„Die Stadt bleibt nur durch Rücksichtnahme lebenswert“

Kolping-Treff mit Erstem Stadtrat Christof Fink (rechts) und Moderator Heribert Decker im Kulturcafé Windrose. - Foto: Kolping Oberursel

1. Februar 2023

Oberursel (ut). „Erstickt Oberursel im Verkehr?“ war die provozierende Frage, die über einem Gespräch mit Oberursels Erstem Stadtrat Christof Fink beim „Kolping-Treff“ am Dienstag im Kulturcafé Windrose stand. Nur wenn alle Verkehrsteilnehmer sich rücksichtsvoll verhielten, die Akzeptanz geltender Regeln hoch und die Sicherheit gewährleistet sei, mache es Spaß, sich in Oberursel aufzuhalten, meinte der für Brand- und Zivilschutz, Einwohnerservice, Ordnung und Sicherheit sowie für Familie, Bildung und Soziales zuständige Dezernent.

Fink zitierte aus dem von der Stadtverordnetenversammlung im Juli 2021 beschlossenen „Verkehrlichen Leitbild“. Danach müsse der Verkehrsfluss für alle Verkehrsmittel gesichert sein, Fuß-und Radverkehr sollten sicher auf durchgängigen Wegen geführt, der öffentliche Personennahverkehr müsse attraktiver werden, das Verkehrsaufkommen im motorisierten Individualverkehr (MIV) dürfe nicht weiter ansteigen, Potenziale der Verkehrsmittelvernetzung und Digitalisierung müssten konsequent genutzt werden.

An der Formulierung der Ziele seien die Bürger:innen der Stadt umfassend beteiligt worden. Natürlich sei es nicht leicht, sie in der Praxis umzusetzen. Wie ein Teilnehmer des von zwanzig Interessierten besuchten öffentlichen Gesprächs meinte, herrschen in Oberursel was Respekt und Rücksichtnahme betrifft im Vergleich zu Frankfurt geradezu paradiesische Verhältnisse. Allerdings, so meinten andere, gebe es Verbesserungsbedarf. So dürfe nicht mehr geduldet werden, gewohnheitsmäßig auf Bürgersteigen zu parken. Auch das Abstellen von Fahrzeugen auf beiden Seiten schmaler Straßen sollte nach dem Vorbild der Usinger Straße eingeschränkt werden. Abschreckendes Beispiel sei die Goethestraße, auf der sich ein- und ausfahrende Fahrzeuge gegenseitig blockierten.

Ein Teilnehmer aus der Rotbornstraße beklagte, dass große Limousinen aus den angrenzenden Neubaugebieten trotz Geschwindigkeitsbeschränkung mit hoher Geschwindigkeit durchrasten. Als Gegenmaßnahmen schlug er den Einbau von Schwellen vor. Fink bestätigte, dass Schwellen lange mit Skepsis betrachtet worden seien, weil sie Autos beschädigen könnten. Aber hier gehe es um Menschenleben. Wer nicht freiwillig Rücksicht nehme, spüre die lebensgefährlichen Geschwindigkeitsüberschreitungen sofort am eigenen Leibe.

Diskutiert wurde außerdem die Schilderflut auf Oberursels Straßen. Eine einheitlich niedrige Geschwindigkeit auf allen innerörtlichen Straßen und eine einheitliche Vorfahrtregelung rechts vor links könne einen ganzen Schilderwald einsparen helfen, meint Fink. Dafür gebe es genügend Vorbilder.

Angesprochen wurde die Verkehrssicherheit von Fahrrädern, besonders bei Jugendlichen. Besonders auffällig seien gerade in der Winterzeit unbeleuchtete Schüler-Fahrräder. Aus den Reihen des Publikums wurde vorgeschlagen, an den Schulen einmal im Jahr vor Schulbeginn bei Dunkelheit die Verkehrssicherheit von Fahrrädern zu kontrollieren. Es könne nicht schaden, wenn die Betroffenen zur Vermeidung von Bußgeld ihr intaktes Fahrrad bei der Ordnungspolizei vorführen müssten.

Thema war auch die Missachtung der Stellplatzordnung und das damit verbundene Parken auf der Straße. Gegen rücksichtsloses Verhalten helfen laut Fink auf Dauer nur Hinweise aus der Bürgerschaft, zum Beispiel über das Bürgertelefon.