend dem damaligen Bürgermeister Walter Herbst begeistert erzählt. Gleiches geschah in Saint-Avertin, worauf Bürgermeister Huard 1979,gemeinsam mit seiner Frau Steinbach besuchte. Der erste Besuch einer deutschen Delegation erfolgte im April 1980 und bereits im September desselben Jahres wurde „geheiratet“. „Es war die junge Generation, die damals den ersten Schritt machte – und genau das ist es, was Städtepartnerschaften bis heute so wertvoll macht: der Austausch zwischen Menschen, über Grenzen und Generationen hinweg“, so Bonk anerkennend.

Bestätigung der Verschwisterung

Die Bestätigung der Verschwisterung beider Städte war der Höhepunkt des Abends. Steinbachs Bürgermeister Steffen Bonk und der Bürgermeister von Saint-Avertin Laurent Raymond trugen sich im Goldenen Buch der Stadt ein, ebenso wie Erster Stadtrat Lars Knobloch und Brigitte Guille vom Comité de Jumelage aus Saint-Avertin. Ihnen zur Seite standen Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Galinski, Ehrenstadtrat und stellvertender Vorsitzender des Kultur- und Partnerschaftsvereins Norbert Möller, Catherine Gaultier, Stadträtin aus Saint-Avertin und Jean Claude Marcadier, Vizepräsident des Comité de Jumilage.

Stimmungsvolles Festprogramm

Die Reden und die feierliche Bestätigung der Verschwisterung wurden durch ein Festprogramm umrahmt. Die Big Band des Gymnasiums Oberursel, begleitet von der Solistin Svenja Baumgart, präsentierten „Aux Champs Èlysées“, „Gute Freunde kann niemand trennen“ sang der Projektchor der St.-Georgsgemeinde. Die Gruppe „Jumajo“ mit Julia Kitzinger an der Klarinette, Malte Bechhold am Flügel und Ruben Leinberger am Bass gaben einen deutsch-französischen Song und das Lied „Bei mir bist zu schön“ instrumental zum Besten. Von der Turn- und Spielvereinigung tanzten Elena Ginnow, Simone Steymann, Tanja Schütz, Sabine Kilian, Sonja Schüler, Monika Windecker und Love Ibara und der Leitung von Heide Schilling für die Gäste.

Die französischen Gäste überreichten zum Abschluss des Abends noch Geschenke. Steffen Bonk und Lars Knobloch freuten sich über ein Gemälde, welches die Loire, Frankreichs längsten Fluss, zeigt. Der Sprecher der französischen Radlergruppe hatte die Gruppentrikots dabei, die er an die beiden Bürgermeister sowie an Brigitte Guille und Norbert Möller überreichte. So schnell wie die Radtour nach Steinbach, so schnell waren die Trikots an diesem Abend übergezogen und zeigten ein Bild der Verbundenheit.

Durch den Abend führten als Moderatoren der Vereinsringvorsitzende Kai Hilbig und Caroline Bechthold, die den Part der Übersetzungen an diesem Abend mit Bravour meisterte.

Was noch geschah

Am Sonntag trafen sich die französischen Gäste mit Bürgermeister Steffen Bonk und Erstem Stadtrat Lars Knobloch vor dem Rathaus auf eine Stadtführung. Bonk und Knobloch erzählten auf einem Rundgang Geschichtliches und Aktuelles von Steinbach. Am Saint-Avertin-Platz machten sie halt für ein Gruppenfoto. Der Platz ist stetiges Denkmal für die Partnerschaft.

Der Sonntagabend stand im Zeichen der Kultur. Das französische Theaterstück „Le Croix des Âmes“ (Die Wahl der Seelen) der La Tite Compagnie spielte im Bürgerhaus. Stéphan Titeca, der den französischen Soldaten spielte, schrieb die humanistische Fabel und stammt selbst aus Saint-Avertin. Zusammen mit seinem Schauspielkollegen Alexis Desseaux, der den deutschen Soldaten und Musiker spielte, präsentierte er das Stück in Zeiten des Krieges. Wie aus Feinden Freunde wurden, wie Menschlichkeit den Hass überwindet. Ein bewegender Abend der umso mehr zeigte wie wichtig die Völkerverständigung ist.

Am Montagmorgen fanden sich die rund 45 Gäste vor dem Bürgerhaus ein und wurden von den Steinbacher:innen und verabschiedet. Dabei hieß es: „Au revoir und bis bald zum Festival des Horizons Ende Juni in Saint-Avertin.“