Hochtaunuskreis und Naturpark eröffnen Jubiläumsweg

Der „Rote Mönch vom Landstein“ genießt die Aussicht

22. August 2022

Hochtaunuskreis (ut/pit). 50 Jahre Hochtaunuskreis und 60 Jahre Naturpark – es ist ein außergewöhnliches Doppeljubiläum, das in diesem Jahr gefeiert werden kann. Und da Kreis und Naturpark in erster Linie für die Bürger da sind, sollten auch die Bürger an diesem Jubiläum teilhaben können. Und zwar nicht nur einmal, sondern jederzeit. So entstand die Idee eines Jubiläumswanderweges, der am gestrigen Sonntag eingeweiht wurde. Eingebettet in die offizielle Eröffnung des Weges war auch die Wallfahrt der katholischen Kirchengemeinde St. Marien Bad Homburg/Friedrichsdorf zur Kirchenruine „Unsere liebe Frau zum Landstein“.

Über 130 Besucher hatten das Angebot des Kreises angenommen und waren zur Eröffnung an die Kirchenruine in Altweilnau erschienen. „Ich freue mich, dass so viele Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreis- und Verbandsgebiet hierhergekommen sind“, sagte Landrat Ulrich Krebs zur Begrüßung. Daran zeige sich, wie sehr beide Regionen zusammengewachsen sind. Gemeinsam mit Weilrods Bürgermeister Götz Esser und Naturpark-Chef Uwe Hartmann durchschnitt der Landrat das rote Band vor dem Bauwerk und eröffnete damit symbolisch den mit dem Jubiläums-Logo des Hochtaunuskreises ausgeschilderten Wanderweg. Mit einem Pilgersegen von Dr. Anne Kossatz, Pastorale Mitarbeiterin der Katholischen Kirchengemeinde St. Marien, machten sich die Wanderer getreu der Devise „Wandern ist Beten mit den Füßen“ auf den Weg.

Mit dem Weg auf dem richtigen Weg

Dass Kreis und Naturpark mit der Idee eines Jubiläumsweges richtig liegen, zeigte sich schon gleich nach der Eröffnung. Drei Wege standen zur Auswahl, um Abschnitte des neuen zehn Kilometer langen Weges rund um Alt- und Neuweilnau zu erkunden, denn drei Viertel der Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, die längste angebotene Schleife zu laufen. Für Naturpark-Chef Hartmann keine Überraschung: „Wandern liegt im Trend und gerade die geführten Touren mit unseren zertifizierten Natur- und Landschaftsführern erfreuen sich stets großer Beliebtheit.“

Das gab Landrat Krebs, Bürgermeister Esser und dem Naturpark-Chef sowohl Zeit als auch Gelegenheit, zusammen mit dem Oberurseler Künstler Hendrik Docken, genannt Hendoc, für die Wanderer eine Überraschung vorzubereiten. Über einen gut 15-minütigen steilen Weg ging es den Hundertstufenweg hinauf zu einem Aussichtspunkt. Dort erwartete sie auf einer Bank eine Skulptur, die gemeinsam enthüllt wurde: sie zeigt eine lebensgroße Figur eines „Roten Mönchs vom Landstein“. „Wir haben damit eine Sage aus dem Usinger Land aufgegriffen“, erklärte Landrat Krebs. Dass es darin, wie häufig in Sagen, nicht historisch korrekt zugehe, werde man auf einer Erläuterungstafel, die im Laufe des Jahres aufgestellt werden soll, darlegen. Dies wird aber nicht die einzige Tafel entlang des Jubiläumsweges sein: „Wir werden sie dort errichten, wo wir auf Besonderheiten hinweisen wollen“, versprach der Landrat.

Die Montage des über 300 Kilogramm schweren, aus einem über 300 Jahre alten Eichenstamm geschaffenen Kunstwerks hatte dem Naturpark einiges abverlangt. Ein erster Versuch, ihn mit zehn Mann den Hundertstufenweg hinaufzutragen, war an der Unhandlichkeit des Objekts gescheitert. Also organisierte man einen Baumpfleger, eine mobile Seilwinde und den Rettungsschlitten der Bergwacht Großer Feldberg. Auf den wurde der „Mönch“ festgezurrt und vorsichtig mit der Winde nach oben gezogen, wo er schließlich auf der Bank montiert wurde mit Blick auf den Landstein und den Pferdskopf.

Vater und Sohn schaffen ein Kunstwerk

Einen Monat lang hat Künstler Hendoc mit seinem Sohn Nick an der Skulptur gearbeitet. „Im Grunde war Nick maßgeblich daran beteiligt, denn er ist wesentlich besser im Faltenwurf als ich“, so Hendoc. Von der Wirkung des „Roten Mönchs“ waren nicht nur Landrat Krebs und Bürgermeister Esser beeindruckt, sondern auch alle Wanderer, die zum Aussichtspunkt kamen. „Unglaublich, wie echt der aussieht“, war nicht nur einmal zu hören. Und: „Das ist ein echter Hingucker und der Höhepunkt des wunderschönen Weges.“

Nach der Rückkehr zum Landstein bestand Gelegenheit, sich an einem zünftigen Büfett zu stärken. Dabei wurde übrigens auch das Jubiläumsbier des Naturpark Taunus, das eigens für das Jubiläumsjahrs gebraut wurde, in Jubiläumsgläsern des Hochtaunuskreises ausgeschenkt. Nach der körperlichen folgte die geistlichen Stärkung. Denn in der Kirchenruine zelebrierte Pfarrer Werner Meuer gemeinsam mit Dr. Anne Kossatz vor knapp 100 Besuchern einen Wallfahrtsgottesdienst.

Bei der Kirchenruine „Unsere liebe Frau zum Landstein“ handelt es sich um eine um 1480 erbaute Wallfahrtskirche – ein älterer Kirchenbau ist nachgewiesen -, die jedoch ab 1535 aufgegeben wurde und verfiel. 2018 erwarb der Naturpark unter Vorsitz von Landrat Ulrich Krebs die marode Ruine und erweckte sie, wie Pfarrer Meuer es nannte, aus dem „Dornröschenschlaf“. Unter Federführung des Kreises wurde das alte Bauwerk archäologisch untersucht und vor weiterem Verfall bewahrt. Gleichzeitig entstand die Idee, ihre Funktion als Wallfahrtskirche wieder aufzugreifen. Und so findet seitdem jährlich eine Wallfahrt der Kirchengemeinde St. Marien Bad Homburg/Friedrichsdorf dorthin statt. 

In seiner Ansprache unterstrich Meuer die Bedeutung des „Sich auf den Weg Machens“. Das Usinger Land sei eine Kulturlandschaft. Darunter verstanden Benediktiner im 6. Jahrhundert und Zisterzienser im 13. Jahrhundert das Land zu bebauen, Häuser zu errichten und den Glauben zu leben. „Nahrung und Unterkunft für den Körper, der Glaube für die Seele“, so Meuer, das sei eigentlich ein sehr modernes ganzheitliches Konzept.“

Replik einer Pietà ziert die Kirchenmauer

Während des Gottesdienstes wurde die Replik einer Pietà geweiht und in eine Nische der Kirchenmauer eingesetzt. Es handelt sich um eine Kopie einer Pietà aus dem 15. Jahrhundert, die sich hier einst befand. Für Pfarrer Meuer ein wichtiges Zeichen: Es zeigt, dass Menschen hier zur Ruhe kommen und innere Einkehr halten können. So wie hier auch schon vor 500 Jahren Menschen zur Ruhe gekommen sind und gebetet haben: „Sie führt uns vor Augen, dass Gott ein treuer Begleiter durch die Jahrhunderte ist.“

Zum Ausklang bei Kaffee und Kuchen zeigte sich Landrat Krebs sehr erfreut über die positive Resonanz und vor allem das Lob für den „Roten Mönch vom Landstein“. Er könne sich daher vorstellen, alte Sagenstoffe auch andernorts aufzugreifen. Und Bürgermeister Götz Esser war ebenfalls angetan. „Ich möchte mich ganz herzlich bei Landrat Krebs bedanken. Er hat das Kleinod Landstein, das dem Verfall preisgegeben war, in einen Platz der Begegnung verwandelt.“

Der Künstler hofft nun allein, dass die Skulptur dort bleibt, wo sie ist. „Ich hatte mal einen Keltenpfahl mit goldener Münze geschaffen, die am Keltenweg errichtet worden war“, erinnert sich der Künstler. Dieser sei erst in diesem Jahr abgesägt und mitgenommen worden. – Fotos: HTK / Karin Zwermann / pit

Wie geht’s zum Weg?

Wer den Jubiläumsweg selbst erkunden möchte, kann dies jederzeit gerne tun. Es empfiehlt sich als Startpunkt der Landstein in Altweilnau. Er ist aber auch an jedem anderen Punkt der Strecke möglich. Wanderer müssen nur der Beschilderung mit dem Wanderzeichen des Hochtaunuskreis-Jubiläumslogos folgen oder sich auf dem Online-Wanderführer des Naturpark Taunus unter https://naturpark-taunus.de/wanderfuehrer/routes/jubilaeumsweg-hochtaunuskreis/417/@50.313119,8.424454,15/ informieren.