Vier neue Flüchtlingsunterkünfte

Kreis mietet Gebäude in Hofheim, Kelkheim, Eschborn und Hochheim

23. November 2022

Main-Taunus-Kreis (ut). Der Kreis mietet weitere vier Gebäude für Flüchtlinge. Wie Landrat Michael Cyriax mitteilt, werden ein Privathaus und drei Hotels in Hofheim, Kelkheim, Eschborn und Hochheim dafür vorbereitet. „Derzeit leben rund 8300 Geflüchtete im MTK – Tendenz weiter steigend“, erläutert Cyriax. „Da anderweitig keine Abhilfe zu erwarten ist, werden nun Hotels gemietet.“ Zwar böten die neuen Unterkünfte Platz für rund 400 Geflüchtete, diese seien nach derzeitiger Lage aber ebenfalls spätestens Anfang Februar vollständig belegt. Bislang habe der Kreis eine Unterbringung in Turnhallen vermeiden können: „Das ist auch weiter unser Ziel.“

Appell an Land und Bund

Die Unterbringung der Flüchtlinge sei eine gesamtgesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe, so Cyriax und Erste Kreisbeigeordnete Madlen Overdick. Kreis und Kommunen wirkten dabei zusammen, für die Integration in der Kreisgesellschaft sei aber auch das ehrenamtliche Engagement von Bürger:innen wichtig. „Dennoch müssen die Konsequenzen steigender Flüchtlingszahlen klar sein“, unterstreicht der Landrat: Der Kreis habe allein im laufenden Jahr rund fünf Millionen Euro an ungedeckten Kosten. Nach Gesprächen mit den Kommunen bereite der Kreis ein erneutes Schreiben an die Bundes- und die Landesregierung vor, in dem er die derzeitige Lage eindringlich darstellen werde. „Das ist alles eine große Kraftanstrengung, und wir benötigen die Unterstützung des Bundes durch Steuerung der Zuwanderung und finanzielle Unterstützung“, so Cyriax.

Nach Angaben von Overdick kommen derzeit pro Woche 46 Personen aus unterschiedlichen Ländern in den Main-Taunus-Kreis. Nur ein kleiner Teil machten hierbei geflüchtete Ukrainer:innen aus – während sie im März und April 2022 noch den größten Teil der Neuangekommenen stellten. Die wachsenden Flüchtlingszahlen stellten dabei nicht nur den Kreis, sondern das gesamte Land vor Herausforderungen: Neben Unterkünften brauche es etwa Plätze in den Kitas und Schulen, um asylsuchende und geflüchtete Familien in das gesellschaftliche Leben integrieren zu können.

Das Hotel „Blue Plaza“ in Hofheim-Wallau, ein aktiver Beherbergungsbetrieb, soll bis zu 95 Personen aufnehmen. Das leerstehende ehemalige Hotel „Rheingauer Tor“ in Hochheim ist für bis zu 40 Menschen vorgesehen. In Kelkheim-Münster sollen zwölf Flüchtlinge in einem Einfamilienhaus in der Borngasse unterkommen – einem ehemaligen Hofgut, das als Pension genutzt wird. In Eschborn soll als Gemeinschaftsunterkunft das neue Hotel EschBy genutzt werden, das noch fertiggestellt wird und insgesamt 270 Plätze bietet. Alle Unterkünfte haben Gemeinschaftsküchen.

Gemeinschaftsunterkünfte für Einzelpersonen und Familien

Den Angaben zufolge wird das Hotel in Hochheim bereits seit Mitte November belegt. Die Unterkünfte in Hofheim und Kelkheim sollen Anfang Dezember und das Quartier in Eschborn zum Jahresbeginn folgen. Vorgesehen sind die Gemeinschaftsunterkünfte sowohl für Einzelpersonen als auch für Familien. Die entsprechenden Mietverträge laufen zunächst über vier Jahre. Alleine für die vier angemieteten Unterkünfte werden ungefähr 4,4 Millionen Euro im Jahr aufgewendet.

Die Bürgermeister der Städte wurden vom Kreis über die Pläne informiert. Wie auch in den anderen Unterkünften würden die Geflüchteten von Sozialarbeiter:innen des Kreises betreut, so Overdick: „Wir setzen dabei wie andernorts auch auf die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen.“

Bis Ende Dezember werde der Kreis nach derzeitigem Stand im laufenden Jahr insgesamt 1245 Flüchtlinge aufgenommen haben. Damit seien die Zahlen deutlich gestiegen – gegenüber 195 im Jahr 2020 und 411 im Jahr 2021.

Cyriax weist auch auf die Flüchtlinge aus der Ukraine hin, die nur teilweise in diese Rechnung fielen. Die meisten dieser mehr als 2300 Geflüchteten seien nicht aus der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung, sondern selbstständig in den Kreis gekommen, wo sie privat untergebracht seien. Alleine unter den Ukraine-Flüchtlingen seien rund 170 Kinder im Kinderartenalter und mehr als 630 Kinder und Jugendliche im Schulalter, die unterrichtet oder betreut werden müssten.