Kreis verleiht erstmals Klimaschutzpreise

Von Petra Pfeifer, 18. Dezember 2022

Hochtaunuskreis. In diesem Jahr hat der Kreis erstmals einen Klimaschutzpreis ausgeschrieben. „Klimaschutz ist auch ein Anliegen der Kreispolitik“, erläuterte Landrat Ulrich Krebs dessen Einrichtung. Bei der Auswahl der Preisträger habe sich die Jury auf solche Projekte fokussiert, die zum Nachahmen anregen, und daher freute er sich, dass eine bunte Palette an Vorschlägen eingereicht worden seien. Zu Beginn des Jahres wurden Privatpersonen, Arbeitsgemeinschaften, Institutionen oder sonstige Zusammenschlüsse mit Wohn- oder Geschäftssitz im Hochtaunuskreis aufgerufen, ihre Beiträge einzureichen.

Erster Kreisbeigeordneter und Umweltdezernent Thorsten Schorr: „Über das Thema wird viel gesprochen, doch Ägypten brachte eher enttäuschende Ergebnisse.“ Immerhin sei das Ziel der UN, Treibhausgase einzudämmen, bereits im ersten Internationalen Vertrag von 1994 festgelegt worden. Doch seither seien die Temperaturen weiter gestiegen, die Wasserknappheit habe zugenommen. Nun habe die EU sich das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 und Deutschland bis 2045 gesetzt.

Auch der Hochtaunuskreis will nun ein Klimakonzept erstellen. „Anfang 2023 werden wir einen Klimaschutzmanager einstellen, fördern weiterhin den ÖPNV und den Radverkehr, der ein wesentlicher Punkt ist, wenn es um Kreisstraßen geht“, so Thorsten Schorr, der zuversichtlich hinzusetzte: „Wir sind auf einem ganz guten Weg und werden in den nächsten Jahren einen guten Schritt weiterkommen.“

Die Vielzahl der Projekte hat überrascht

Die Jury aus Vertretern der politischen Fraktionen, Landrat Ulrich Krebs, der Verwaltung, dem Naturschutzbeirat des Hochtaunuskreises und Thorsten Schorr selbst sei angenehm überrascht gewesen, wie viele Projekte eingereicht worden seien: „Es war sehr schwer drei aus ihnen für die Preisverleihung herauszufiltern.“ Schorr resümiert jedoch: „Die Jurysitzung hat großen Spaß gemacht. Es ist interessant zu sehen, wie viele verschiedene Facetten Klimaschutz hat und wie kreativ Bürgerinnen und Bürger in der Entwicklung eigener Ideen sind. Die Beiträge unserer drei Preisträger verdeutlichen, dass jeder, egal ob Einzelperson, Unternehmen oder Verein, einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten kann.“

Dann aber war es so weit und Thorsten Schorr verkündete die Gewinnerin des dritten Preises: Die Stadtwerke Oberursel GmbH leisteten mit ihrem Kooperationsprojekt „Lebenswertes Oberursel“ ein beispielhaftes Engagement für den Klimaschutz und erhielt hierfür 1000 Euro. Geschäftsführerin Julia Antoni erläuterte anhand einer Präsentation (unten als PDF hinterlegt) wie die dahintersteckende Idee umgesetzt wird, schützte jedoch gleich vor: „Das Projekt gibt es schon seit 2017, wurde also ins Leben gerufen, bevor ich die Geschäftsführung von meinem Vorgänger Jürgen Funke übernommen habe.“

Impression vom Kooperationsprojekt „Lebenswertes Oberursel“. – Foto: Stadtwerke Oberursel

Preisgeld ist bereits verplant

Mit jedem neu abgeschlossenen Vertrag würden 30 Euro in „Lebenswertes Oberursel“ fließen und mit diesem Geld wiederum Neu- und Aufforstung sowie einzelne Einrichtungen oder Örtlichkeiten wie der Schulwald oder der Franzosenweiher unterstützt, um- oder neugestaltet. 100 Menschen kämen dafür nicht nur aus der Region, sondern sogar aus ganz Deutschland in die Brunnenstadt gereist und alljährlich gebe es mehr Anmeldungen als Plätze – und die Begeisterung dabei zu sein reiße nicht ab, weil die Teilnehmer:innen überwiegend Bürojobs haben, hier jedoch „haptisch anpacken können und ein Resultat sehen“. Das Preisgeld ist bereits verplant: „Es geht direkt an unseren Kooperationspartner, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, deren Hütte saniert werden muss.“

Mit ihren klimafreundlichen Schulheften, die ohne Umschläge auskommen, heimsten anschließend die Industrie-Designerinnen Britta Kratz und Elke Leipf aus Kronberg den zweiten, mit 2000 Euro dotierten, Preis ein. Ihre Idee entstand quasi aus dem Lebensalltag mit ihren Kindern heraus: „Dass die Schulkinder für die Schulhefte eines jeden Unterrichtsfach immer einen Umschlag aus Plastik in einer speziellen Farbe haben mussten, empfanden wir nicht mehr als zeitgemäß.“ Immerhin werden 4,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen durch die Plastikindustrie verursacht: „Diese Plastikmüll-Flut wollen wir nicht mehr akzeptieren und mit produzieren.“

Britta Kratz und Elke Leipf haben die „soisi“-Schulhefte erdacht und umgesetzt. – Foto: soisi

Immerhin würden pro Jahr 200 Millionen Schulhefte „neu eingekleidet“ und: „Am Ende jeden Schuljahres wird aufgeräumt: Dabei entstehen große Plastikmüllberge, da die farbigen Plastikumschläge in der Regel nach einem Schuljahr unbenutzbar oder unansehnlich sind. Dabei dienen die Plastikumschläge hauptsächlich der Farbzuordnung und weniger der Schonung der Hefte. Sie landen regelmäßig im Müll.“

Die Idee aus Kronberg wird in hessischer Umweltdruckerei umgesetzt

Die Lösung von Britta Kratz und Elke Leipf war die Entwicklung eines Schulheftes, das ohne Plastikumschlag auskommt. Die „soisi“-Hefte können in den vier Heftecken selbst in der gewünschten Farbe ausgemalt werden. Sie sind aus 100 Prozent Recyclingpapier und werden in einer hessischen Umweltdruckerei gedruckt. Der Umschlag wiederum ist stabil genug, um auch ohne Plastikumschlag auszukommen.

Mitglieder der LOK in Aktion. – Foto: LOK

Last but not least die Bekanntgabe der Erstplatzierten: Die Lokale Oberurseler Klimainitiative (LOK) hat mit ihrer „Vernetzung und Befähigung von Bürgern beim Klimaschutz“ die Jury überzeugt und erhielt ein Preisgeld von 5000 Euro. Die LOK ist ein überparteiliches und stetig wachsendes Netzwerk von Bürger:innen, das sich in Oberursel für den Klimaschutz engagiert. 2019 fanden sich klimainteressierte Bürger:innen als Bürgerinitiative zusammen, die 221 in der Gründung eines eingetragenen Vereins mündete.

Kritisch-konstruktiver Einsatz

„Wir begleiten städtische Aktivitäten kritisch-konstruktiv und mobilisieren Bürger vor allem im Energiebereich, haben Solarberater ausgebildet, die bisher über 300 Bürger beraten haben“, beschrieben Christine Greve und Heinz Jungermann von der Initiative die bisherige Tätigkeit der LOK. Sie hätten auch dabei mitgewirkt, dass die Kita Zauberwald ihren eigenen Strom produziert, darüber hinaus seien sie sehr aktiv mit ihrer Wassergruppe: „Wir sehen uns als übergeordnetes Netzwerk und hoffen, dass unsere Erfolge weiter wachsen.“ Außerdem kündigten Christine Greve und Heinz Jungermann an: „2023 bewerben wir uns wieder für den Klimaschutzpreis – und zwar mit der PV-Anlage auf dem Gymnasium.“ Sie hofften, dass der Landkreis dieser Idee folgen wird und die Bürger:innen sie finanzieren werden.

Der Landrat blickt ebenfalls bereits voraus: „Wir freuen uns schon jetzt auf hoffentlich viele Beiträge zum Klimaschutzpreis 2023. Die Ausschreibung soll die Bürgerinnen und Bürger motivieren, eigene Projekte ins Leben zu rufen und Klimaschutz aktiv zu leben. Die diesjährigen Preisträger dienen dem Einen oder Anderen dabei vielleicht als Inspiration. Denn sie zeigen, dass Kreativität und Engagement durchaus gewürdigt werden.“

Für weitere Informationen steht die Stabsstelle Klimaschutz, nachhaltige Kreisentwicklung und Umweltbildung des Hochtaunuskreises interessierten Bürger:innen per Email unter klimaschutzpreis@hochtaunuskreis.de gerne zur Verfügung.

Die Präsentationen der Preisträger