Qualität mit Zukunft aus dem Taunus

„klaamotte“ mit dem Blauen Engel zertifiziert

22. April 2022

Kelkheim/Frankfurt (ut). Auf den ersten Blick haben Engel und Motten eigentlich nichts miteinander zu tun. Allerdings wird ein Schuh daraus, wenn die „klaamotte“ (kleine Motte) mit dem Blauen Engel zertifiziert wird. So geschehen unlängst anlässlich der Nachhaltigkeitsmesse in der Frankfurter Jahrhunderthalle konnten die Kelkheimer Gründer Tina Jezeran und ihr Mann Roland Bedenbender die begehrte Urkunde endlich entgegen nehmen. Über zwei Jahre hat der Zertifizierungsprozess gedauert, einen 72-seitigen Anforderungskatalog galt es zu erfüllen. „Dabei geht es um die Herkunft und Herstellung von Fasern, Veredelungsprozesse, Emissionen, Abbaubarkeit und Gebrauchstauglichkeit“, zählt Tina Jezeran beispielsweise auf.

Doch zurück auf Anfang: Rund sieben Jahre ist es her, dass das Ehepaar sich in Hinblick auf Hemden und Blusen sagte: „Wir können chemiefreie Mode Made in Germany machen.“ Einer der Gründe, dieses Vorhaben auch in die Tat umzusetzen, war, dass sie selbst nie die Blusen oder Hemden fanden, die sie für sich suchten. Schritt für Schritt eigneten sie sich dafür alles an, was hierfür notwendig war – Wissen, Kontakte, Fertigung, Partner etc. Wichtig war für sie von Anfang an, nur Baumwolle aus zertifiziertem Bioanbau zu nehmen, aus Plantagen, in denen die Mitarbeiter fair bezahlt und versichert sind, sich auch bestens auf die Ernte verstehen: „Wenn Baumwolle zum falschen Zeitpunkt oder falsch geerntet wird, gibt es viel zu viel Ausschuss.“

Eine Weberei, die ausschließlich solche Baumwolle verarbeitet, fanden sie in der Firma Getzner mit Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz: „Diese Weberei gehört zu den größten und hat sogar en eigenes Wasserkraftwerk.“ Im Allgäu wiederum wird konfektioniert. „Das ist ein Familienbetrieb in dritter Generation, in dem die Uroma noch mit 90 Jahren genäht hat“, berichtet Tina Jezeran.

Mit der Zeit stellte sich heraus und wurde dem Ehepaar immer häufiger versichert, dass seine Idee grundsätzlich richtig sei, die klaamotte jedoch nicht um eine Zertifizierung herumkomme, um das benötigte seriöse Prestige zu erhalten. „Es gibt mehrere solcher Siegel, doch wir waren uns sehr schnell einig, dass für uns nur der blaue Engel in Frage kommt“, so Tina Jezeran. Und so kam es, dass sie vor rund zwei Jahren mit dem umfangreichen Zertifizierungsprozess begannen: „Dabei spielt auch eine große Rolle, dass die Betriebe, mit denen wir zusammenarbeiten, ebenfalls entsprechende Zertifizierungen vorweisen können.“

Erhältlich sind die Hemden und Blusen derzeit in den üblichen Konfektionsgrößen in den Farben weiß, hellblau und schwarz. Sie alle sind mit Knöpfen aus Steinnuss besetzt, haben eine stilisierte Motte auf dem Kragen aufgestickt und einen QR-Code im Innenteil eingedruckt, anhand dessen jeder selbst überprüfen kann, ob er eine originale „klaamotte“ in der Hand hält und wie sie produziert wurde. Wer möchte, kann sich aber auch eine Maßanfertigung konfektionieren lassen.

„Im nächsten Schritt wird es auch bedruckte Blusen und Hemden geben“, verrät Tina Jezeran. Bei den Motiven handelt es sich um Symbole aus der IT, was niemanden verwundert, der weiß, dass Roland Bedenbender eigentlich aus der IT-Branche kommt.

Aber warum eigentlich eine Motte als Logo? Tina Jezeran lacht: „Wir suchten etwas Lautes und Hessisches.“ Und da die Sorgen der meisten Menschen sich bei Insekten vornehmlich um Bienen drehen, nahmen sie die Motten ins Visier und siehe da: „Weil sie sehr empfindlich auf Veränderungen in ihrem Lebensraum reagieren, sind sie wichtige Indikatoren für die Gesundheit der Natur.“

Übrigens gibt es gar nicht so viele Unternehmen in Hessen, die derzeit zertifiziert sind. „Insgesamt sind es 25 und im Hochtaunus, Main-Taunus Rheingau-Taunus ist die Firma Klaamotte die einzige“, so Christoph Eßer-Ayertey, Leiter der Abteilung Umwelt der RAL gGmbH. Die RAL gGmbH ist die gemeinnützige Gesellschaft, die vom Umweltbundesamt beauftragt ist, die Zertifizierungsverfahren für den Blauen Engel durchzuführen. Weitere gebe es erst in Karben, Wiesbaden und im restlichen Hessen.

Der Blaue Engel ist seit über 40 Jahren das Umweltzeichen der Bundesregierung. Er kennzeichnet umweltschonende Produkte und Dienstleistungen. Kein Label im Non-Food-Sektor ist so breit aufgestellt. Viele Alltagsprodukte tragen das Umweltzeichen: zum Beispiel Farben, Möbel, Waschmittel oder Recyclingpapier.

Zweck des Umweltzeichens ist es, privaten Verbraucherinnen und Verbrauchern, institutionellen Großverbrauchern und öffentlichen Einrichtungen eine verlässliche Orientierung beim umweltbewussten Einkauf zu geben. Denn eine gezielte Nachfrage nach umweltschonenden Produkten fördert ökologische Produktinnovationen und reduziert Umweltbelastungen. Der Blaue Engel steht für eine unabhängige, transparente und ambitionierte Kennzeichnung.