„Tour de Orschel“

Egal, ob auf zwei Beinen, drei Rädern oder vier Pfoten - Endlich wieder Zimmersmühlenlauf

Von Petra Pfeifer, 30. August 2022

Oberursel. Wenn die Gesichter der Teilnehmer eines Rennens nahezu noch mehr strahlen als die Sommersonne, wenn es gleichgültig ist, ob die Strecke per Pedes, auf Rädern, rennend oder laufend bewältigt wird – dann ist mal wieder Zimmersmühlenlauf. Zwei Jahre mussten die Oberurseler Werkstätten für Menschen mit Behinderung mit diesem allseits beliebten Ereignis pausieren. Kein Wunder also, dass die Freude riesig war, endlich wieder gemeinsam mit vielen anderen Institutionen, Firmen und Privatpersonen an den Start zu gehen und anschließend zu feiern.

„Die Gasse füllt sich“, stellt Moderator Markus Hertle kurz vor 18 Uhr fest. Der Integrationslauf soll gleich losgehen. Zunächst jedoch kommen noch Landrat Ulrich Krebs, Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr, Bürgermeisterin Antje Runge, Kreistagsvorsitzender Renzo Sechi sowie Andreas Knoche, Erster Betriebsleiter der Werkstätten, zu Wort: „Wir sind froh, dass wir nach zwei Jahren wieder unterwegs sein können und so viele mitmachen“, sagen sie unisono und freuen sich von der Bühne aus über den „tollen Blick“ auf die rund 850-köpfige Teilnehmerschar. Diese Resonanz zeige, dass es die richtige Entscheidung gewesen sei, den Lauf wieder stattfinden zu lassen.

Mit „scharrenden Hufen“ in den Integrationslauf

Dann ist es aber schon höchste Zeit, die Teilnehmer des Integrationslaufes möchten endlich zeigen, was in ihnen steckt und so zählt Schirmherrin Antje Runge von zehn herunter. Bei Null angekommen gibt es kein halten mehr, sie selbst eilt von der Bühne herunter und schließt sich den Läufern für die 1,5 Kilometer lange Strecke an. Viele Anfeuerungsrufe erschallen, bis auch die letzten die Startlinie passiert haben und nachdem alle unterwegs sind, nutzt Markus Hertle die Gelegenheit für das ein oder andere Interview. Zum Beispiel mit Markus Scholl, der seit jeher mit seiner Promotion Agentur die Organisation des Zimmersmühlenlaufs inne hat, und mit seinem Team für reihenweise gefüllte Wasserbecher sorgt. „Es herrscht auch beim 17. Mal ein Gänsehaut-Feeling – wie immer“, lacht Scholl.

Viel Zeit vergeht nicht und Hertle begrüßt die ersten Ankommenden. Zum Beispiel Pascal Matthäus, Julia Württemberger oder Lukas Köhler kann er anhand ihrer Startnummern identifizieren. Doch die Reihenfolge ist völlig egal, denn es gibt weder bei diesem noch dem anschließenden Hauptlauf Gewinner oder Verlierer. Das Motto lautet „Dabei sein ist alles“, wie alle gemeinsam nicht müde werden zu betonen. Immer wieder erschallt aber auch die Mahnung: „Geht euch was zu trinken holen, das ist ganz wichtig!“

Sobald alle wieder am Start- bzw. Zielpunkt eingetroffen sind, gibt es ein paar Minuten Verschnauf- und Trinkpause. Dann heißt es antreten für die sechs Kilometer lange Strecke, das bedeutet vier Mal die Runde laufen. Allerdings ist das im Grunde ebenfalls nicht zwingend, denn wem es zu viel wird, kann früher aufhören. Nur eine Regel ist Markus Hertle wichtig: „Die Läufer gehen nach vorn und die Walker bitte nach hinten!“

Voller Schwung in den Hauptlauf

Dieses Mal ist es an Andreas Knoche herunterzuzählen, während der Moderator per Arm das optische Signal zum Start gibt. Und schon wieder geht es voller Schwung los und es dauert nur wenige Minuten, dass die Startnummer 499 die erste Runde absolviert hat. Rasch schaut Markus Hertle nach und stellt fest, dass es sich um Sebastian Bienert handelt.

Einzige Fellnase im Läuferfeld: Der 12-jährige Santo.

Startnummer 135 hat sogar seinen Hund mitgebracht, der eifrig mit trabt, und obendrein lässt sich ein Rolli-Tandem ausmachen. „Boah, die ziehen hier durch!“, ruft Hertle anerkennend den ein oder anderen Sprintern hinterher. Außerdem freut er sich über die vielen Firmen und Institutionen, die hier mitmachen.

Vertreten ist auf der „Tour de Orschel“ zum Beispiel der Handballverein aus Steinbach, der Kunstgriff, der „einen tollen Sommer gestemmt hat“, Vertreter:innen von St. Ursula, Condor, Kreisverwaltung, Feuerwehr, Bergwacht und ein Team, das sich „Yes, we can!“ nennt. Sebastian Bienert, der schließlich tatsächlich in einer tollen Zeit die Strecke absolviert hat, vertritt wiederum als einziger das Haus am Urselbach. „Auch Altenpfleger können sportlich sein“, lächelt er ins Mikrofon, bevor er sich mit vielen anderen aufs Gelände der Oberurseler Werkstätten begibt, wo der gesellige Teil des Abends mit Speisen und Getränken bereits begonnen hat. Für beste musikalische Unterhaltung sorgen hier die Werkstatt-Band höRstuRtz und etwas später die Mukkemänner und heimsen tüchtig Applaus für ihre gelungenen Auftritte ein. Und bestimmt geht es vielen Teilnehmern ähnlich wie Landrat Ulrich Krebs, der im Anschluss meint: „Eine wirklich gelungene Veranstaltung, bei der die Kreisverwaltung auch sicherlich im nächsten Jahr wieder mit von der Partie sein wird.“

Doch eine Frage ist noch offen: Wer war eigentlich die Fellnase, die so tapfer mitgelaufen ist? „Das ist Santo und er ist zwölf Jahre“, verrät der Vater von Läufer Ricardo Bianchi, der für die Frankfurt International School mit an den Start gegangen ist.

Größte Gruppen

  • Oberurseler Werkstätten: 126 Personen
  • Rolls Royce: 58 Personen
  • Frankfurt International School: 57 Personen
  • Internationaler Bund: 52 Personen
  • Süwag: 37 Personen
  • Zimmer & Rohde: 36 Personen
Hatten sichtlich Spaß beim Zimmersmühlenlauf: Ralf Schmitt, Bernd Abinet, Roland Straka, Yvonne Wehrheim, Ulrich Krebs, Christian Albrecht, Yvonne Trumpp, Michael Frauenstein, Patricia Peveling, Renzo Sechi, Anja Zeis, Sabine Schwarz-Odewald, Sven Mathes, Jürgen Zeis (hintere Reihe von links), Peter Hofmann, Beate Denfeld, Matthias Lehrl, Monika Jung, El Haouaria Mallahi, Thorsten Schorr, Philipp Adanic und Thomas Golla (vordere Reihe von links). - Foto: HTK-Pressestelle