Spanische Afrikaner leben sich allmählich ein

Von Petra Pfeifer, 25. Juni 2023

Kronberg. Als Elefantenkuh Cristina mit ihrem zweijährigen Sohn Neco am Donnerstagabend, 15. Juni 2023, den Kronberger Opel-Zoo erreichte (wir berichteten), hatten die beiden Afrikanischen Steppenelefanten und die sie begleitenden Menschen eine rund 1600 Kilometer lange Reise hinter sich. Die Tiere waren zuvor mit gezieltem Training über Monate hinweg auf den Transport vorbereitet worden, der in klimatisierten Spezialcontainern mit eingebautem Wassertank und Kameraüberwachung umgesetzt wurde. Insgesamt waren schließlich alle gemeinsam über 30 Stunden auf Achse. Klar, dass sie dann erst einmal „ankommen“ mussten. Doch bereits ein paar Tage später durften Besucher sie dann schon im Elefanten-Haus bewundern, denn die beiden sind in Hinblick auf menschliche Besucher schon Profis. Schließlich kommen sie aus dem Natur- und Tierpark Cabárceno, in dem sie beide das Licht der Welt erblickten – Cristina 2006 und Neco 2021 –, gehörten einer Herde von über 20 Tieren an und sind zweibeinige Betrachter gewohnt.

Mit ihren hier lebenden Artgenossen, dem Elefantenbullen Tamo, und den Elefantenkühen Lilak und Kariba dürfen sie jedoch erst nach der Eingewöhnungsphase in direkten Kontakt kommen. „Sie müssen erst die gesamte Anlage kennenlernen und sollen sich sicher fühlen“, so Dr. Thomas Kauffels, Geschäftsführer des Opel-Zoos. Insbesondere gilt das für Cristina. Denn im Gegensatz zu ihrem ziemlich aufgeweckten und selbstbewussten Sprössling ist sie eher ruhig, schüchtern und zurückhaltend. Das war auch der Grund, dass ein neues Domizil für sie gesucht wurde. Nach einem Wechsel des Leitbullens in dem spanischen Tierpark, musste sie separiert werden: „Der ‚Neue‘ hat sie nicht mehr so beschützt wie sein Vorgänger, dessen Lieblingskuh sie war.“

Der für die Afrikanischen Steppenelefanten zuständige Zuchtkoordinator suchte daher nach einer Alternative für die beiden Tiere und bot sie der Kronberger Institution an. Diese hat mit dem Zuzug von Cristina und Neco nun seit vielen Jahren erstmals wieder fünf solcher Schwergewichte. „Ende der 70er waren es mal sechs Tiere und in den 80ern fünf“, berichtet Kauffels. Damit ist also wieder eine gute Ausgangsposition geschaffen, in die Zucht dieser bedrohten Tierart einzusteigen. Eigentlich ist das historisch bedingt schon fast eine Verpflichtung, denn immerhin sind 1965 und 1968 der zweite und der dritte jemals außerhalb Afrikas geborene Elefant im Opel-Zoo zur Welt gekommen: „Unsere Marschrichtung ist, daran anzuschließen.“ Diese Perspektive sei schon mit Planung und schließlich dem Bau der Halle im Jahr 2013 ins Auge gefasst worden, doch so etwas braucht Zeit. Die richtigen Tiere müssen zur richtigen Zeit zusammenkommen können.

Und die Zeichen für eine erfolgreiche Zucht stehen nunmehr gut: In den Kronberger Stallungen konnten die fünf Tiere bereits ersten Sicht- und Rüsselkontakt aufnehmen: „Elefantenkühe sind Herdentiere und dass Cristina neben Leitkuh Lilak ganz in Ruhe fressen darf, ist ein gutes Zeichen.“ Darüber hinaus ist Cristina bereits Mutter geworden und „Tamo ist ein sozialer Bulle, da mache ich mir nicht viel Sorgen“, so Thomas Kauffels.

Jetzt ist aber erst einmal „Sprachtraining“ gefragt. Denn obwohl immer wieder angeregt wurde, in den zoologischen Einrichtungen eine gemeinsame Kommandosprache im Umgang mit den Tieren zu entwickeln, benutzen doch die meisten ihr eigenes „Vokabular“. „Wir werden mit Targets anfangen“, so Tierpfleger Daniel Scheinkönig. Dabei handele es sich um Bambusstäbe, mit denen die Tiere angetippt werden, um auf diese Weise zum seitlichen Drehen oder Fußheben aufgefordert zu werden. Dass sie so etwas lernen, ist enorm wichtig, weil damit zum Beispiel die Pflege der empfindlichen Füße oder die Behandlung durch einen Tierarzt maßgeblich erleichtert wird. Auch Klicker wie beim Hundetraining kämen zur Belohnung zum Einsatz. Wichtig aber: „Es darf beim Training niemals Frustration entstehen und es muss immer positiv beendet werden.“ Nur über Lohn in Form von Futter, Lob und auf freiwilliger Basis könne so ein Unterricht erfolgreich sein.

Die Kassen im Opel-Zoo haben täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Die Besucher können bis zum Einbruch der Dunkelheit auf dem Zoogelände bleiben und es über Drehtore verlassen. Der Opel-Zoo verfügt über mehr als 1.200 kostenfreie Parkplätze und ist gut mit dem ÖPNV erreichbar: Buslinien 261, X26 und X27.