Sie machen Geschichte sichtbar und erfahrbar
Saalburgpreis für Hanspeter Borsch, Förderpreis für die Feldbergschule
Von Petra Pfeifer, 29. August 2024
Hochtaunuskeis. Seit 1991 gibt es den Saalburgpreis mittels dessen ehrenamtliche Arbeit und Forschung gewürdigt und das Interesse für Geschichts- und Heimatpflege gestärkt werden soll. 1995 beschloss der Kreisausschuss außerdem, auch einen „Förderpreis zum Saalburgpreis für Geschichts- und Heimatpflege“ zu vergeben.
Bereits Ende Juni standen mit dem Kronberger Hanspeter Borsch und der Oberurseler Feldbergschule die diesjährigen Preisträger fest, die Verleihung fand am vergangenen Montag, 26. August, in der Rotunde des Landratsamts in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste statt. „Dass so viele von Ihnen hier erschienen sind, zeigt die große Wertschätzung, die Sie diesem Ereignis entgegen bringen“, so Landrat Ulrich Krebs in seiner Begrüßung. Eine „Möblierung“ der Landschaft habe der Hochtaunuskreis angesichts seiner vielen Kulturdenkmäler nicht nötig, „doch damit die Geschichte lebendig wird, brauchen wir Heimatpfleger“. Der Einsatz für die Kulturlandschaft zeichne Hanspeter Borsch aus.
Andererseits gebe es aber auch Geschichte, die sichtbar gemacht werden müsse: „Dazu gehören die Schicksale zur Zeit des Nationalsozialismus.“ Heimatkunde, die diese Geschichte aufzeige, helfe mit der Historie umzugehen. „Diese Arbeit an der Feldbergschule mit der AG ‚Wir stolpern – gegen das Vergessen‘ , die sich in der Verlegung von ‚Stolpersteinen‘ für Holocaust-Opfer in Oberursel engagiert, sowie den Projekten ‚Geschichte Er-Fahren Krakau/Auschwitz‘ und ‚Geschichte.Gemeinsam.Gestalten‘ soll der Förderpreis sichtbar machen“, so Ulrich Krebs.
Die Laudatio auf die Feldbergschule hielt deren „Freund und Anwalt“, Ehren-Kreishandwerksmeister Walter Gernhard. Sie leiste wichtige Erinnerungsarbeit, würdigte er das dort praktizierte Engagement. Schulleiter Ingo Winter freute sich besonders, dass seine berufliche Schule den Preis nicht für die Beschäftigung mit wirtschaftlichen Themen, sondern für die Auseinandersetzung mit der lokalen Geschichte erhalten hat. Dieses Bewusstsein für Geschichte sei wichtig für Demokratie und Frieden in Europa. Dies sei auch so im Leitbild der Schule verankert und werde im Schulalltag gelebt.
Max Jochens gehört mit weiteren Schüler:innen zu der AG „Wir stolpern – gegen das Vergessen“. Gemeinsam habe man sich unter anderem bei der Verlegung von Stolpersteinen in Oberursel engagiert, mit den Biografien von Oberurseler Opfern des Nationalsozialismus beschäftigt und die Pflege der verlegten Stolpersteine übernommen. Ihn reize, die Geschichte von Menschen aus seiner Heimatstadt zu erforschen, sagte er. Denn diese dürften nicht in Vergessenheit geraten, gerade auch in Hinblick auf die Gegenwart. Gerne erinnerte er sich daran, was Eva Umlauf den Schüler:innen einmal auf den Weg gegeben habe: „Fühlt euch nicht schuldig, aber versucht, jede Form der Diskriminierung zu verhindern.“
Ähnlich Adrien Meurer, der für das Projekt „Geschichte.Gemeinsam.Gestalten“ sprach. Gemeinsam habe man Verdun besucht und sei tief beeindruckt davon gewesen, wie sehr der Schrecken des Krieges auch hundert Jahre später dort noch greifbar sei. Man wolle daher den Menschen zeigen, dass Friede nicht selbstverständlich ist. Dazu müsse man die Vergangenheit würdigen und die daraus gewonnenen Botschaften weitertragen. „Wo man sich an Fehler nicht erinnert, werden sie wieder begangen“, so sein eindringlicher Appell gegen eine etwaige Verdrängung. Daher habe man auch im vergangenen Jahr die „Ewige Flamme der Erinnerung“ aus Verdun nach Oberursel gebracht, um so ein Zeichen für Frieden und Freundschaft in Europa zu setzen.
Kronbergs Stadtarchivarin Susanna Kauffels oblag die Laudatio für den Saalburgpreisträger Hanspeter Borsch, der 1936 in Kronberg geboren wurde, nach einer Maurer- und einer Malerlehre Architektur studierte, Mitarbeiter im Architektur- und Stadtplanungsbüro Dr. Walter Schwagenscheidt war und 1969 ein eigenes Büro gründete, das er bis 2003 führte: „Sie sind nicht nur Experte, sondern Fachmann.“ Und mit Blick auf seine Beiträge in den Jahrbüchern des Hochtaunuskreises sei unschwer zu erkennen: „Es geht Ihnen um das Wissen nach Herkunft.“ Sein Ehrenamt als langjähriger Obmann des Landesamtes für Denkmalpflege für historische Grenzsteine im südlichen Hochtaunuskreis habe er mit großem Einsatz ausgeführt: „Sie haben sie ausgegraben, ans Licht gebracht und in Szene gesetzt.“
Hanspeter Borsch sei ein Mensch, der stets hilfsbereit und kompetent sei, aber auch seine Ecken und Kanten habe: „Nichts ist Ihnen so ein Gräuel, als dass eine unsachgemäße Lösung herbeigeführt wird.“ Dann noch ein persönlicher Dank: „Sie sind ein Glücksfall für eine Stadtarchivarin, die nicht in der Stadt aufgewachsen ist, für die sie arbeitet.“ Man könne sicher sein, dass die Inhalte, die er liefere, hieb- und stichfest sind.
Dass er nicht immer ein bequemer Mensch sei, gab der Geehrte in seiner Dankesrede bereitwillig zu. Er wolle etwas bewegen, Geschichte ans Tageslicht bringen, die Kulturlandschaft Kronbergs bewahren. Dafür kämpfe er, wenn er das Gefühl habe, dass etwas in die falsche Richtung laufe. Beharrlich arbeite er daran, solche Mängel zu korrigieren.
Gerne erinnerte er sich bei dieser Gelegenheit an so manch ein Projekt, das auf seine Initiative hin realisiert wurde. Zum Beispiel an die Einrichtung des Erdbeerweges, der heute als Premium-Wanderweg gilt. Der hätte erst mal tüchtig von Gestrüpp befreit werden müssen, eine der vier installierten Infotafeln habe letzten Endes die Anrainer dazu aufgefordert, hier künftig für Ordnung zu sorgen: „Doch Kritik war nicht erwünscht.“ Denn exakt dieses Schild sei entwendet, von ihm aber wieder ersetzt worden, verriet Hanspeter Borsch schmunzelnd.
Weniger lächeln kann der Regionalhistoriker jedoch bei der Erinnerung an die Ziegelhütte im Kronthal, die seiner Meinung nach nicht die denkmalpflegerische Behandlung erfahren habe, die sie verdient hätte. Fröhlicher jedoch wird der Geehrte wieder, wenn er sich an die ein oder anderen von ihm und Mitstreitern umgesetzten Ausstellungs- und Publikationsprojekte zurückdenkt.
Hinsichtlich des Saalburgpreises versicherte Hanspeter Borsch, dass er sich hierdurch sehr geehrte fühle: „Als ich es erfahren habe, hat es mir die Sprache verschlagen.“ Und in Anlehnung an die fruchtbringende Gesellschaft, der auch Hartmut XVIII. von Cronberg und sein jüngerer Bruder Johann Daniel von Cronberg im 17. Jahrhundert angehörten, wünschte er allen Versammelten schließlich angesichts des bevorstehenden Beisammenseins: „Lasst uns vergnügt, fröhlich, verträglich und lustig sein!“