Beatrice Schenk-Motzko beerbt Leonhard Helm

Bürgermeisterwechsel gestaltet sich sowohl emotional als auch zukunftsorientiert

Impressionen vom Bürgermeisterwechsel

Von Petra Pfeifer, 29. Mai 2024

Königstein. Es kommt nicht häufig vor, dass das Ende einer Ära mit einer Premiere einhergeht. In Königstein war dies bei der vergangenen Stadtverordnetenversammlung im Haus der Begegnung der Fall. Leonhard Helm hatte sich entschlossen nach 18 Dienstjahren nicht noch einmal als Bürgermeister zu kandidieren und wurde als solcher in den Ruhestand verabschiedet. Das Rennen bei der Wahl hatte Beatrice Schenk-Motzko gemacht, die an diesem Abend ihren Amtseid ablegte – und künftig als erste Bürgermeisterin der Stadt Königstein dieses Amt versehen wird.

Nach der musikalischen Eröffnung durch den Mandolinenclub Falkenstein machte Stadtverordnetenvorsteher Dr. Michael Hesse unter anderem an zwei Punkten fest, dass es sich an diesem Abend ganz offensichtlich um keine normale Stadtverordnetenversammlung handele: „Ich nehme heute keine Anregungen und Fragen zur Tagesordnung entgegen und außerdem haben wir ausnahmsweise unheimlich viel Publikum.“

Er freute sich über viele Ehrengäste aus der Politik, aus Kirchen, Vereinen, Unternehmen und auch das zahlreiche Erscheinen von Vertretern der Städtepartnerschaften. Angereist waren sie aus Le Cannet-Rocheville und Le Mêle-sur-Sarthe (Frankreich), Faringdon (Großbritannien), Kórnik (Polen) sowie Königstein (Sachsen).

Vereidigung der neuen Bürgermeisterin

Dann ging es auch schon in medias res und Dr. Michael Hesse bat Beatrice Schenk-Motzko auf die Bühne. „Zum Zeichen, dass Sie Ihre Aufgabe gewissenhaft erfüllen werden, sprechen Sie mir bitte den Amtseid nach“, forderte er sie auf und binnen weniger als einer Minute war dieser erste formale Akt erledigt. Leonhard Helm und Erstem Stadtrat Jörg Pöschl oblag es dann, die Ernennung vorzunehmen und die entsprechende Urkunde zu überreichen.

Laudatio

Das musikalische Zwischenspiel von Jeannette Reiter, die das „Allegro ma non Troppo“ von Ludwig van Beethoven am Flügel sehr schön intonierte, bildete den Übergang zu dem „jetzt etwas traurigen Moment – das Ende der Ära Helm“, so Dr. Michael Hesse in seiner sich anschließenden Rede, „dass wir es im Haus der Begegnung feiern, sehe ich als ein Zeichen, dass in der Politik nicht alle Arbeit vergebens ist.“ Leonhard Helm sei das Interesse für die kommunale Politik in die Wiege gelegt worden: „Sein Großvater Friedrich Bender war erster Beigeordneter der Stadt Königstein und Gründungsmitglied der CDU Königstein.“ Sein Onkel Dr. Waldemar Kramer habe sich ebenfalls in der Politik engagiert und als Stadtverordnetenvorsteher Königsteins in den Diensten der CDU.

Bezüglich der drei Wahlperioden, die hinter Leonhard Helm liegen, meinte Dr. Michael Hesse: „Sie haben ihr Amt tatsächlich gelebt, sie waren ein Kümmerer um die Stadt und regelrecht omnipräsent.“ 18 Jahre habe er für die Interessen der Stadt gerungen: „Das war eine erfrischende und positive Erfahrung, die wir machen durften.“ Leonhard Helm habe Königstein geprägt und es sich dabei nicht leicht gemacht: „Ich wünsche Dir, dass Du noch lange und stolz auf diese Zeit zurückblicken kannst.“

Erster Stadtrat Jörg Pöschl: „Ich möchte herzlichen Dank sagen für das, was Du für Königstein getan hast.“ Da Leonhard Helm im persönlichen Gespräch aber auch zugegeben habe, dass „etwas von ihm abfällt“, wenn er das Amt abgibt, freute er sich für ihn, dass er nun frei dafür sei, das zu tun, was er möchte. Jedoch: „Wir von Seiten des Magistrats werden Dich vermissen. Wir haben gestritten, gelacht und miteinander gefeiert.“ Daher: „Du darfst montags immer gerne mal anklopfen.“

Die Abschiedsrede

Eingangs seiner Abschiedsrede, die von seiner überaus großen Liebe zu Königstein und seinen Menschen geprägt war, versicherte Leonhard Helm: „18 Jahre sind vorübergegangen, in denen ich Bürgermeister der wunderschönen Stadt Königstein im Taunus sein durfte. Jahre, in denen ich mit Stolz und viel Freude diese Stadt mitgestalten, ihre Geschicke leiten, ihr in guten und weniger guten Zeiten beistehen durfte. In denen unsere Stadt blühen und gedeihen konnte.“ Und nun müsse er versuchen, sein übervolles Herz zu bremsen, damit er seinem Dank, seiner Freude, und seinen guten Wünschen in nicht mehr als 18 Minuten Ausdruck verleihen könne.

„Und ein persönliches Dankeschön auch meinen Freunden und meiner Familie, die sich in den vergangenen Wochen so schmerzhaft verkleinert hat: Ohne Euch stünde ich heute nicht hier, wäre ich nicht angetreten, gewählt oder wiedergewählt worden. Ohne Euch hätte ich es nicht geschafft.“

Tatsächlich gab es viel aufzuzählen. Zum Beispiel all den Menschen und Institutionen Dank zu sagen, Projekte, die erfolgreich umgesetzt werden konnten, und Vorhaben, deren Verwirklichung mit weniger Glück gesegnet waren. Auch behördliche Probleme kamen zur Sprache, die Finanzen und deren Drumherum, die Kommunalpolitik und Wähler erläuterte der ehemalige Kämmerer ebenso wie gesellschaftliche Entwicklungen: „In den letzten zehn Jahren ist der Umgang zwischen den Menschen spürbar respektloser geworden. Seit Jahren beschäftigen uns so Angriffe auf Menschen, die diesen Staat repräsentieren, sogar auf die, die im Auftrag des Staates retten und helfen, wie Feuerwehren und Rettungsdienste. Aktuell schockieren tätliche Angriffe auf Politiker durch radikalisierte Bürger.“

Diese generelle Entwicklung zeige sich leider auch ganz besonders im täglichen Umgang der Politik miteinander, selbst in der Kommunalpolitik einer Kleinstadt wie Königstein. Dabei sei die Aufgabe der gewählten Vertreter, durch ihr Vorbild den Respekt in das System der Demokratie, ihrer Institutionen und Vertreter zu stärken und täglich unter Beweis zu stellen, dass das System funktioniere und das Vertrauen verdiene, in das die Wähler immer wieder neu investieren.

Sein Wunsch an jene, die künftig Verantwortung tragen: „Nutzen sie den Wechsel an der Spitze unserer Stadt für die Schaffung eines neuen Miteinanders. Nutzen Sie die Möglichkeit, unverbraucht aufeinander zuzugehen, sich zuzuhören und mit Respekt, Mut und Vertrauen wieder gemeinsame Wege zu gehen.“

Abschließend: „Ich weiß, Bürgermeisterin Beatrice Schenk Motzko steht hierfür bereit. Die gemeinsamen Wege waren die schönsten Erfahrungen meiner ersten Amtszeit, und die wünsche ich ihr ebenso. Und lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn dann mal nicht alles genau so läuft wie geplant. Wir alle sind nicht unfehlbar, und sollten dies weder von uns selbst noch von anderen erwarten. Wichtig ist, dass wir, dass Sie künftig mit Herz und Verstand das Beste für unser Königstein suchen – dann wird Königstein auch in Zukunft blühen und gedeihen.“

Grußworte

Den Reigen der Grußworte eröffnete Landrat Ulrich Krebs, der sich noch gut an Leonhard Helms ersten Wahlkampf erinnerte, „denn das war auch mein erster Wahlkampf um das Amt des Landrats.“ Damals sei die CDU in Königstein mit zwei Kandidaten angetreten: „Es waren oft umkämpfte Wahlen in Königstein.“

Dass Leonhard Helm mit seiner soliden Ausbildung überhaupt hierzu angetreten sei, sei ein deutliches Zeichen der Liebe zu seiner Heimatstadt. Seither aber habe die Union in Königstein wieder zusammengefunden: „Manchmal braucht es solche Neuanfänge.“

Rückblickend könnten so einige Projekte aufgezählt werden, die die Stadt Königstein und der Hochtaunuskreis gemeinsam umgesetzt haben: „Das Wichtigste ist das Haus, in dem wir uns heute versammeln, dessen zweiter Begründer Du geworden bist, denn ohne Dich und Deine Beharrlichkeit gäbe es das nicht.“ Er selbst habe ebenfalls zu den Skeptikern gehört, doch heute sagt Ulrich Krebs: „Herzlichen Dank!“

Dieses Haus stehe auch für viele Eigenschaften Leonhard Helms: „Den weiten Blick, denn Du warst nicht auf den eigenen Kirchturm fixiert.“ Er sei darüber hinaus innovativ – das HdB habe einige Preise für die Renovierung erhalten: „Zum Beispiel für die moderne Technik“ -, darüber hinaus verlässlich, kompetent, loyal. „Wir sind über die Jahre nicht nur politische Weggefährten, sondern auch Freunde geworden“, so Ulrich Krebs und verriet: „Er hat mich getraut.“

An Beatrice Schenk-Motzko gingen anschließend seine Glückwünsche und an die Versammelten gewandt meinte er: „Sie hat mit der Wahl einen großen Vertrauensvorschuss erhalten, bitte erhalten Sie ihn ihr auch über die ersten 100 Tage hinaus.“

In Vertretung aller 13 Hochtaunus-Bürgermeister sprach Steffen Bonk aus Steinbach: „So ein Moment einer demokratischen Wahl ist immer ein besonderer Moment. In Zeiten wie diesen können wir gar nicht genug davon bekommen.“ Leonhard Helm sei der Kollege, mit dem er am längsten zusammenarbeite und die Bürgermeister des Kreises seien sich einig, dass er verlässlich, loyal und außerdem ein guter und netter Kollege sei. Und da er ihn oft auch bei Ereignissen und Veranstaltungen außerhalb Königsteins erlebte, versicherte Steffen Bonk: „Er war ein außerordentlich guter Repräsentant Ihrer Stadt, jemand, der das Wort ergriff – auch für kommunale Finanzen.“ Auf gemeinsamen Exkursionen wiederum habe er gerne die Mannschaft verköstigt und sich als Genussmensch „geoutet“: „Das teilst Du auch und das ist eine ganz besondere Art des Austauschs.“

Neues Mitglied der „Wilden 13“

Beatrice Schenk-Motzko hieß er herzlich im Kreis der „Wilden 13“ willkommen: „Vor allem die beiden anderen Bürgermeisterinnen unter ihnen freuen sich über ihre dritte Kollegin.“ Steffen Bonk versicherte: „Das ist ein sehr reizvolles Amt, hierin können sie jetzt gestalten.“ Doch auch eine kleine Mahnung hinsichtlich des Zeitkontos: „Denken Sie daran, Sie sind auch Mutter.“

Grüße von den Gremien überbrachte Stephan Gieseler, Geschäftsführender Direktor des Hessischen Städtetags. In seiner durch Humor geprägten Rede verriet er: „Leonhard Helm ist schwer zu clustern.“ Er sei freundlich, fleißig, (p)flichtbewusst: „So heißt das nun mal südlich des Mains.“ Aber wenn „Leo“ kampfeslustig nach Wiesbaden gezogen sei, habe es manch ängstliche Blicke gegeben. Er bescheinigte ihm aber auch, ein erfolgreicher Standesbeamter zu sein: „Ich bin immer noch verheiratet.“

Beatrice Schenk-Motzko versicherte Stephan Gieseler: „Bürgermeister ist das schönste Amt!“ Jedoch: „Sie sind erster Ansprechpartner für die Bürger, vor allem für Kritik – und Sie werden sich das immer zu Herzen nehmen, auch wenn Sie alles richtig gemacht haben. Sie sind für alles verantwortlich. Die Spanne reicht von Hausmeister bis Chef – und Sie können sich nicht verstecken.“

Johannes Heger, geschäftsführender Direktor des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, stellte fest: „Es ist alles schon gesagt worden.“ Dennoch: „Sie sind diejenige, die immer zuständig ist, 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr – das ist ein toller Job!“ Die Probleme in allen 13 Städten des Kreises seien jedoch identisch, daher werde die Bürgermeisterrunde auch Selbsthilfegruppe genannt, denn der Austausch helfe.

Leonhard Helm, der bei seiner eigenen Rede, als er über seine Familie und über sein geliebtes Königstein sprach, zwei Mal sehr nah am Wasser gebaut gewesen war, sprach er seinen Respekt aus: „Chapeau, dass Sie auf sehr emotionale Weise Abschied genommen haben.“ Und: „Danke, dass Sie mit so viel Verve für alle da waren.“ Denn nicht nur für die Stadt sei Leonhard Helm tätig gewesen, sondern habe sich auch über die Kommune hinaus eingebracht.

Grußworte der Partnerstädte

Hätte Dr. Michael Hesse alle zu Wort kommen lassen, die gerne noch ein Grußwort gesprochen hätten, hätte er die ohnehin schon beachtlichen drei Stunden vollkommen gesprengt. Daher kamen ausschließlich nur noch die Vertreter aus den Partnerstädten zu Wort.

Michelle Tabarot aus Le Cannet: „Du hast stets mit Mut und Entschlossenheit für Königstein gehandelt.“ Gerne erinnerte sie sich an die zurückliegenden „stets schönen“ Begegnungen und freue sich, wenn er künftig von Zeit zu Zeit an die Côte d’Azur käme, denn er sei als Freund von Le Cannet immer willkommen. Gleiches gelte für die neue Bürgermeisterin.

„Ihr zweites Zuhause wartet auf Sie“, versicherte auch Catherin Collin vom Partnerschaftskomitee Le Mêle-sur-Sarthe, die sich für die stete Unterstützung des scheidenden Bürgermeisters bedankte: „Sich kennenzulernen und auszutauschen sind Basis einer festen Freundschaft.“

Jerzy Lechnerowski aus Kornik zählte auf die weiterhin gute Zusammenarbeit und Partnerschaft und Tobias Kummer, Bürgermeister des sächsischen Königsteins wünschte Beatrice Schenk-Motzko viel Erfolg: „So ein Amt anzunehmen ist mutig und braucht innere Stärke.“ Und an Leonhard Helm gewandt versicherte er: „Aus freien Stücken so ein Amt abzugeben, ist ein Privileg. Ich freue mich, dass Du den richtigen Zeitpunkt gefunden hast.“

Sich kurz zu fassen, empfehle ihm sein Bauchgefühl, meinte Jörk Kaduk, erster Bürgermeister der Marktgemeinde Königstein in der Oberpfalz. Für die Entspannung empfehle er der neuen Bürgermeisterin den bayerischen Weg und überreichte ihr schmunzelnd einen Bierkrug.

Antrittsrede

Nun war der Weg frei für die Antrittsrede von Beatrice Schenk-Motzko: „Am 18. Februar 2024 haben mich die Königsteiner Bürgerinnen und Bürger zu ihrer neuen Bürgermeisterin gewählt. Das ist für mich ein überwältigender Vertrauensvorschuss, der mich immer noch sehr berührt und gleichzeitig sehr dankbar macht“, versicherte sie nach der vollständigen, formellen Begrüßung der Versammelten.

Im Anschluss an zahlreiche Gespräche mit Bürger:innen und künftigen Kolleg:innen habe sie bereits damit begonnen, eine Grundlage für die erste kommende Zeit zu schaffen: „Ich kann Ihnen allen an dieser Stelle versichern: Ich werde mich mit viel Elan und meinen Fähigkeiten für die Menschen einsetzen und gemeinsam mit der Verwaltung und dem Magistrat – mit Ihnen allen – die anstehenden Herausforderungen gemeinsam angehen.“

Königstein stehe in vielen Bereichen gut da: „Mein Vorgänger im Amt, Leonhard Helm, hat sich sehr intensiv und wegweisend für unsere Stadt eingesetzt. Und durch die Arbeit unserer kompetenten Verwaltung und unseres engagierten Magistrats konnte Vieles erfolgreich vorangebracht werden.“ Auf diesem Fundament wolle sie gerne aufbauen, aber auch neue Wege einschlagen.

„Ich verstehe das Wählervotum als einen Auftrag, die Kommunikation zwischen Rathaus und Bevölkerung auf eine neue Basis zu stellen. Kommunalpolitik muss wieder die Bürger erreichen, Kommunalpolitik darf und muss diskutieren, abwägen und am Ende vor allem für die Entwicklung unserer Stadt stehen“, so Beatrice Schenk-Motzko.

„Quo vadis Königstein?“

Sie sei der Meinung, Königstein brauche eine konzeptionelle Grundlage, „an der wir gemeinsam: Bürgerschaft, Verwaltung und Magistrat die Entscheidungen der kommenden Jahre ausrichten können“. Bei der Erstellung dieser Grundlage sei nach ihrem Verständnis eine umfassende Bürgerbeteiligung genauso erforderlich wie das Wissen der Experten aus sämtlichen kommunalen Bereichen: „Ich habe mir vorgenommen, diese Fragenbündel im Laufe der kommenden Jahre aufzuschnüren und gemeinsam mit Ihnen zukunftsweisende Antworten darauf zu finden.“

Mit Blick auf die bevorstehenden Vorhaben wusste sie schon im Voraus: „Es gibt Vieles, was in den Haushaltssitzung der nächsten Wochen besprochen werden muss. Als Bürgermeisterin trage ich Verantwortung für solide Finanzen und denke auch an die Generationen nach uns. Das bedeutet, wir werden das tun, was notwendig ist und nur das, was wir uns leisten können.“

Zu guter Letzt freute sich Beatrice Schenk-Motzko ihr Versprechen im Falle einer erfolgreichen Wahl in Kürze einlösen zu können: „Mitte Juli ziehe ich mit meiner Familie nach Schneidhain und wir freuen uns auch auf diesen neuen Abschnitt in unserem Leben. Unser Leben hier in Königstein gemeinsam mit Ihnen!“