Feyerey trotzt erfolgreich Matscherey

Von Petra Pfeifer, 17. August 2023

Oberursel. „Mit allen Sinnen Mittelalter erleben“, lautet das Motto des Mittelaltervereins Ursellis Historica – und das machte er mit der Oberurseler Feyerey zum 13. Mal vielen Menschen aus Nah und Fern auf vergnüglichste Weise möglich. Jung und Alt, Klein und Groß strömten zum Festplatz auf den idyllischen Wiesen am Bachpfädchen, begaben sich auf eine abwechslungsreiche und bunte Zeitreise in die Welt der Spielleute, Gaukler, Vaganten und Hökerer, der Krieger und Henker, der Geschichtenerzähler und der Wahrsager.

Schatzmeister Achim freute sich schon am Samstagnachmittag: „Die Besucherzahl liegt aktuell zehn Prozent über der des Vorjahres.“ Mit dem Blick auf die Regenwolken prognostizierte er andererseits: „Das wird nicht so bleiben.“ Überhaupt musste Ursellis Historica in diesem Jahr erheblich abspecken, weil die untere Wiese völlig durchnässt war. Daher konnten statt der geplanten 24 historischen Lager lediglich sieben errichtet werden. Bei den Händler verringerte sich zwangsläufig die Zahl von 44 auf 25 und bei den Gastronomen von 13 auf neun. Damit die Wege aufgrund des immer wieder einsetzenden Regens übers ganze Wochenende begehbar blieben, waren 60 Kubikmeter Holzhackschnitzel auf ihnen verteilt worden: „Da haben alle mit angepackt.“ Zwar musste in diesem Jahr viel improvisiert werden, doch das Programm konnte wie vorgesehen ablaufen, wenn auch hin und wieder reduziert, sprich: manche Reiterdarbietung wurde nicht im Galopp, sondern im Trab umgesetzt.

Das Publikum störte das kaum, vermisste lediglich die ein oder andere Schaugruppe bzw. manchen Händler, die hoffentlich in 2024 wieder mit dabei sind. Zufriedenheit auch bei den Händlern: „Das Orga-Team hier in Oberursel ist top und kümmert sich um uns, das findet man sehr selten“, so Gewandschneyder Wolfgang Schreiber. Er kommt aus Neuburg an der Donau und weiß, wovon er spricht: „Wir sind auf vielen anderen großen Festen wie zum Beispiel in Freienfels und Münzenberg.“ Dann muss er sich erst mal wieder um die Kundschaft kümmern, gerade klart der Himmel auf und da er das Zeltdach vom Wasser befreien wird, bietet er den Passanten spontan eine freie Dusche an.

Nebenan war Henning Schrader bei der Arbeit. Gerade stellte er einen Pfeil her und gab einiges an Wissen rund um den Bogenbau und seine Geschichte weiter: „Wir haben uns auf Bögen aus Westeuropa von der Steinzeit bis zum Mittelalter, Anfang Renaissance spezialisiert.“ Da gebe es genug Funde, die nachgebaut werden könnten. Seine Kundschaft interessiert sich überwiegend für Bögen aus der Steinzeit als für solche aus dem 100-jährigen Krieg. Dabei handelt es sich um Langbögen: „Das älteste Fundlager aus 8000 vor Christus ist an der Nordküste von Seeland zwischen Dänemark und Schweden.“ Er ist treuer Handwerker auf der Feyerey und mit Blick auf das Wetter erinnerte er sich schmunzelnd: „Das geht doch in diesem Jahr, 2011 war es allerdings eher eine Schlammerey.“

Wohlbehagen herrschte auch bei Frank, der seinen Stand mit Kumewope-Schmuck errichtet hatte. Dabei steht Kumewope für die Materialien Kupfer, Messing, Wolle und Perle, die er überwiegend verarbeitet. Doch zum Einsatz kommen bei ihm auch Holz, Stein, Leder oder Glasperlen. „Es läuft sehr gut“, versicherte er. Derweil war treibende Musik von der Bühne zu vernehmen: Tarranis, die Spielleute des Donners, waren mit ihrem Auftritt dran und zahlreiche Zuhörer genossen ihre Darbietung. Wenige Meter entfernt saß Michael am Spinnrad, während seine Freundin Catriona im Zelt als Geschichtenerzählerin ins Reich der Phantasie entführte. Jedoch: „Das Spinnen ist eher Nebentätigkeit und Zeitvertreib, eigentlich konzentriere ich mich eher auf das Herstellen von Holzschmuck.“ Mit einen Brennglas versehe er Anhänger oder Ohrschmuck mit Symbolen und Motiven.

Kurze Zeit später kamen zwei mongolisch gekleidete Steppenreiter aufs Gelände und so versammelten sich viele Menschen am Turnierplatz. Schließlich sollte hier ein friedlicher Wettkampf von zwei Fürsten zu Pferde abgehalten werden. Schwert und Lanze kamen bei der rasanten Schau ebenso zum Einsatz wie akrobatische Darbietungen hoch zu Ross. Humorvolle Kommentare des Moderators bereicherten die Kurzweyl. „Hervorragend, das Pferd hat noch beide Ohren“, flaxte er nach einem Schwertwirbel. Und höchst zufrieden stellte er schlussendlich fest, dass die Fürsten lieber feiern als streiten und sich mit einem oder mehreren Humpen Wein schließlich miteinander versöhnten.

Auch wenn der Sonntag nur mäßig besucht war, konnte Schatzmeister Achim im Anschluss nicht meckern: „Es war zwar nass, doch die Geländesicherung hat gut gewirkt.“ Vor allem freute er sich erneut über die optimale Zusammenarbeit innerhalb des Vereins. „Die Dienste wurden im Team gemacht und alle haben wieder an einem Strang gezogen!“

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