Schenkung für die künftige Kunstgalerie

Stadt und Stadtmuseum freuen sich über Werke von Adam Alois Wallauer

Von Eckard Steffin, 28. Dezember 2021

KelkheimAnlässlich ihrer Schenkung stellte die Stadt Kelkheim verschiedene Bilder von Adam A. Wallauer vor. Stadtrat Dirk Hofmann: „Wallauer gehört zu den vergessenen Künstlern, die regional bekannt wurden und dann zu internationalen Ausstellungen eingeladen wurden.“ Der Vorsitzende des Museumsvereins Jürgen Moog wies darauf hin, dass die Werke teilweise in einer Zeit entstanden, als es kaum Materialien wie Farben oder Leinwände gab. Einige Bilder wurden auf Sackleinen gemalt und immer wieder merkt man auch an anderen Merkmalen die Improvisationskunst Wallauers.

Nahezu zeitgleich mit der Veröffentlichung eines Beitrags zum Leben und Werk des Künstlers Adam Wallauer von Kulturreferentin Dr. Beate Matuschek im Jahrbuch 2022 (S. 132-139) des Main-Taunus-Kreises, erhielt die Stadt Kelkheim im November 2021 die Nachricht der Erbengemeinschaft des Wiesbadener Kunstsammlers Dr. Heinrich König, elf Ölgemälde des Ruppertshainer Malers Adam Wallauer (*1915 in Ruppertshain, +2003 in Felsberg bei Kassel) dem Stadtmuseum Kelkheim stiften zu wollen.

„Es handelt sich um eine Schenkung für die zukünftige Kunstgalerie innerhalb des neuen Museums Kelkheim in der Feldbergstraße 34, um das Werk des Künstlers in Erinnerung zu behalten“, so Matuscheck.

Zusammen mit dem Ankauf der Kohlezeichnung einer „Ruppertshainer Bäuerin“ (entstanden vermutlich um 1940) und der Schenkung von zwei Ölbildern aus dem Nachlass Christa und Gerhard Müller aus Hamburg sowie der Stiftung eines kubistischen Landschaftsaquarells durch Heinz Heckenmüller aus Ruppertshain in den Jahren 2019/2020 bilden die 11 neuen Bilder der Erbengemeinschaft König den Grundstock für die Sammlung zur „Klassischen Moderne“ im Stadtmuseum Kelkheim.

Moog und Matuschek nahmen die restaurierungsbedürftigen Werke der Erbengemeinschaft in Offenbach entgegen, um das künstlerische Schaffen des Ruppertshainer Künstlers Adam Wallauer für die Nachwelt zu erforschen und zu bewahren. Ein Gemälderestaurator säuberte die Gemälde, nahm die nachgedunkelte oberste Lackschicht der Ölbilder ab und trug eine neue Firnis auf. Damit erhielten die Bilder eine neue Brillanz. Da die meisten Bilder keine Rahmung aufwiesen, wölbte sich die Leinwand. Die Ölbilder mussten deshalb nach der Restaurierung gespannt und gerahmt werden.

Lebenslauf des Künstlers

Adam Alois Wallauer wurde 1915 in Ruppertshain als dritter Sohn des Bäckers und Fabrikarbeiters Adam Wallauer geboren. Von 1921 bis 1929 besuchte Wallauer die dortige Volksschule. Sein Elternhaus befindet sich in unmittelbarer Nähe der Schule. Hier entstanden die ersten Zeichnungen, die er nach seinem Vorbild Albrecht Dürer anfertigte. Während seiner Lehre als Weißbinder in Hofheim lernte der künstlerisch talentierte junge Mann den Münchner Kunstprofessor Max Haenger kennen, der 1928 mit seiner Familie in die Kelkheimer Hochstraße gezogen war und hier bis 1939 lebte.

Der Landschaftsmaler Max Josef Haenger jr. (1898–1961) gehörte zum Hofheimer Kreis um Hanna Bekker vom Rath (1893-1983). Er engagierte sich kulturpolitisch in Frankfurt und Wiesbaden und gehörte seit 1934 dem Vorstand der Darmstädter Sezession an. In Kelkheim schuf er zahlreiche Taunusansichten. Die Stadt Kelkheim besitzt das Ölbild einer „Ansicht mit Blick auf das Franziskanerkloster“ auf dem Mühlberg, das mit August 1929 datiert ist. Es ist im Gartensaal des Rathauses Kelkheim zu sehen.

Adam Wallauer studierte bei renommierten Lehrern. Von seinem Talent überzeugt, vermittelte ihm Max Haenger ein Stipendium von 1933 bis 1938 an der Frankfurter Städelkunstschule unter Max Beckmann.

Es folgte 1938 bis 1940 ein Studienaufenthalt an der Staatlichen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar unter Prof. Walther Klemm, bei dem auch die Eppsteiner Konstruktivisten Ella Bergmann und Robert Michel, wenn auch einige Jahre früher, am damaligen Bauhaus studierten.

Auf der Suche nach stilistischen Inspirationen abseits der nationalsozialistischen Ideologie wechselte Adam Wallauer von 1940 bis 1942 in die Landakademie von Heinrich Nauern (1880-1940), dem bedeutendsten Vertreter des „Rheinischen Expressionismus“.

Obwohl es viele Versuche seiner Lehrer gab, Adam Wallauer vom Wehrdienst zu befreien, wurde er 1942 einberufen und als Front- und Geländezeichner in Italien eingesetzt. Als er nach dem Krieg nach Ruppertshain zurückkehrte, stand er vor dem künstlerischen Nichts und kehrte zunächst in sein erlerntes Handwerk als Weißbinder zurück.

Um den Anschluss an die Nachkriegsmoderne zu finden, nahm der inzwischen 32-Jährige 1948 ein Studium in Berlin bei Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976) auf, den er vermutlich aus Hofheim kannte. Er war Mitbegründer der Dresdner Künstlergruppe „Die Brücke“ und galt als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Expressionismus.

Adam Wallauer bestritt von 1933 bis 1942 sein Kunststudium in der Zeit des Nationalsozialismus. Er gehört zur „verlorenen Generation“ von Studenten, deren Kunstprofessoren nach der Machtergreifung entlassen und in die innere bzw. äußere Emigration gingen. Dennoch gelang es Wallauer seinen eigenen künstlerischen Weg zu gehen, Kunstprofessoren seiner Wahl aufzusuchen, bei denen er abseits der NS-Ideologie den Impressionismus, Expressionismus oder Kubismus studierte.

Als Anfang der 1950er Jahre das zeitgenössische Kunstleben Fahrt aufnahm, waren seine Bilder nicht nur in zahlreichen Ausstellungen in Deutschland gefragt, sondern führten ihn in die USA (1957), Südafrika (1958) und Brasilien (1962). Im Jahr 1999 wird die 2000. Ausstellung des damals 84-jährigen in Paris gezeigt.

Die Kirchengemeinde Ruppertshain organisierte im Jahr 2001 eine Tagesausstellung unter dem Titel „Ein Menschenalter von Adam A. Wallauer“ in der St. Matthäuskirche anlässlich seines 85. Geburtstags. Nach Auskunft seines Stiefsohnes Wolfgang Nesselberger wünschte die Familie, dass seine Werke im Blickpunkt des Kelkheimer Museum stehen sollten. Der Künstler starb 2003 im Alter von 88 Jahren in Felsberg (bei Kassel)

Überlassene Werke Wallauers aus dem Nachlass der Erbengemeinschaft Heinrich König:

  1. Adam Wallauer: o.T. (Sankt Franziskus), Öl/Lwd., o.J.,                       
  2. Adam Wallauer: o.T. (Herbstlandschaft i. Taunus), Öl/Lwd., o.J.,                  
  3. Adam Wallauer: o.T. (Winterlandschaft),Öl/Lwd.,o.J. (verm.um1938),
  4. Adam Wallauer: o.T. (Spazieren im Park) Öl/Lwd., o.J.,                    
  5. Adam Wallauer: o.T. (Zwei Sitzende), Öl/Lwd., o.J.                                        
  6. Adam Wallauer: o.T. (Abstrakte Figurenkomposition), Öl/Lwd., o.J.   
  7. Adam Wallauer: o.T. (Die Liegende), Öl/Lwd., o.J.,                                            
  8. Adam Wallauer: o.T. (Zwei Frauen Arm in Arm), Öl/Lwd., o.J.,      
  9. Adam Wallauer: o.T. (Portrait A. Steinhäuser), Öl/Lwd.,1964,        
  10. Adam Wallauer: o.T. (Abstrakte Formen) Pastell, o.J, mit Widmung:  Frau L. König, zum Geburtstag, 29.8.1961
  11. Adam Wallauer: o.T. (Kopfstudie verm. f. Kirchenfenster), Mischtechnik (Öl/Gouche), 1964