Kleiner Empfang mit großem Büffet

Ukrainer sagen Dank mit Speis und Trank

Von Petra Pfeifer, 15. April 2022

Königstein. Pliwi-Torte mit Pilzen, Krabben- und Olivensalat, Apfelkuchen und Tropical Cake, Blätterteiggebäck mit Käse oder Hackfleisch – zehn Bewohner:innen des Hauses im Harderheck 9 haben zwei Tage lang gekocht und gebacken um eines zu sagen: Dankeschön allen Helfer:innen der Ukrainehilfe! Denn sie und ihre Familien sind Mitte März aus dem Kriegsgebiet geflüchtet in Königstein angekommen und haben hier ein vorübergehendes neues Zuhause gefunden, das von eben jenen Angehörigen der Ukrainehilfe Königstein hergerichtet wurde. Genau gesagt handelt es sich um eine fünfköpfige, zwei sechsköpfige und eine siebenköpfige Familie, die sich das große Haus miteinander teilen. Zehn davon sind Kinder ganz unterschiedlichen Alters.

Doch auch wenn sich der große Tisch unter den vielen Leckereien geradezu biegt, steht der Austausch miteinander im Fokus. Es wird erzählt und berichtet, sich erinnert und nach vorne geschaut. „Wir waren fünf Tage und Nächte unterwegs“, sagt Arthur Nikolayan, der mit seiner Familie in Odessa lebte. „Ich war mit seiner Frau Liena im Kindergarten“, blickt Armine Mania vom Ausländerbeirat zurück, die seit fast 20 Jahren in Königstein lebt. Liena war es auch, die sie telefonisch um Hilfe bat, woraufhin Armine Mania umgehend tätig wurde, um für sie und ihre Familie hier eine Bleibe zu finden.

Diana und Marianna, die Töchter von Liena und Arthur, erzählen: „Es war zunächst schwer mit der fremden Sprache, doch wir sind hier sehr schnell integriert worden.“ Von ihren Freunden, die jetzt überwiegend in Berlin oder München untergebracht sind, wissen sie, dass es ihnen in dieser Beziehung nicht so gut geht. Am meisten vermissen die jungen Frauen das Elternhaus, die gewohnte Umgebung. „Sie sind eine wohlhabende Familie und haben ein großes Haus“, erläutert Armine Mania.

Nataliia berichtet von der Gruppe der zwei- bis vierjährigen ukrainischen Kinder, die sie zusammen mit zwei anderen Frauen in einem Raum des evangelischen Kindergartens betreuen kann: „Sie haben sich rasch eingelebt und kommunizieren eifrig.“ Genauso wie viele andere Ukrainer, die bereits hier sind, packt auch sie mit an, wenn weitere Landsleute hier ankommen. Und sie freut sich über ihren Gastgeber: „Wenn er jetzt von den Nachbar gefragt wird, ob seine Tochter und Enkelin zu Besuch seien, sagt er einfach ja.“ Dieser wiederum genieße die gute Versorgung seitdem Nataliia und ihre Tochter Tatjana bei ihm eingezogen sind: „Er ist froh, dass es jetzt drei Mal am Tag etwas zu essen bekommt“, schmunzelt Nataliia.

Daiva Sahmel, Leiterin des evangelischen Kindergartens, hat wiederum dafür gesorgt, dass die zehn Kinder im Haus im Harderheck einen extra für sie gut eingerichteten Bereich haben: „Das sind alles Dinge, die sich über die Jahre bei uns angesammelt haben und hier gut eingesetzt werden konnten.“ Sie freut sich, dass schon erste Freundschaften in ihrer Einrichtung mit den ukrainischen Zöglingen geschlossen wurden. Lächelnd erinnert sie sich, wie eines Tages eine ukrainisches Mädchen mit seiner Mutter unangemeldet vor der Tür ihrer Einrichtung stand und schlicht und einfach ihren Wunsch äußerte: „Ich möchte in den Kindergarten.“