Die Kunstwerke im Landratsamt

„Diametral I“ des Fotokünstlers Peter Braunholz ist die jüngste Errungenschaft

Von Petra Pfeifer, 23. Februar 2022

Hochtaunuskreis. Vor Kurzem hat der Hochtaunuskreis eine Arbeit des Fotokünstlers Peter Braunholz aus seiner Serie „Diametral“ erworben. Mittlerweile hängt es direkt gegenüber der Aufzugstür im sechsten Stock von Turm eins, dort, wo Landrat Ulrich Krebs sein Büro hat.

Gerne nutzen der Hausherr, Landrat Ulrich Krebs, sowie der Leiter des Fachbereichs Kultur und des Kreisarchivs, Gregor Maier, diesen Anlass, sowohl „Diametral I“ als auch andere Kunstwerke vorzustellen, die sich im Besitz des Landkreises befinden. Zunächst jedoch geht es mal um die Fotografie von Peter Braunholz, die er an einem eiskalten Wintermorgen im Januar 2012 am Schloss Miel in der Eifel mit einer Mittelformatkamera angefertigt hat. Dazu sagt der Kronberger Künstler: „Es müssen viele Dinge zusammenkommen, damit eine Aufnahme, bei der eine saubere Wasserspiegelung eine wichtige Rolle spielt, gelingen kann: Absolute Windstille, keine Tiere auf oder unter Wasser, die Wellenbewegungen auslösen können, außerdem darf sich kein Material auf der Wasseroberfläche befinden.“ Als Voraussetzungen hinzu kämen geeignete Lichtverhältnisse. In diesem Fall sei der Himmel vollständig bedeckt gewesen und habe die gesamte Szene in weiches Licht getaucht und sie nahezu vollständig von dunklen Schatten befreit.

Peter Braunholz schmunzelt: „Eigentlich wollte ich mir damals nur das Schloss ansehen, eventuell auch fotografieren, war dann aber fasziniert von dem Motiv, das sich im Schlossgarten bot.“ Es geschehe häufig, dass er an einem bestimmten Thema arbeite, dann aber „abgelenkt“ werde und eine neue, völlig ungeplante Serie entstehe, die ihm dann oft hochwertiger erscheine als die sorgfältig geplante.

„Ansicht von Niederlauken war Zufallsfund auf einer Kunstauktion.“ 

Ulrich Krebs öffnet auch die Tür seines Büros und zeigt auf zwei frische Neuerwerbungen. Eines stammt von Johann Heinrich Rosenkranz, der die Burg Falkenstein romantisch idealisierend in Öl festgehalten hat, und das andere ist ein Gemälde der Burg Kronberg von Wilhelm Trübner. Im Vorzimmer der Blick auf Niederlauken. „Als wir dieses in einer Kunstauktion entdeckten, waren wir zwar sicher, dass es sich um ein Bild einer Taunus-Landschaft handelt, allerdings konnten wir es nicht genau einordnen“, erinnert sich Ulrich Krebs. Erst als eine Mitarbeiterin des Amtes es sah, als sie zu einem Termin in sein Büro kam, habe diese den Schleier lüften können.

In einem anderen Büro eine schöne Grafikserie, die Wahrzeichens aus dem Hochtaunuskreis zum Inhalt hat und die von der Kunstpädagogin Elisabeth Reichert um 1980/90 geschaffen wurde. Das Büro von Erstem Kreisbeigeordnetem Thorsten Schorr wiederum zieren der Blick auf das wild-romantische Finsternthal von Städelschüler Richard Werner sowie der sommerliche Blick auf Kronberg von Fritz Wucherer, einem bedeutenden Vertreter der Kronberger Malerkolonie. „Sowohl das Bild von Niederlauken als auch das von Finsternthal sind recht seltene Motive und das wiederum lässt die einstigen Besucherströme Anfang des 20. Jahrhunderts gut erkennen, denn die überwiegende Zahl der Künstler haben Ansichten im vorderen Taunus gewählt“, so Gregor Maier.

„Es geht uns bei diesen Anschaffungen um das Sammeln von Dokumentationen, die Sicherung unseres kulturellen Erbes im Landkreis“, so der Landrat. Der Kulturamtsleiter relativiert in diesem Zusammenhang: „Ich zögere im Moment noch, hier von einer wirklichen Sammlung zu sprechen. Wir haben noch zu wenig Objekte, um ein systematisches Bild aufzeigen zu können.“

Weiter führt der kleine Rundgang in ein Sitzungszimmer. Dort befindet sich eine historische Wahlurne des einstigen Obertaunuskreises aus dem Jahr 1888. „Sie war bis in die 60er Jahre noch im Einsatz“, berichtet Ulrich Krebs.

Der „Kultur-Flur“ birgt weitere Schätze

Gregor Maier übernimmt nun die weitere exklusive Führung. Es geht zu den Büros, in denen er und seine Kollegen Zuhause sind, die rechts und links vom intern liebevoll „Kultur-Flur“ bezeichneten Gang liegen. Der Kreisarchivar weist auf einige Bilder hin, die aus dem Projekt „Kunst aus Schulen“ stammen, das es seit über 20 Jahren gibt. „Aus jeder Ausstellung kaufen wir ein bis drei Arbeiten“, verrät Gregor Maier. 50 Euro bekämen die Schüler jeweils als Anerkennung für ihre künstlerische Leistung. Übrigens seien die meisten Kunstgegenstände, die sich im Besitz des Landkreises befinden, im Landratsamt selbst, in anderen Dienststellen oder Bürgermeister-Büros als Leihgaben ständig zu sehen: „Kunst ist gemacht, um gesehen zu werden.“

Auch Arbeiten von Trägern des Kunstpreises der Gerning-Stiftung, den der Kreis alle zwei Jahre zum Herbstsalon des Kunstvereins Bad Homburg-Artlantis vergibt, lassen sich hier entdecken. In einem anderen Büro Teile aus der Grafiksammlung: „Sie machen bei unserem Anspruch, Werke dauerhaft zu zeigen, die Ausnahme“, so Gregor Maier. Da es ihnen schade, über längere Zeit dem Tageslicht ausgesetzt zu sein, bleiben sie meist unter Verschluss oder werden regelmäßig ausgetauscht.

In seinem eigenen Büro zeigt der Kulturamtsleiter auf das Landschaftsbild mit einer Schäferin, auf das er und andere Kunstinteressierte im Landratsamt besonders stolz sind: „Es ist eines der wenigen unserer Stücke, die Museumsreife haben.“ Es handelt sich um eine Arbeit von Christian Georg Schütz dem Jüngeren, zeigt eine junge Frau in einer Rheinlandschaft und hat es 2015 in die Ausstellung „Rheinromantik“ in Wiesbaden geschafft.

Dass die Zahl der Werke mit ca. 50 noch recht klein ist, hat historische Gründe, die noch nicht allzu lang zurückliegen: „Das Kreisarchiv ist noch sehr jung und existiert erst seit 1990.“ Die „Vorgänger-Landkreise“ Obertaunuskreis und Usingen, die es von 1867 bzw. 1886 bis 1972 gab, hatten gar kein solches Archiv, so dass deren historische Überlieferung ins Hauptstaatsarchiv nach Wiesbaden gewandert ist.