Großes Finale - Allegro! 2023

6. Juli 2023

Hochtaunuskreis (ut). Das vierte Wochenende von Allegro! Das Musikfest im Taunus 2023 glänzt mit ausgefallenen Ensembles und zauberhaften Veranstaltungsorten. 

Mit Saiten und Zungen

In einer außergewöhnlichen Klangkombination haben sich Julius Schepansky, Akkordeon, und Caspar Wedell, Violoncello, zusammen-gefunden. In der ev. Kirche Grävenwiesbach, Wuenheimer Platz 2, werden die beiden hochbegabten jungen Musiker am Freitag, 7. Juli, um 20 Uhr einen programmatischen Bogen über 200 Jahre Musikgeschichte spannen. Bei allen an diesem Abend gespielten Werken haben die Interpreten den ursprünglichen Klavier- bzw. Cembalopart auf das Akkordeon übertragen und schaffen damit eine völlig neue, sehr reizvolle Hörerfahrung. Mit Carl Philipp Emanuel Bachs Gambensonate in D-Dur startet das Programm im 18. Jahrhundert. Franz Schuberts Sonatine op. 137 steht für das 19. Jahrhundert und Paul Hindemiths Sonate für Violoncello und Klavier sowie Igor Strawinskys „Suite Italienne“ sind die Stationen im 20. Jahrhundert. Die Klangmelange der Cellosaiten und der Zungen im Akkordeon werden diesem Konzert ein besonderes Gepräge geben. 

Beide Musiker verdienen ihr Geld in der freien Szene. Auf die Frage nach den „Herausforderungen“ bei diesem Lebensentwurf antwortete der aus Usingen stammende Cellist, Caspar Wedell: „Die Herausforderung ist natürlich das Ungewisse. Man weiß einfach nicht, wie es in zwei Jahren aussehen wird und ob einem noch Ideen für die Zukunft einfallen. Auf der anderen Seite ist es genau das, was den Reiz ausmacht. Man MUSS kreativ sein, man hat keine andere Wahl. Das erzeugt eine unglaubliche Energie, die einem mehr gibt, als man sich vorstellen kann. Und noch haben wir auch genug Ideen!“ – Das komplette Interview s. u.

Tromba Festiva. – Foto: M. Engbarth Photographie

Mit Pauken und Trompeten ohne musikalische Grenzen

Musikalische Grenzen lassen sich die Musiker Markus Privat und Franz Tröster an den Trompeten, Holger Müller an Pauken und allerlei Percussion sowie Thomas Gabriel an der Kirchenorgel nicht setzen. „Tromba Festiva“ wird am Samstag, 8. Juli, um 19 Uhr in der katholischen St. Marienkirche Neu-Anspach, Hans-Böckler-Straße 1-3, ihren Vorstellungen von guter Musik freien Lauf lassen. Mit barocken Werken von Georg Friedrich Händel, Tomaso Albinoni und Johann Sebastian Bach spielen sie das, was man von dieser Besetzung erwartet. Edward Elgars „Pomp and Circumstances“ weist den Weg in eine andere Richtung, die in großartigen Bearbeitungen von Michael Jacksons „We are the world“, Freddy Mercurys „Bohemian Rhapsody“ und John Miles Pop-Epos „Music“ gipfelt. Ein Konzert für alle, die Crossover lieben.

Das Liv Quartet. – Foto: Fotostudio 111

Landpartie auf Schloss Neuweilnau 

Nach dem großen Erfolg der letztjährigen Landpartie endet die siebte Auflage von „Allegro! Das Musikfest im Taunus“ auch in diesem Jahr auf Schloss Neuweilnau in Weilrod. Am Sonntag, 9. Juli, wird der Innenhof des romantischen Landschlösschens ab 15 Uhr wieder zu einem Konzertort mit einem ganz eigenen Flair. Bei Kaffee und Kuchen oder auch Wein und Würstchen werden an diesem Nachmittag noch einmal Musiker:innen aus zwei unterschiedlichen musikalischen Welten aufspielen. Unter dem Motto „Von Klassik bis Klezmer“ steht die Klarinette, die in beiden musikalischen Genres ihren Platz hat, im Mittelpunkt. Das Klarinettenensemble Liv Quartet bringt alle denkbaren Instrumente dieser Familie zum Klingen. Zwei Streichquartette, von Joseph Haydn und Antonín Dvořák, haben Laia Haro Catalan, Júlia Solà Cabrera, Jieun Lee und Naama Caspo-Goldstein für diesen Nachmittag ausgewählt. In der besonderen Besetzung ein interessanter und neuer Hörgenuss.

Django_Mobil. – Foto: Focus Real Life Photography

„Django Mobil“, die Gipsy-Klezmer-Band, wird Allegro! mit einem „Finale Furioso“ beenden. Klezmer, Gipsy, Balkansound haben die fünf Musiker Holger Teicher, Klarinette, Roland Döringer, Kontrabass, Marcus Armani, Maccaferri Gitarre, Johannes Stange, Trompete, und Tobias Stolz, Percussion, im Blut. Einen besonderen Service für das Publikum haben sich die Organisatoren ausgedacht: Da es beim Schloss keine Parkmöglichkeiten gibt, ist ein Shuttle-Service vom Parkplatz Minigolfanlage zum Schloss eingerichtet.

Karten

Tickets für die Konzerte sind zum Preis von 6 bis 34 Euro vor Ort bei Blumenzauber Nicole Wicht, Wilhelmjstraße 2, Usingen, der Buchhandlung Weddigen, Kirchgasse 8, Neu-Anspach und beim Veranstalter unter 06007 930076 zu kaufen sowie unter www.frankfurtticket.de, über deren Tickethotline 069 1340.400 und allen gängigen Vorverkaufsstellen von FrankfurtTicket im Rhein-Main-Gebiet Tickets. Alle Informationen über die Veranstaltungen sind auf der Internetseite www.allegro-musikfest.de nachzulesen.

Verlosung

Die Organisatoren des Festivals haben „Unser Taunus – Das regionale Online-Magazin“ jeweils drei Mal zwei Karten für ausgewählte Konzerte für eine Verlosung zur Verfügung gestellt. Einige Gewinner gibt es bereits, doch es sind noch ein paar Karten übrig. Wer daran teilnehmen möchte, sendet eine Mail an redaktion@unser-taunus.de mit dem jeweiligen Datum und Veranstaltungsort im Betreff. Die jeweils ersten Einsendenden sind die glücklichen Gewinner:innen. Bitte den Namen des Absenders nicht vergessen, damit wir die Kartenreservierung vornehmen können. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Hier die Übersicht der in Frage kommenden Konzerte:

  • „Mit Saiten und Zungen“ am 7. Juli in der Evangelischen Kirche Grävenwiesbach
  • „Mit Pauken und Trompeten“ am 8. Juli in der Katholischen St. Marienkirche Neu-Anspach

Interview mit Caspar Wedell

Akkordeon und Violoncello, eine außergewöhnliche Verbindung

Allegro!: Caspar, Du bist in Usingen aufgewachsen und hier und in Bad Homburg zur Schule gegangen, bist zum Studium weggegangen und hast inzwischen in einigen europäischen Ländern, aber auch in Tunesien und Saudi-Arabien konzertiert. Wie fühlt es sich für Dich an, wieder in Deiner alten Heimat zu spielen?

Wedell: Es ist immer wieder schön, nach Hause zu kommen. Alles ist bekannt und man fühlt sich wohl. Und es ist toll, alle Eindrücke, die man erfahren hat, zu sammeln und wieder nach Hause zu tragen.

Allegro!: Neben Deiner Tätigkeit als Solocellist im Ensemble Reflektor ist Dein Schwerpunkt die Kammermusik, und zwar nicht in den gängigen Formationen Streichquartett und Klaviertrio sondern im Streichtrio d´Iroise und eben in der ungewöhnlichen Duobesetzung mit dem Akkordeonisten Julius Schepansky. Wie seid ihr zusammengekommen?

Das Duo Wedell Schepansky. – Foto: Magnus Maaß

Wedell: Wir haben uns bei den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker kennengelernt, die uns im Nachgang des Deutschen Musikwettbewerbs unabhängig voneinander eingeladen haben. Dort haben wir gemeinsam Konzertkonzepte entwickelt und dabei gemerkt, dass wir das auch gerne fortführen möchten. Es hat dann eine Weile gedauert, bis es angelaufen ist, aber inzwischen haben wir doch eine ganze Menge Konzerte zusammen gespielt.

Allegro!: Was ist der Reiz an dieser Instrumentenverbindung im Unterschied zu der gängigen Duobesetzung Violoncello-Klavier?

Wedell: Zum einen ist das ganze Setting viel intimer. Man sitzt nicht neben oder vor einem großen Flügel, wo man sich nur schwer sieht. In dieser Besetzung hat man dichten Augenkontakt und spielt auf viel kleinerem Raum. Zum anderen hat das Akkordeon eine Klangfarbe, in die man sich als Cellist richtig „reinlegen“ und damit verschmelzen kann. Es ist also im besten Sinne Kammermusik.

Allegro!: Das Akkordeon ist ja ein relativ junges Instrument und fand zunächst vor allem in der Volksmusik Verwendung. Relativ spät hat es Eingang in die Kunstmusik gefunden. Ihr spielt aber jetzt ein Programm mit Musik von Bach, Schubert und Strawinsky, in der das Akkordeon die Klavierparts übernimmt. Welche Art Vorarbeit ist da nötig?

Wedell: Dieses Programm ist ja ein relativ „klassisches“ Programm. D. h. wir spielen Stücke, die für Klavier und Cello im Original geschrieben wurden. Das macht die reine Arrangierarbeit einfacher, da Julius die Dinge eins zu eins auf das Akkordeon übertragen kann. Man muss nur bei der Auswahl der Stücke darauf achten, dass es spielbar ist, d. h. nicht zu weite Akkorde oder ein zu großer Tonumfang. Da hat das Klavier mehr Möglichkeiten. 

Allegro!: Das heißt Julius muss ein sehr kreativer Musiker sein. Dafür spricht ja auch, dass er Jazzpianist und Komponist ist. – Ihr Beide seid in der freien Musikszene tätig. Was ist der Reiz daran und was sind die Herausforderungen?

Wedell: Die Herausforderung ist natürlich das Ungewisse. Man weiß einfach nicht, wie es in zwei Jahren aussehen wird und ob einem noch Ideen für die Zukunft einfallen. Auf der anderen Seite ist es genau das, was den Reiz ausmacht. Man MUSS kreativ sein, man hat keine andere Wahl. Das erzeugt eine unglaubliche Energie, die einem mehr gibt, als man sich vorstellen kann. Und noch haben wir auch genug Ideen!

Allegro!: Wir danken Dir für das Gespräch!