Ein grandioser „Elias“

Nach langer Abstinenz - Jugendchor Hochtaunus singt sich wieder in die Herzen der Musikliebhaber

Von Petra Pfeifer, 29. April 2022

Hochtaunuskreis. Immer länger wurde die Schlange kurz vor 17 Uhr vor der Bad Homburger Erlöserkirche. Kein Wunder – endlich wieder ein Konzert ohne Beschränkungen, endlich wieder ein Chorkonzert. Denn nach langem pandemiebedingtem Warten konnte nunmehr der Jugendchor des Hochtaunuskreises mit dem Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) das Jubiläumskonzert zu seinem zehnjährigen Bestehen geben, das eigentlich schon im vergangenen Jahr stattfinden sollte. So freute sich auch Pfarrer Hans-Joachim Wach in seiner Begrüßung, dass „wir uns zum ersten Mal wieder im voll besetzten Raum“ befanden. Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr meinte wiederum mit Blick auf das 50-jährige Bestehen des Hochtaunuskreises in diesem Jahr: „Vielleicht ist es somit gut, dass das Konzert erst jetzt stattfindet, denn es passt hervorragend zu unseren Festveranstaltungen.“

Unter den rund 500 Gästen freute er sich, sowohl Alexander Jackson, von der Johann-Isaak-von-Gerning-Stiftung für Kunst Kultur im Hochtaunuskreis, die die Trägerschaft des Chors innehat, als auch Claus-Peter Blaschke, Vizepräsident des Deutschen Chorverbands, sowie Walter Schäfer vom Vorstand des Sängerkreises Hochtaunus begrüßen zu können. Darüber hinaus verriet Schorr, der selbst im Gesangverein Germania 1873 Weißkirchen/Ts. mitwirkt: „Ich durfte selbst schon mal beim ‚Elias‘ im Rahmen eines Projektchors mitsingen und freue mich auf einen schönen Abend.“

Nachdem die Junge Südwestdeutsche Philharmonie ihre Plätze eingenommen hatte, dauerte es etwas länger, bis die vielen Mitglieder des Jungendchors ebenfalls alle ihre Positionen erreicht hatten. Als Solisten erschienen dann Simone Krampe (Sopran), Nora Steuerwald (Mezzosopran), Theodore Browne (Tenor) und Nikolaus Fluck (Bariton). Mit Blick auf Simone Krampe verriet Dirigent Tristan Meister, dass Johanna Beier, die eigentlich mitwirken sollte, noch bei der Generalprobe dabei war, doch aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen musste: „Simone Krampe hat von ihrem Glück heute um 11.45 Uhr erfahren und ist aus Köln angereist.“ Eine Spontaneität, die das Publikum mit Schmunzeln und Beifall belohnte.

Dann war es endlich soweit. Der Taktstock gab den Einsatz und Felix Mendelssohn Bartholdy, der einst nach der Uraufführung seines Werks am 26. August 1846 in Birmingham an seinen Bruder Paul schrieb: „Noch niemals ist ein Stück von mir bei der ersten Aufführung so vortrefflich gegangen und von den Musikern und den Zuhörern so begeistert aufgenommen worden“, hätte gewiss – wie das Publikum in Bad Homburg – ebenfalls seine helle Freude an dieser Aufführung gehabt. Vom ersten Moment an konnte sich die Zuhörerschar an den wunderbaren Stimmen des Chores, dem warmen, zurückhaltenden Spiel des Orchesters und den meisterlich wirkenden Solisten ergötzen. Im besten harmonischen Miteinander und mit der Verstärkung von Carl Rosewich, Sophie Schumbert und Pauline Schüler als weitere Solisten erzählten sie in dem musikalischen Werk die Geschichte des biblischen Propheten vom Dürre-Fluch über Wunderheilung, Regenwunder bis Elias‘ Himmelfahrt und Weissagung.

Dabei boten alle Klangkörper zusammen mit ihrem künstlerischen Leiter eine grandiose musikalische Leistung, die mit stehenden Ovationen und Beifall mit Händen und Füßen belohnt wurde – wobei der Chor selbst den Solisten anerkennenden Jubel angedeihen ließ.

Der nächste Auftritt des Jugendchors ist im Jubiläumsprogramm des Hochtaunuskreises integriert. Es handelt sich dabei um das Sommerkonzert am 22. Juli um 19 Uhr in der Pfarrkirche St. Marien in Bad Homburg. Einen Tag zuvor, am 21. Juli, gastiert er gemeinsam mit dem Jugend-Sinfonie-Orchester Hochtaunus um 19 Uhr im Haus der Begegnung in Königstein.

Zum kurzen Reinhören

Über den Chor

Der Jugendchor Hochtaunus bietet Sänger:innen zwischen 14 und 25 Jahren die Möglichkeit, unter professioneller Leitung Gesangs- und Chorerfahrung zu sammeln. Er trifft sich unter der Leitung von Tristan Meister normalerweise einmal jährlich in der Woche vor den hessischen Sommerferien. Während des Jahres finden gelegentlich einzelne Konzertprojekte statt, u.a. ein Singalong Weihnachtsoratorium oder z.B. die Teilnahme an der CHOR.COM und dem Deutschen Chorfest.

In einem Vorsingen werden die Sängerinnen und Sänger angehört. Danach entscheiden Chorleitung und Stimmbildner über die Aufnahme und den Einsatz im Chor.

Gegründet wurde der Chor im Jahr 2011 unter der Trägerschaft der Johann-Isaak-von-Gerning-Stiftung für Kunst und Kultur im Hochtaunuskreis. Die musikalische Leitung übernahm zunächst Jan Schumacher zunächst, die er im Jahr 2014 Tristan Meister übertrug. Schirmherr ist Landrat Ulrich Krebs. Veronika Bauer ist Organisatorin und unterstützt in künstlerischen Fragen.

Ziel der Arbeit dieses Klangkörpers ist neben anspruchsvoller chorischer Arbeit und individueller Förderung das musikalische Erlebnis, Integration und Ausdruck der persönlichen Fähigkeiten in der musikalischen Gemeinschaft Jugendchor Hochtaunus.

Die Mitgliedschaft in anderen Chören ist ausdrücklich erwünscht, so z.B. im Landesjugendchor Hessen.