Oberursels Norden hat ihm viel zu verdanken

Pfarrer Klaus Fedler gestorben

Klaus Fedler. - Foto: Privat

20. Juli 2022

Oberursel/Bad Nauheim (ut). Im Alter von 84 Jahren starb am vergangenen Sonntag, 17. Juli, in Bad Nauheim der langjährige Oberurseler Pfarrer und Dekan Klaus Fedler. In den 31 Jahren seines kirchlichen Dienstes in Oberursel hinterließ er bleibende Spuren vor allem im Norden der Taunusstadt. „Er hat den Oberurseler Norden ein gutes Stück kirchlich entwickelt“, würdigte ihn seine Kollegin, Pfarrerin Cornelia Synek, anlässlich seines 80. Geburtstages. Zudem wirkte er 18 Jahre lang als Dekan des Evangelischen Dekanats Bad Homburg.

Klaus Fedler wurde am 13. Dezember 1937 in Friedberg geboren. Wäre es nach dem Vater gegangen, hätte er mit ihm zusammen eine Auto-Werkstatt aufgebaut. Doch schon als junger Mann verspürte er, wie er in einem Zeitungsinterview sagte, den innigen Wunsch, Pfarrer zu werden. Allerdings hatte er ohne Abitur keine Chance. Er begann eine Ausbildung als Mechaniker bei Opel, die er 1957 beendete, und arbeitete noch ein Jahr als Kaufmann in dem Konzern. Doch dann kündigte er, paukte als Autodidakt Deutsch, Mathematik und Englisch und ging in Rimbach aufs Gymnasium, wo er 1961 sein Abitur machte.

Erste Vikarstelle in Assenheim, dann in Oberursel

Klaus Fedler studierte in Frankfurt und Mainz, heiratete und gründete eine Familie. Im Sommer 1966 legte er sein Staatsexamen ab. Die erste Station des jungen Theologen war eine Vikarstelle in Assenheim. 1968 kam er als Pfarrvikar nach Oberursel und erhielt drei Jahre später eine Anstellung als Pfarrer. In seine Zeit fallen der Neubau und die Erweiterung des Gemeindezentrums der Heilig-Geist-Gemeinde und die Anschaffung einer neuen Orgel. Für die Senioren richtete Fedler einen wöchentlichen Clubnachmittag und einen monatlichen großen Nachmittag mit Programm für Ältere ein.

Besondere Verdienste erwarb sich Pfarrer Fedler um die ökumenische Zusammenarbeit zwischen den evangelischen und katholischen Gemeinden in Oberursels Norden. 1969 wurde von Vertretern der katholischen und evangelischen Gemeinden unter seiner Verantwortung eine ökumenische Apfelsinenaktion für Misereor und Brot für die Welt gestartet, die bis heute jedes Jahr in der Adventszeit durchgeführt wird.

1970 wurde das Gemeindehaus Heilig Geist in der Dornbachstraße gebaut. Es war über die gemeindlichen Veranstaltungen hinaus ein Ort der Begegnung von Jugendlichen und Vereinen im Norden. Es entwickelte sich eine intensive ökumenische Zusammenarbeit mit der katholischen Sankt-Hedwig-Gemeinde. Daraus entstand ein großes ökumenisches Gemeindefest, das unabhängig von der Kirchenzugehörigkeit zu einem Stadtteilfest wurde.

Projekt „Ökumenischer Kindergarten“ und ökumenische Sozialstation

1972 war von der Oberurseler Wohnungsgenossenschaft im Rosengärtchen das Sozialhaus mit Kindergarten errichtet und der Stadt übergeben worden. Die beiden Kirchen wollten hier gemeinsam einen Kindergarten betreiben. Doch das wurde von den beiden Kirchenleitungen nicht erlaubt. Pfarrer Fedler sorgte dafür, dass das Projekt „ökumenischer Kindergarten“ hieß und in evangelische Trägerschaft übernommen wurde. Ein gemeinsames Kuratorium aus beiden Gemeinden begleitete die Arbeit. Katholische und evangelische Schwestern unterhielten in dem Gebäude je eine kleine Schwesternstation. In Absprache zwischen den katholischen und evangelischen Pfarrern entstand in diesem Jahr eine ökumenische Sozialstation.

10 Jahre Vorsitzender des Diakonievereins Haus Emmaus

1972 wurde Fedler zum Vorsitzenden des Diakonievereins Haus Emmaus gewählt. Es ging um die Entscheidung, das zu klein gewordene und den Richtlinien nicht mehr entsprechende Haus aufzugeben oder ein neues Haus anzubauen. Nach zähen Verhandlungen gelang es innerhalb von acht Jahren mit erheblichen Zuschüssen der Stadt und des Landes, Spenden aus der Bevölkerung und Eigenmitteln des Vereins ein modernes Alten-und Pflegeheim mit moderner Küche, Pflegestation und Freizeiteinrichtungen für 140 Menschen zu bauen.

1982 gab Fedler den Vorsitz des Diakonievereins in andere Hände, sorgte aber noch dafür, dass das Haus in die Trägerschaft der Diakonie Hessen Nassau übergeben wurde. Die Last der Leitung war für einen ehrenamtlichen Verein zu groß geworden. Der Diakonieverein unterstützt durch Spenden die Arbeit im Haus weiterhin.

18 Jahre zusätzlich Leitung des Evangelischen Dekanats Bad Homburg

Von 1981 bis 1999 leitete Fedler von Oberursel aus das Evangelische Dekanat Bad Homburg. 1999 ließ er sich wegen gesundheitlicher Probleme in den Ruhestand versetzen. Danach betätigte er sich allerdings noch mehr als ein Jahrzehnt in der Gemeindearbeit in Bad Nauheim, wo er aufgewachsen war. Dort verstarb er nach kurzer schwerer Krankheit im Hochwaldkrankenhaus.

Für seine Verdienste um den Bau des Gemeindezentrums Heilig Geist und die Erweiterung des Hauses Emmaus zeichnete ihn Oberursels Bürgermeister Rudolf Harders 1984 mit der Ehrenmedaille der Stadt Oberursel aus.

Klaus Fedlers Gattin Rosemarie starb im Februar vergangenen Jahres. Das Paar hinterlässt zwei Söhne, zwei Töchter, fünf Enkel und zwei Urenkel. Sohn Martin Fedler-Raupp trat in die Fußstapfen seines Vaters und ist Dekan des Evangelischen Dekanat Kronberg.

Die Trauerfeier findet bereits diesen Freitag, 22. Juli, um 10 Uhr in der Bad Nauheimer Dankeskirche statt. Der Termin für die Urnenbeisetzung in Oberursel steht noch nicht fest.