In Teilzeit zur Berufsausbildung

Symbolbild von einer Ausbildung im Friseurhandwerk. - Foto: Stevica Mrdja / stock.adobe.com

21. August 2024

Main-Taunus-Kreis (ut). Eine abgeschlossene Berufsausbildung ist der sicherste Weg in eine erfolgreiche berufliche Zukunft. Doch manchmal lassen die Lebensumstände eine Vollzeit-Beschäftigung einfach nicht zu. In diesem Fall besteht die Möglichkeit, eine duale Ausbildung in Teilzeit zu absolvieren.

Insgesamt haben bisher im Main-Taunus-Kreis 19 Teilnehmerinnen eine Ausbildung in Teilzeit gestartet, ihr Altersdurchschnitt lag bei 34 Jahren. „Diese Zahlen zeigen: Die Möglichkeit, mit reduzierter Stundenzahl einen vollwertigen Berufsabschluss zu erlangen, ist noch viel zu wenig bekannt. Und sie zeigen auch, dass die Teilzeit-Ausbildung besonders für Kandidatinnen und Kandidaten attraktiv ist, die nicht direkt nach Beendigung der Schule einsteigen, sondern sich aus verschiedenen Gründen erst später für eine Ausbildung entscheiden“, interpretiert Kreisbeigeordneter Johannes Baron.

Nur einer von 200 Ausbildungsverträgen wird in Teilzeit geschlossen

Dass die Teilzeitausbildung in Deutschland und auch in Hessen eine sehr untergeordnete Rolle spielt, belegen aktuelle Zahlen: Nur 0,46 Prozent der bundesweiten Neuabschlüsse von Ausbildungsverträgen und 0,53 Prozent der hessischen Neuabschlüsse setzen auf dieses Modell.

Attraktiv für Kandidaten und Arbeitgeber

„Gerade in Zeiten, in denen Arbeitgeber händeringend nach Auszubildenden suchen und viele Ausbildungsplätze nicht besetzt werden können, ist die Teilzeitausbildung ein Angebot, das eine Zielgruppe erschließt, für die die Vollzeit-Variante nicht in Frage gekommen wäre“, so Baron. „Dieses Potenzial wollen wir ausschöpfen“, erklärt er die Aktivitäten des Kommunalen Jobcenters.

Das Kommunale Jobcenter (KJC) sieht sich bei diesem Thema in einer Doppelfunktion gefordert: „Einerseits haben wir sehr viele SGB II-Kunden, die keine Berufsausbildung haben und aufgrund unterschiedlicher Einschränkungen die Ausbildung in Vollzeit nicht durchführen können. Anderseits sind wir mit den Unternehmen in der Region im ständigen Austausch über deren Arbeitskräftebedarf. Mit der Schaffung eines besseren Zugangs in die Ausbildung gerade durch das Teilzeitangebot können wir die Fachkräfte von übermorgen auf den Weg bringen“, sagt Joachim Werle, der Leiter des KJC. So unterstützt des KJC bei der Bewerbung genauso wie bei der Suche nach geeigneter Kinderbetreuung oder anderen persönlichen Problemlagen.

Mit dem 2020 in Kraft getretenen Gesetz zur Modernisierung und Stärkung der beruflichen Bildung wurden die Möglichkeiten für die Ausbildung in Teilzeit erweitert. In der Praxis bedeutet dies, dass die Auszubildenden regulär am Berufsschulunterricht teilnehmen, der praktische Teil im Betrieb aber mit reduzierter Stundenzahl stattfindet.

Mit Kinospot näher an die Zielgruppe

Um das Angebot weiter bekannt zu machen, geht das KJC innovative Wege: Es hat einen kurzen Werbefilm produzieren lassen, in dem eine erfolgreiche Absolventin ihre Geschichte erzählt. Der Spot wird ab dem 22. August in ausgewählten Kinos im MTK gezeigt. Wer danach mehr über die Teilzeit-Ausbildung wissen möchte, findet alle Informationen auf einer eigenen Unterseite der Homepage des Kreises unter www.mtk.org/Teilzeit-Ausbildung., die in den kommenden Tagen freigeschaltet wird. Finanziert wurde der Clip aus Landesmitteln.

Das gezielte Bewerben der Teilzeit-Ausbildung ist eine Maßnahme der Ausbildungs- und Arbeitsmarkstrategie des Main-Taunus-Kreises.

Hintergrund

Die Ausbildungs- und Arbeitsmarkstrategie für den Main-Taunus-Kreis wird seit 2014 kontinuierlich aktualisiert. 2021 wurde das politische Ziel im MTK formuliert, damit als  moderner kommunaler Dienstleister einen Beitrag zur Sicherung von Fachkräften zu leisten. Dabei sollen Unternehmen ermuntert werden, flexible Arbeitszeitmodelle auch in der Ausbildung anzubieten. Insgesamt geht es darum, sowohl bei der Vermittlung in Arbeit und Ausbildung, aber auch bei den bereits in Unternehmen Beschäftigten Talente zu entdecken, zu nutzen und zu fördern.

Auch die Digitalisierung schafft neue Möglichkeiten beim Zuschnitt von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Der Kreis will Kompetenzen von Leistungsbezieher:innen bei der Arbeits- und Ausbildungssuche fördern, macht aber auch Angebote für bestimmte Zielgruppen in der Bevölkerung, die keine staatlichen Leistungen erhalten. Ein wichtiges Element der Arbeitsmarktstrategie ist auch die Stärkung und Weiterentwicklung des Arbeitgeberservices beim Kommunalen Jobcenter, um Bedarf bei Unternehmen zu erkennen und die Betriebe bei der Suche nach potenziellen Beschäftigten und Auszubildenden zu unterstützen.