Feuerwehr im Großeinsatz - Vorläufige Abschlussmeldung
Großbrand in einem Gewerbekomplex bei Niedernhausen

14. August 2025
Rheingau-Taunus (ut) – Stand: 23.28 Uhr: Ein Großbrand hat am Donnerstagmittag einen Gewerbekomplex am Ortsrand von Niedernhausen zerstört und einen der größten Feuerwehreinsätze im Rheingau-Taunus-Kreis seit Jahren ausgelöst. Gegen 12.30 Uhr gingen bei der Leitstelle mehrere Notrufe über eine starke Rauchentwicklung ein. Schon auf der Anfahrt war die dichte, dunkle Rauchsäule kilometerweit sichtbar. Beim Eintreffen der ersten Kräfte stand eine etwa 25 mal 20 Meter große Halle in Vollbrand. In dem Gebäude befanden sich ein Reifenhandel mit mindestens 200 gelagerten Reifen, eine Schreinerei, eine Werkstatt und ein Metallbaubetrieb. Immer wieder kam es zu Explosionen von Gasflaschen und platzenden Reifen, was den Einsatz zusätzlich gefährlich machte. Außerdem musste ein Flüssiggastank gekühlt werden, der massiv unter Brandeinwirkung stand.
Das Feuer griff im Verlauf auf einen direkt angrenzenden Gebäudekomplex über. Dort hatte sich der Brand bereits in das Dach gefressen. Um an die Flammen zu gelangen, musste die Dachkonstruktion großflächig geöffnet werden, teilweise unter Einsatz von Höhenrettern. Da in dem Altbau vermutlich Asbest verbaut war, wurden strenge Schutzmaßnahmen umgesetzt, unter anderem eine Ausweitung des Atemschutzeinsatzes und besondere Hygieneregeln zur Dekontamination. Der gesamte, über Jahrzehnte gewachsene Gebäudekomplex erstreckt sich über etwa 60 Meter Länge und 25 Meter Breite. Aus den Hallen traten Betriebsstoffe aus, die drohten, mit dem Löschwasser vermischt, in den Dasbach und das angrenzende Wasserschutzgebiet zu gelangen. In enger Abstimmung mit der Unteren Wasserbehörde errichteten Einsatzkräfte mobile Dämme und setzten Ölbindemittel ein, um die Ausbreitung zu verhindern.
Direkt neben dem Brandobjekt befindet sich ein Waldstück, das durch Funkenflug und Wärmestrahlung mehrfach gefährdet war. Durch gezielte Löschangriffe konnte ein Waldbrand verhindert werden. Dabei kamen zeitweise drei Drehleitern gleichzeitig zum Einsatz, um die Flammen von mehreren Seiten unter Kontrolle zu halten. Die sommerlichen Temperaturen von weit über 30 Grad machten den Einsatz zu einer besonderen Belastung für die Mannschaften. Über 100 Atemschutzgeräte wurden bis Mitternacht verbraucht, immer wieder mussten Trupps frühzeitig aus dem Innenangriff zurückgezogen werden. Zwei Feuerwehrleute erlitten Hitzeserschöpfungen und wurden medizinisch versorgt. Eine Person aus einem der betroffenen Betriebe wurde mittelschwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.
Wegen der starken Rauchentwicklung wurde umgehend eine Warnung an die Bevölkerung herausgegeben, die bis 21.20 Uhr Bestand hatte. Die Bürger:innen wurden gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten und Lüftungsanlagen abzuschalten. Messfahrzeuge kontrollierten fortlaufend die Luft- und Wasserqualität.
Bislang wurden keine gesundheitsgefährdenden Schadstoffkonzentrationen festgestellt. Durch die starke Thermik wurden Rauchpartikel größtenteils in höhere Luftschichten getragen. Der Einsatz forderte nicht nur Personal, sondern auch logistische Stärke. Mehr als 250 Einsatzkräfte waren mit über 70 Fahrzeugen beteiligt. Die Landstraße 3026 musste über Stunden gesperrt werden, überörtliche Kräfte sammelten sich bei der Feuerwehr Idstein.
Aus dem Rheingau-Taunus-Kreis:
- Feuerwehren Aarbergen, Bad Schwalbach, Eltville, Geisenheim, Heidenrod, Hohenstein, Hünstetten, Idstein, Niedernhausen, Rüdesheim, Schlangenbad, Taunusstein, Waldems
- Führungsgruppe ELW 2 des Rheingau-Taunus-Kreises
- Technisches Hilfswerk Heidenrod, Technisches Hilfswerk Idstein
- Einsatzleitung Rettungsdienst
- Einsatzleitwagen Rettungsdienst der Johanniter-Unfall-Hilfe
- Vier Rettungswagen und ein Notarzt von ASB und DRK
- Betreuungszug des ASB
Überörtliche Unterstützung:
- Feuerwehr Limburg, Brandschutzaufsichtsdienst Limburg-Weilburg
- Feuerwehr Wiesbaden
- Werkfeuerwehr Industrieparkt Höchst
- Brandschutzaufsichtsdienst RP Darmstadt
Die Bürgermeisterin von Niedernhausen, Lucie Maier-Frutig, sowie Landrat Sandro Zehner waren über Stunden vor Ort und dankten den Einsatzkräften persönlich für ihre Arbeit. Eine besonders schöne Geste kam von der Bevölkerung: Anwohner:innen brachten spontan große Mengen Eis am Stiel an die Einsatzstelle, eine willkommene Abkühlung für die erschöpften Kräfte.
Die Nachlöscharbeiten und Kontrollen dauern an. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Der Sachschaden kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden, wird allerdings in Millionenhöhe liegen.
Der Einsatz dauert zur Zeit noch an und wird mit den Nachlöscharbeiten noch mehrere Stunden andauern.
Stand 15. August 2025, 16.24 Uhr:
Seit dem späten Donnerstagvormittag bekämpfen zahlreiche Einsatzkräfte einen Großbrand in einem Gewerbekomplex in Niedernhausen-Oberseelbach. Gegen 12.30 Uhr wurde die Feuerwehr über eine massive Rauchentwicklung informiert.
Beim Eintreffen der ersten Kräfte standen bereits Werkstätten für Fahrzeuge und eine Schreinerei in Flammen. Der Brand breitete sich weiter aus, sodass umgehend zusätzliche Kräfte aus dem gesamten Rheingau-Taunus-Kreis sowie aus umliegenden Landkreisen alarmiert wurden. Auch der Rettungsdienst und das Technische Hilfswerk sind im Einsatz. Insgesamt sind derzeit rund 200 Einsatzkräfte bei 33 Grad Außentemperatur im Einsatz.
Eine Person des betroffenen Betriebes erlitt leichte Verletzungen und wurde vom Rettungsdienst versorgt. Zudem musste ein Feuerwehrmann aufgrund der hohen sommerlichen Temperaturen medizinisch behandelt werden.
Aktuell setzt die Feuerwehr mehrere Trupps unter Atemschutz ein, um eine weitere Ausbreitung der Flammen zu verhindern. Direkt an den brennenden und teilweise eingestürzten Gebäudetrakt grenzt ein Waldstück an. Außerdem drohen Betriebsstoffe der Werkstätten in den Dasbach zu laufen. Auch hier werden Maßnahmen zum Umweltschutz ergriffen.
Der Einsatz wird voraussichtlich noch mehrere Stunden andauern.
Hinweis an die Bevölkerung
Aufgrund der starken Rauchentwicklung kommt es im betroffenen Bereich zu Geruchsbelästigungen. Der Bevölkerung wird empfohlen Fenster und Türen geschlossen zu halten sowie Lüftungsanlagen abzuschalten. Messfahrzeuge sind fortlaufend im Einsatz, bislang konnten keine gefährlichen Schadstoffkonzentrationen in der Umgebungsluft festgestellt werden.