Frühjahrsblüher im Tiergarten Idstein

Eine Exkursion des Nassauischen Vereins für Naturkunde

Dr. Wolfgang Ehmke (rechts) erläutert Wissenswertes rund um die Flora im Tiergarten Idstein. - Foto: Sabine Neugebauer

Von Sabine Neugebauer, 20. April 2023

Idstein. Am Schlossteich im Schatten des heutigen Pestalozzigymnasiums, des früheren Idsteiner Schlosses, trafen sich am Samstag, 15. April, am frühen Nachmittag über 30 Interessierte zur Exkursion „Frühjahrsblüher im Tiergarten Idstein“. Das wohl früher als Tiergarten genutzte Waldstück nördlich der Idsteiner Innenstadt war 1932 als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden, erläuterte Exkursionsführer Dr. Wolfgang Ehmke. Doch sei die Schutzgebietsverordnung auf Betreiben der Stadt Idstein nicht verlängert worden.

Heute werde der Bereich auch nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt. Hessenforst habe die Pflege in die Hände der Stadt Idstein gelegt, die aber derzeit nur die nötigsten Verkehrssicherungsmaßnahmen dort betreibe. Ein Großteil der Bäume sei schon an die 200 Jahre alt, manche sogar noch älter, erklärte Ehmke. Deswegen sei der Totholzanteil recht hoch.

Duftveilchen, gefingerter Lerchensporn und Scharbockskraut bedecken den Boden im Tiergarten Idstein. – Foto: Sabine Neugebauer

Beim Überqueren des Wörsbaches wies er auf erste Frühjahrsblüher hin: Gefingerter Lerchensporn (Corydalis solida), Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) und auch Goldnessel, deren silberblättrige Form (Lamium montanum florentinum) als eingebürgert gilt. Auf dem Weg den Hang hinauf traf die Gruppe auch auf Behaartes Schaumkraut (Cardamine hirsuta), die Große Sternmiere (Stellaria holostea) und Waldgeissblatt (Lonicera periclymenum). Auf dem Felskopf konnte Ehmke auf die seltene Wilde Birne (Pyrus pyraster) hinweisen, aber auch auf die einheimische Felsenbirne (Amelanchier ovalis).

Vorbei an 200-jährigen Stieleichen (Quercus robur), aus Gärten versamten Eiben und mächtigen Bergahornen (Acer pseudoplatanus), die an der ähnlich wie bei Platanen abblätternden Rinde zu erkennen sind, ging es weiter in das Tälchen hinein. Hier entspann sich eine kurze Diskussion um das Thema Waldnutzung und CO2-Speicherung. Alte Bäume speichern viel Kohlendioxid. Beim Verrotten geben sie es nur langsam wieder ab. Außerdem reichert sich auch CO2 in der Humusschicht an. Verrottendes Holz und Humus seien außerdem ein guter Wasserspeicher.

Ehmke wies auf die hier wachsenden Nadelbäume hin, die er als Weißtanne (Abies alba) benannte. Diese sei ein Nadelbaum, der auch mit den veränderten Klimabedingungen noch zurechtkomme, betonte er. Nur beim Anpflanzen sei auf guten Schutz zu achten, denn das Rehwild fresse gerne die Triebspitzen. Hier gebe es allerdings kein Rehwild, so dass etliche jungen Tannen in der Strauchschicht zu finden waren.

Eine weitere besondere Baumart ist die Flatterulme (Ulmus laevis). Einer diese Bäume mit charakteristischen Brettwurzeln stand direkt am Wegesrand. Auf dem Rückweg fanden sich noch Sauerklee (Oxalis acetosella), Salbei-Gamander (Teucrium scorodonia) und Einbeere (Paris quadrifolia) in Wegesnähe.

Zwischen den Kalksteinschichten, in denen sich millionenfach die kleine Wattschnecke Hydrobia findet, sodass diese Gesteinslagen früher Hydrobienschichten genannt wurden, sind weichere Mergel- und Mergeltonschichten eingelagert. – Foto: Sabine Neugebauer

Der nächste Termin steht bereits fest

Der Nassauische Verein für Naturkunde lädt für Samstagnachmittag, 6. Mai, zu einer Exkursion in den Dyckerhoff-Steinbruch in Wiesbaden ein. Treffpunkt ist um 13 Uhr am Eingang des Steinbruchs der Dyckerhoff AG am Unteren Zwerchweg. Die Zufahrt ist ab dem Amöneburger Kreisel mit roten Schildern mit „Mammut“ ausgeschildert.

Dr. Gudrun Radtke wird die Geologie des Steinbruchs aus der Tertiärzeit mit seinen schönen Fossilien, die unter besonderen Bedingungen dort abgelagert wurden, erläutern. Auch werden die Mosbacher Sande besucht, wo Ablagerungen zu finden sind, aus einer Zeit, in der Mammuts und Säbelzahntiger lebten.

Die Exkursion dauert etwa vier Stunden, es wird darum gebeten, ausreichend Getränke und gegebenenfalls etwas zu Essen zur Selbstverpflegung mitzubringen. Außerdem sind Sonnenschutz und strapazierfähige Kleidung erforderlich, eine Lupe sinnvoll. Während des Besuchs des Geländes ist eine Warnweste zu tragen, das Betreten erfolgt auf eigene Gefahr, von jedem Teilnehmer ist eine Haftungsfreistellung zu unterzeichnen.