„Ruhiger Berg“ und „Der Furchtlose“ sind jetzt vier Monate jung

Zwillings-Nachwuchs bei den Roten Pandas zeigt sich jetzt im Opel-Zoo

Von Eckard Steffin, 21. Oktober 2022

Kronberg. Die Roten Pandas im Opel-Zoo haben wieder Nachwuchs! Die beiden männlichen Jungtiere sind nun auch für die Zoobesucher zu sehen. Allerdings braucht man dabei ein wenig Glück, denn die beiden Jungtiere ziehen sich auch immer noch gern in die ‚Wurfhöhle‘ auf der Außenanlage der Tiere zurück, wo sie bereits am 16. Juni zur Welt kamen.

Im Freiland bleiben Rote Pandas nach der Geburt für die ersten Wochen im Schutz dieser ‚Wurfhöhle‘, wo sie vom Muttertier gesäugt werden. Ihr Fell ist erst noch gräulich gefärbt, bevor es die charakteristische Zeichnung mit dem hellen Gesicht, rotbraunen Rücken und dunklen Bauch annimmt. Erst im Alter von rund drei Monaten kommen sie zunächst nur in der Dämmerung heraus, um dann nach und nach auch tagsüber ihre Umwelt zu erkunden. So ist es auch bei den beiden Jungtieren „Anzan“ („ruhiger Berg“) und „Abhayo“ („der Furchtlose“) im Opel-Zoo. Sie sind der zweite Wurf des aktuellen Zuchtpaars der Roten Pandas, der vierjährigen Mai-Ling, die 2019 aus Belfast hierherkam, und dem dreijährigen Tao, der aus Dortmund stammt.

Und es ist wirklich ein überaus knuffiger Anblick, der sich dem Betrachter bietet, wenn die beiden Jungtiere ihre ersten, aber überaus gekonnten Balance-Übungen in ihrem Gehege vollführen. Desirée Studt, Leiterin des Meso-Reviers, verrät: „Ihr Fell fühlt sich wirklich so weich an, wie es aussieht.“ Das der Eltern sei schon etwas drahtiger – und das Fell des Gepards, der ebenfalls zu ihrem Gebiet gehört, hat noch drahtigeres Haar, auch wenn es aus der Distanz so weich aussehe.

Gerne gibt sie zusammen mit Tierärztin Dr. Uta Westerhüs noch weiter Auskünfte über die persönlichen Präferenzen ihrer Schützlinge. Zum Beispiel, dass sie die körperlichen Merkmale eines Kleinbären haben, die Art sich in der Entwicklung zum Pflanzenfresser befindet, sich Anpassungen sogar bereits vollzogen haben: „Zum Beispiel haben sich die Backenknochen schon zu Mahlzähnen entwickelt, der Dünndarm ist länger geworden, um die Zellulose besser verarbeiten zu können.“ Und ein weiteres besonderes Merkmal der eher mit dem Faultier als dem schwarz-weißen Panda verwandten Tiere geben sie schmunzelnd preis: „Wenn sie wach sind, schlafen sie meistens.“ Sozusagen sei „pennen“ ihr Lebensstil.

Auch über die Ernährung gibt es einiges zu erfahren. Klar, dass sie aufgrund ihrer Herkunft sehr gerne Bambus futtern, doch sie „können“ ebenfalls sehr gut mit hiesigem Obst: „Birne ist für sie das Highlight.“ Die Geschmäcker sind trotzdem verschieden: „Tao mag unheimlich gerne Banane und Mai-Ling zieht dunkle Trauben vor.“ Dieses Wissen sei sehr wertvoll, wenn mal gezielt Medikamente verabreicht werden müssten.

In ihrer ursprünglichen Heimatregion in den Bergwäldern des Himalayas von Nepal bis Myanmar und im chinesischen Bergland in Höhen zwischen 1.800 und 4.000 Meter über dem Meeresspiegel sind Rote Pandas inzwischen selten und die Bestände laut der Weltnaturschutzunion IUCN weiter rückläufig. Sie gelten daher als stark gefährdete Art.

Im Dezember werden Anzan und Abhayo Abschied von ihren Eltern nehmen müssen, denn dann beginnt die nächste Paarungszeit der Roten Pandas. Das entspricht der natürlichen „Abnabelungszeit“ für die Jungtiere. Wohin sie dann kommen, steht noch nicht fest. Doch wie bei allen Tierarten, die beim Europäischen Erhaltungszuchtprogramm gelistet sind, werden sie künftig in einer dem Opel-Zoo verwandten Institutionen Besucheraugen entzücken. Aller Wahrscheinlichkeit werden die Brüder dann auch zusammenbleiben: „Insbesondere Zoos, die erst mit der Haltung einer neuen Tierart beginnen wollen, nehmen erst einmal gleichgeschlechtliche Tiere“, so Tierpflegerin Desirée Stodt. Denn dann könnten sich die für sie verantwortlichen Pfleger erst einmal mit ihnen vertraut machen, bevor irgendwann eine womöglich „stressige“ Paarungszeit beginnt, die Mensch und Tier vor eine Herausforderung stellen könnte.

Übrigens sind nicht allein die jungen Roten Pandas ein guter Grund in den nächsten Tagen den Opel-Zoo zu besuchen. Denn zu den Herbstferien und darüber hinaus wird den Besuchern ein buntes Programm geboten: Kommende Veranstaltungen im Opel-Zoo.