Erste Erinnerungsschilder in Gemünden und Trendelburg installiert

Hessenpark intensiviert Beziehung zu den Herkunftsgemeinden

5. August 2022

Neu-Anspach (ut). Im Freilichtmuseum Hessenpark stehen mehr als 100 historische Gebäude, die aus den unterschiedlichsten Orten in Hessen kommen. Zu einigen Herkunftsgemeinden besteht bereits eine enge Verbindung, die sich in Ausflügen und Hausbesuchen manifestiert. Andere Beziehungen möchte der Hessenpark in den nächsten Jahren intensivieren und hat dafür das Projekt „Haustafeln in den Herkunftsgemeinden“ ins Leben gerufen. „Wir möchten mit diesen Tafeln die Gebäude im kollektiven Ortsgedächtnis verankern und einen deutlichen Besuchsimpuls setzen“, erklärt Museumsleiter Jens Scheller.

Erstes Schild in der Gemeinde Gemünden (Wohra) aufgestellt

Das Fachwerkhaus der Familie Gilbert wurde 1721 unter Verwendung einiger Bauhölzer von 1599 errichtet. Im Ort war es früher als »Sprenger-Riehlsches Haus« bekannt. Das Gebäude hat im Lauf von über 250 Jahren diverse Um- und Anbauten erfahren. Für den ländlichen Raum eher selten ist der auf zwei hölzernen Säulen ruhende, zweistöckige Giebelerker.

Das zuletzt extrem baufällige Gebäude stand bereits mehrere Jahre leer, als der Magistrat der Stadt es 1982 erwarb. Aufgrund des schlechten Zustands konnte 1983 allerdings nur der Frontgiebel gerettet und in den Hessenpark versetzt werden.

Bürgermeister Frank Gleim, Zeitzeugin Marita Wilberg und Dr. Ulrike Sbresny, Fachbereichsleitern Wissenschaft im Freilichtmuseum Hessenpark (von links nach rechts) bei der Einweihung der Haustafel. Frau Wilberg hat bis zu ihrem 13. Lebensjahr im Haus aus Gemünden (Wohra) gelebt. – Foto: Malina Kodym

Am Marktplatz des Freilichtmuseums schmückt der Giebel seit der Eröffnung 1999 ein ansonsten modernes Ausstellungsgebäude. Im Erdgeschoss werden wechselnde Ausstellungen präsentiert. In den Obergeschossen werden mit der Dauerausstellung »Gemaltes Hessen« Landschaftsgemälde und Darstellungen des Landlebens aus den letzten zwei Jahrhunderten gezeigt. Dr. Ulrike Sbresny, Leiterin des Fachbereichs Wissenschaft im Hessenpark, nahm Ende Juni als Vertreterin des Freilichtmuseums an der feierlichen Enthüllung der Haustafel teil. „Für uns ist es ein großes Anliegen, die Geschichte der Häuser im Freilichtmuseum zu vermitteln. Dass dies nun auch in der Herkunftsgemeinde selbst geschieht, freut uns sehr“, sagte die Wissenschaftlerin. Auch Bürgermeister Frank Gleim aus Gemünden (Wohra) begrüßte die neue Verbindung zum Hessenpark: „Aus heutiger Sicht ist es schade, dass das Sprengersche Haus nicht mehr steht. Wir sind aber dankbar, dass mit dem Projekt „Haustafeln in den Herkunftsgemeinden“ ein Stück Historie unserer Stadt wieder sichtbar gemacht wird.“

Übrigens ist noch bis zum 27. November im Haus aus Gemünden (Wohra) die Sonderausstellung „Neue Licht. Frühe Fotografie rund um den Taunus“ zu sehen. Das Gebäude ist mittwochs, freitags, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Erinnerungsschild in Trendelburg

Mit 40 Meter Länge und 14 Meter Breite gehört der Fruchtspeicher aus der Rapunzelstadt Trendelburg zu den größten und eindrucksvollsten Gebäuden im Hessenpark. Am ursprünglichen Standort war das Gebäude Teil des herrschaftlichen Gutshofs Trendelburg, einer der größten Domänenwirtschaften Hessens im 16. Jahrhundert. Es stand mit anderen Bauten auf dem Vorwerk, dem Wirtschaftshof unterhalb der Burg. Das Erdgeschoss diente als Stall. Im Obergeschoss und den beiden darüberliegenden Böden wurden Ernteerträge aus dem landgräflichen Besitz gelagert. Bis 1930 war das Vorwerk eine eigenständige preußische Domänenverwaltung, die Gebäude wurden teilweise verpachtet.

1958 kaufte der Saatzuchtbetrieb Carstens Saaten den Fruchtspeicher und nutzte ihn als Getreidelager. Das denkmalgeschützte Fachwerkgebäude stand jedoch den Erweiterungsplänen des Betriebs im Weg. Nur unter der Maßgabe des Wiederaufbaus im Freilichtmuseum Hessenpark durfte es 1975 abgetragen werden. Nach etlichen Jahren der Nutzung wurde der Fruchtspeicher in den Jahren 2017 bis 2020 aufwendig saniert. Das Gebäude ist seit 2021 wieder zugänglich und präsentiert sich heute so, wie es bis 1931 in Trendelburg stand. Unsachgemäße Änderungen, die beim Wiederaufbau im Museum vorgenommen wurden, sind nun zurückgebaut. Das Erdgeschoss erstrahlt durch die geweißten Balken in neuem Glanz.

Der Trendelburger Bürgermeister Martin Lange und Museumsleiter Jens Scheller enthüllten am Donnerstag, 4. August, die neue Haustafel. „Der Fruchtspeicher ist ein eindrucksvolles Gebäude, dass wir sehr gerne bei uns im Freilichtmuseum Hessenpark haben“, erklärte Museumsleiter Jens Scheller. „Wir freuen uns, ihn mithilfe des Erinnerungsschilds im kollektiven Ortsgedächtnis verankern zu können.“ Auch Bürgermeister Martin Lange aus Trendelburg begrüßte die Verbindung zum Freilichtmuseum: „Ein ganz markantes Stück Trendelburger Geschichte wird im Hessenpark von kompetenten Händen langfristig erhalten. So kann ‚unser‘ Fruchtspeicher auch fernab seiner Heimat an der Diemel vielleicht dem ein- oder anderen Touristen Lust auf eine Reise nach Trendelburg machen.“

Das Erdgeschoss des Fruchtspeichers steht übrigens für Veranstaltungen wie Hochzeiten, private Feiern, Seminare und Kongresse zur Verfügung und kann gemietet werden. Im Obergeschoss befindet sich jetzt eine kleine Ausstellung über die Geschichte und Besonderheiten des imposanten Fachwerkbaus.

Die Kommunen und das Museumsteam hoffen darauf, dass nun möglichst viele Bewohner*innen „ihr“ Gebäude im Hessenpark besuchen.

Freilichtmuseum Hessenpark, Laubweg 5, 61267 Neu-Anspach, www.hessenpark.de

Eintrittspreise: Erwachsene 9 Euro, Familien 18 Euro, Gruppen ab 10 Pers. 8,50 Euro