Hilfe für die Ukraine

Motsi Mabuse und ihr Mann organisieren Hilfslieferung

Von Petra Pfeifer, 2. März 2022

Kelkheim. Angst, Wut, Fassungslosigkeit, Schrecken – es gibt viele Emotionen, mit denen die Menschen auf Russlands Krieg gegen die Ukraine reagieren. Doch sollte zunächst auch eine gewisse Schockstarre dabei gewesen sein, so ist diese längst überwunden. In zahllosen Städten und Gemeinden werden die Menschen aktiv, schaffen Raum, um Flüchtlinge aufzunehmen, sammeln Hilfsgüter, die sie in die Grenzstädte bringen, in die die Hilfesuchenden strömen.

So auch in Kelkheim. Hier lebt seit gut sieben Jahren die aus Südafrika stammende Tänzerin Motsi Mabuse, die viele als Jurymitglied der Tanzshow Let’s Dance kennen, mit ihrem aus der Ukraine stammenden Mann Evgenij Voznyuk und ihrer kleinen Tochter. Das Paar ist persönlich tief erschüttert, denn die (Schwieger-)Eltern Lubov (58) und Volodymyr Voznyuk (70), die in der ostukrainischen Stadt Charkiw leben, sind dort eingeschlossen und können derzeit nicht flüchten. Seither telefonieren sie jeden Tag mit ihnen. Evgnij Voznyuk berichtet: „Sie können seit mehreren Tagen den Keller nicht mehr verlassen und im Hintergrund hört man immer wieder Bomben einschlagen.“ Es sei für ihn sehr, sehr schwer, nicht einfach hinzufahren und sie zu holen.

In den vergangenen Tagen hat sich das Paar viele Gedanken gemacht, wie sie trotzdem Menschen in der Ukraine unterstützen können. Dabei sind sie zu dem Schluss gekommen, mit Unterstützung von Freunden Hilfsgüter zu sammeln und sie dann nach Polen zu bringen. Bürgermeister Albrecht Kündiger haben sie am Montag darüber informiert und bei einer kurzfristig einberufenen gemeinsamen Pressekonferenz sprechen alle Drei über ihre Gefühle und Pläne.

„Eine Logistik-Firma stellt uns LKW zur Verfügung“, berichtet Evbenij Voznyuk. Dieses Angebot gilt nicht nur für die Tour am kommenden Freitag, sondern so lange, wie es nötig sei. Er selbst wird mit seinem eigenen Wagen oder sogar mit einem größeren Bus fahren: „Dann kann ich auf dem Rückweg vielleicht Menschen mitnehmen, die nach Deutschland wollen.“

Es fehle an allen Ecken und Enden Nahrung, Wasser, Hygieneartikel, Verbandsmittel und Vieles mehr. „Derzeit ist Winter – da kann jeder selbst überlegen, was sinnvoll ist, dorthin zu schicken“, so Motsi Mabuse. Allmählich würden auch Krankheiten unter den Geflüchteten ausbrechen, daher würden Medikamente ebenfalls benötigt.

Die Gesellschaft sorgt für moralische Unterstützung und gibt Kraft

Ihre Schwiegereltern zum Beispiel hätten von jemandem, der weiter weg von ihnen wohnt, drei Liter Wasser bekommen: „Das muss ihnen jetzt für vier Tage reichen.“ Sie freut sich darüber, dass sich die Menschen dort gegenseitig unterstützen. „Woher nehmen die Ukrainer all diese Moral?“, möchte Albrecht Kündiger wissen. „Die Menschen wissen, dass die Gesellschaft hinter ihnen steht. Das gibt Kraft!“, so Motsi Mabuse.

Damit die materielle Unterstützung so reibungslos wie möglich ablaufen kann, arbeitet das Paar mit der Caritas zusammen. „So eine Aktion braucht eine Struktur und dabei helfen sie uns. Niemand sollte einfach so losfahren“, rät die Tänzerin. Auch der Kelkheimer Motorradclub packe kräftig mit an. In diesem Zusammenhang bittet sie auch darum, die Spenden direkt in entsprechend beschriftete Kartons zu packen und von Säcken abzusehen: „Nur so können wir sie am besten stapeln.“

Sie selbst fühle sich im Augenblick so, als ob eine riesige Decke auf ihr laste, doch sie zeigt sich tapfer: „Es gibt auch Momente, in denen wir abschalten können. Es ist wichtig, dem Kopf Pausen zu geben.“ Eine wichtige Unterstützung für sie selbst und ihre kleine Familie sei schon auf dem Weg: „Meine Mama kommt aus Südafrika.“ Auch die Stunden, die sie bei „Let’s dance“ verbringe, würden helfen, weil sie dann gezwungen sei, auszuatmen und loszulassen. Nachdenklich setzt sie hinzu: „Auch in dunklen Zeiten muss ein wenig Licht hineinkommen.“

Albrecht Kündiger mahnt: „Was in der Ukraine geschieht, macht uns alle fassungslos, ohnmächtig.“ Zwar helfe es, Solidarität zu bekunden, doch das dürfe nicht alles sein. Jetzt müsse auch nach Unterbringungsmöglichkeiten für die Kriegsflüchtlinge gesucht werden.

Sammelstelle: Altes Feuerwehrhaus Kelkheim- Münster / Zeilsheimer Straße 47

Zeiten: 2. und 3. März zwischen 15 und 20 Uhr