Saalburgpreis geht 2022 an Dr. Stefan Ruppert, den Förderpreis bekommt Johannes Martin Müller

18. März 2022

Hochtaunuskreis. Der diesjährige Saalburgpreis für Geschichte und Heimatpflege des Hochtaunuskreises wird dem Oberurseler Rechtshistoriker und ehemaligem Politiker Dr. Stefan Ruppert verliehen. Den Förderpreis zum Saalburgpreis bekommt Johannes Martin Müller für seine Masterarbeit über den Vordertaunus als Villenlandschaft.

Der Preisträger, geboren 1971 in Frankfurt am Main, hat Rechtswissenschaft, Politologie und Geschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main studiert und mit dem ersten und zweiten juristischen Staatsexamen abgeschlossen. Für seine am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte (MPIeR) erarbeitete Dissertation zu „Kirchenrecht und Kulturkampf“ wurde er 2001 promoviert und mit der Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft ausgezeichnet. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am MPIeR wurde er 2012 an der Goethe-Universität mit einer Arbeit über „Lebensalter und Recht“ habilitiert.

Im Vorjahr wurde Wolfgang Ettig mit dem Saalburgpreis ausgezeichnet.

Als Wissenschaftler hat Dr. Ruppert nicht nur im Feld der allgemeinen Rechtsgeschichte, sondern auch im Bereich der für das Kreisgebiet einschlägigen Regional- und Landesgeschichte grundlegend wichtige Publikationen vorgelegt, etwa über die Kirchenordnung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau oder über die Neuordnung im Verhältnis von Kirche und Staat nach der preußischen Annexion des Taunus 1866.

Politisch war der Preisträger auf Stadt-, Kreis- und Bundesebene aktiv: Von 1993 bis 2011 war er Stadtverordneter in Oberursel, von 1995 bis 2013 Mitglied im Kreistag des Hochtaunuskreises und von 2009 bis 2013 sowie von 2017 bis 2020 Mitglied des Deutschen Bundestages. Dabei hat er sich stets in besonderer Weise für Kunst, Kultur und Wissenschaft eingesetzt und das kulturelle Leben im Hochtaunuskreis in vielerlei Hinsicht maßgeblich mitgestaltet. Nach der Gründung der Johann-Isaak-von-Gerning-Stiftung – Stiftung für Kunst und Kultur im Hochtaunuskreis war er von 2009 bis 2016 deren erster Kuratoriumsvorsitzender und hat in dieser Funktion die konzeptionelle Entwicklung und Profilbildung der Stiftung entscheidend mitgeprägt. Von 2008 bis 2017 war Dr. Ruppert stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Kreisarchiv des Hochtaunuskreises e. V. und hat mit seiner Expertise und seinem Netzwerk in dieser Funktion wichtige Impulse geliefert. Von 2008, also seit der Gründung der Kulturfonds Frankfurt RheinMain gGmbH, bis 2013 war er Mitglied in deren Kulturausschuss, wo er sowohl die Interessen des Hochtaunuskreises stets engagiert vertreten hat auch die Entwicklung der Region im Ganzen nie aus dem Blick verloren hat. Außerdem ist er Verwaltungsratsvorsitzender der Werner Reimers Stiftung, die sich an ihrem Sitz in Bad Homburg v. d. Höhe der Wissenschaftsförderung widmet.

Das kulturpolitische Engagement von Herrn Dr. Ruppert ist durch ausgeprägte Sachorientierung gekennzeichnet gewesen, was ihm unabhängig von Parteizugehörigkeiten großen Respekt eingetragen hat. Auch auf Bundesebene hat er stets in diesem Sinne als Anwalt für Kunst und Kultur im Hochtaunuskreis agiert, zuletzt etwa durch seinen Einsatz für die Aufnahme der Sanierung der Kirchenruine Landstein in ein entsprechendes Förderprogramm des Bundes.

„Mit der Verleihung des Saalburgpreises an Dr. Stefan Ruppert wird zum einen ein eindrucksvolles, langjähriges individuelles Engagement für Kultur und Heimatpflege gewürdigt. Zum anderen wollen wir damit im Jahr des 50-jährigen Bestehens des Hochtaunuskreises auf die Bedeutung von Kunst und Kultur als Politikfeld für Lokal- und Regionalpolitik hinweisen. Lokale und regionale Geschichte und Heimatpflege benötigen zwingend eine entsprechende Begleitung und Stärkung durch ihre gewählten Vertreter; hierfür steht das Engagement von Dr. Stefan Ruppert in herausragender Weise“, würdigt Landrat Ulrich Krebs den Preisträger.

Die Medaille von Kerstin Junk, Förderpreisträgerin 2021.

Mit dem Förderpreis zum Saalburgpreis wird Johannes Martin Müller ausgezeichnet, geboren am 27. Juni 1987 in Marburg an der Lahn, hat Germanistik und Geographie an der Universität Passau studiert und 2015 mit dem Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien abgeschlossen. Anschließend absolvierte er ein Studium der Historischen Geographie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. 2019 legte er eine Masterarbeit über den Vordertaunus als Villenlandschaft vor, die in diesem Jahr unter dem Titel „Villen und Landhäuser im Vordertaunus – Eine Kulturlandschaft im Rhein-Main-Gebiet“ auch als Buchpublikation erschienen ist. Die Arbeit von Johannes Martin Müller zeichnet sich nicht nur durch die Fülle des herangezogenen Materials und die Gründlichkeit der Recherche aus, sondern auch durch den Ansatz, die durch den Villenbau des 19. und frühen 20. Jahrhunderts geprägte Kulturlandschaft als Ganzes in den Blick zu nehmen und zu analysieren. Müller geht den Faktoren nach, die das Entstehen der „Villenlandschaft Vordertaunus“ ermöglicht und begünstigt haben, vollzieht deren Entwicklung nach und unternimmt eine sozialgeographische Analyse, in der er die Funktion von Architektur, Gartengestaltung und Freizeiteinrichtungen für Lebensstil und Repräsentationsbedürfnisse des Großbürgertums analysiert. Die Verleihung des Förderpreises zum Saalburgpreis trägt dieser eindrucksvollen wissenschaftlichen Qualifikationsarbeit Rechnung.

Der Saalburgpreis des Hochtaunuskreises wurde 1992 gestiftet, um herausragende Verdienste um die Geschichte und Heimatpflege im Taunus zu würdigen. 1995 wurde er durch einen Förderpreis ergänzt, mit dem besondere Einzel- und Nachwuchsleistungen ausgezeichnet werden. Die Preise sind nicht dotiert. Sie werden jährlich im Rahmen einer sommerlichen Festveranstaltung überreicht.