Ein Markt, der die Seele wärmt
TaunusSoul trotzt trübem Wetter
23. September 2022
Kelkheim. Er hat schon was Besonderes, der Kreativmarkt TaunusSoul, den die Glaskünstlerin Anja Gilles ins Leben gerufen hat und der von Catherine Hueber stets durch ein Kulturprogramm ergänzt wird. Dieses Mal fand er in und vor der hübschen Kulisse des Alten Rathauses Münster statt, wobei die Kirche St. Dyonisus und angrenzende Plätze einbezogen wurden. Und da die beiden Kelkheimerinnen sehr viel Herzblut in die Planung und Vorbereitung, in Auswahl von Teilnehmenden gesteckt hatten gab es ein vielseitiges Angebot in jeder Hinsicht – auch kulinarisch.
Bei den insgesamt 35 Ausstellern mit dabei war unter anderem Schreinermeister Clemens Müller. Unter der Überschrift „Genusskultur aus Massivholz“ fertigt er in seinem Unternehmen „Schneidholz“ selbst entworfene Schneidebretter, die überaus funktional sind.
An anderer Stelle freute sich Stefanie Röder: „Ich bin zum dritten Mal bei TaunusSoul dabei und die Leute, die da sind, kommen und kaufen.“ Sie hat neben Einkaufstaschen, Schürzen oder Kissen aus bunten Baumwollstoffen auch manch Pfiffiges im Angebot. Zum Beispiel Türstopper mit Gummizügen, damit man sie an den Klinken befestigen kann. Ausmachen ließ sich auch ein Spielteppich für unterwegs und Pixibuch-Taschen inklusiv Büchlein, denn die Kleinen sollten bei ihr auch nicht zu kurz kommen.
Upcycling ist ebenfalls ein Thema
Re- und Upcycling unter der Überschrift „einfachgestrickt.de“ hat sich Nadja El-Hagge auf die Fahne geschrieben: „Ich arbeite mit sehr vielen Musterstoffen, aber im Grunde wir bei mir jedes Teil irgendwie ‚verwerkt‘.“ So habe sie schon mal ein altes Ledersofa ausgeschlachtet, daraus unter anderem Taschen hergestellt, oder ein Zeltdach zu Rock oder Beutel umfunktioniert.
Keramiken hatte „Die Töpferei“ im Angebot, die zu den Ausstellern gehörte, die im Alten Rathaus selbst anzutreffen waren. „Unser Ziel ist es aber nicht, Produkte zu verkaufen, sondern Kurse“, berichteten Martina und Rosalie. Denn Mutter und Tochter haben am Kelkheimer Marktplatz ein Ladenlokal angemietet, in dem sie ab November Töpferkurse und Workspace anbieten wollen – und nebenbei auch mit Produkten aus der Herstellung handeln werden.
Abstrakte Kunst hatte Hans-Klaus Weber aus Frankfurt auf seinen Tischen ausgebreitet. Auch er hat sich bei der Wahl der Materialien teilweise auf Upcycling eingelassen: „Das gibt es noch relativ wenig in der Kunst.“
Ausschließlich neu erworbene Stoffe kommen bei Britta Nehrbaß zum Einsatz. Für sie war es überhaupt der erste Markt, an dem sie teilnahm. Gerne erzählte sie, wie sie dazu kam, jetzt Loop-Schals, XXL-Musselin-Schals, Kissenbezüge und Co. herzustellen: „Wegen Corona habe ich angefangen, für die Familie Masken zu nähen.“ Dabei entwickelte sie immer mehr Spaß an diesem Handwerk und hat ihr Sortiment ausgeweitet, so dass sie jetzt unter „Best by Britta“ firmiert.
Und so ließ sich reihum noch Vieles entdecken: Hochwertige Blusen und Hemden von klaamotte, das „Sonolio“-Öl des „Genussbotschafters“ Jose Luis Gomez Berraco, der für die Flaschen die Etiketten von vier regionalen Künstlern verwendet, Schokoladen von Konditormeisterin Anja Schneider, Dekorationsartikel von Katrin Röhler, Schmuck von Rai Wüst (Boessmann Design) oder Gewebtes, originelle Häkeltiere, in die sich Groß und Klein verlieben, wie ihr „Frauchen“ Adrienne Kitz verriet, oder handgemachten Dekopuppen von Natalia Wildmann.
Gute Laune mit den Kulturschaffenden
Doch zwischendurch lockte auch immer wieder das kulturelle Angebot. Jede Menge Spaß konnten sowohl junge als auch ältere Gäste mit dem Walking-Act „Olga macht das Seepferdchen“ mit Anita Fricker haben oder mit der Clownerie und der Seifenblasen-Show von Urda Belwan. Tolle Choreographien zeigten „Hexenkessel“ und die Kinder und Jugendlichen der TaunusTanzschule von Motsi Mabuse. Sie erzählten auch gleich mal, wie das mit dem Tanzen eigentlich so ist: „Das macht mega Spaß!“
Natürlich kam auch die Musik nicht zu kurz. Das Quartett Anima sang unter anderem Songs von Leonhard Cohen, DieCombo spielte Rock und Pop, sowohl Soul und Blues widmete sich die Blackhouse Bluesband. Und auch das Konzert des Chors St. Dionysius und dem Jugendorchester der Paulusgemeinde stieß auf viel Begeisterung.
Überhaupt die Kirche: Hier bot Stephan Paxmann über den Tag verteilt drei ausgesprochen unterhaltsame und interessante Orgelführungen an. Immerhin konnte er hierbei die größte digitale Orgel Deutschlands vorstellen. Und das „mit viel Liebe und Herz“, wie Catherine Hueber bereits im Vorfeld verriet. Damit behielt sich auch vollkommen recht, denn nicht allein in die Beschaffenheit von Orgelpfeifen, der Bau und die Anordnung einer Orgel selbst, waren Bestandteil seines kurzweiligen Vortrags. Auch die Instrumente, die durch den richtigen Einsatz von Registern und Pedalen, nachgeahmt werden können, demonstrierte er, ließ Glockenspiel, Pauken, Cembalo, Klarinette, Oboe und Trompete erschallen. Zu guter Letzt eine einzelne Glocke, die seinen Zuhörern durchaus bekannt vorkam, und die dazugehörige Bestätigung: „Big Ben in Kelkheim ist also gar kein Problem.“ – Fotos: Olaf Jahnke / Petra Pfeifer