„Ab in die Mitte“ – Preisträger 2023 zum Thema „Meine Stadt, mein Spielfeld!“ prämiert

Von Eckard Steffin, 15. Mai 2023

Hofheim/Hessen. Bis zum 14. Februar 2023 konnten Projekte zum Thema „Meine Stadt, mein Spielfeld!“ beim Land Hessen eingereicht werden. Nun war die Prämierung des mit insgesamt 210.000 Euro Fördergeldern ausgestatteten Preises. Tim Frühling vom Hessischen Rundfunk moderierte sie mit Gesprächen auf dem roten Sofa und anschließend den Höhepunkt der Preisverleihung durch Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen.

Bei diesem Wettbewerb werden hessenweit Projekte zur Belebung der Innenstädte ausgezeichnet. „Menschen – nicht die Häuser – machen eine Stadt“, zitierte Frühling den Philosophen Perikles und holte Bürgermeister Christian Vogt auf die Bühne als Gastgeber in der Hofheimer Stadthalle. „Wir versuchen eine Symbiose von Kultur und Einzelhandel herzustellen“, so der Rathauschef. Dabei bezeichnet er die neue Stadtbücherei das Wohnzimmer in der Innenstadt. Daneben laden die Gaststätten zum Verweilen ein. Die erste Teilnahme am Wettbewerb hat die Idee zur Umbrella Road gebracht und jetzt gibt es einen neuen Beitrag, der die Stadt zu einem riesigen Spielplatz werden lässt.

Alle Gesprächspartner gehören auch zu den Initiatoren

Die ersten beiden Gesprächspartner von Frühling am Podium waren Axel Funke, Geschäftsführer der Fokus Development AG, einem Projektentwickler für innerstädtische Handelsimmobilien, und Silvio Zeizinger vom Handelsverband Hessen. Funke stellte fest, dass die Verkaufsflächen immer kleiner werden. Das Freizeitverhalten habe sich außerdem sich verändert. Bemerkenswert sei, „dass nur 4 Prozent aller innerstädtischen Flächen gastronomische Angebote sind.“

Zeizinger stellte fest, dass Karstadt die niedrigsten Umsätze pro Quadratmeter habe. Obendrein: Derzeit versuchen viele Akteure die Verkehrsteilnehmer gegeneinander auszuspielen. Mehr Parkplätze versus autofreie Innenstadtzonen. Die Struktur der Innenstädte ändere sich und da seien die alten Vorgaben zu Parkplätzen und Radstellplätzen eher hinderlich. „Teilweise müssen für zehn Prozent der Einwohner Radstellplätze gebaut werden“, so Funke.

Jürgen Schneider, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Rewe-Region Mitte, und Hannah von Guionneau, Referentin für Standortentwicklung der Industrie und Handelskammer Offenbach, nahmen anschließend auf dem Roten Sofa Platz. Von Guionneau war lange Zeit im Ausland und ist erst seit relativ kurzer Zeit in Hessen ansässig und hat einen Blick von Außen. Ihrer Meinung nach „ist es egal, wie groß die Stadt in dem derzeitigen Transformationsprozess der Innenstädte ist.“ –  „Leider lässt sind nicht alles machen“, so Schneider. REWE benötige an seinen großen Stadtorten einen Parkplatz, eventuell eine Rolltreppe und eine Fläche von 4.000 bis 12.000 Quadratmetern. Trotzdem sucht auch REWE nach Möglichkeiten, in den Innenstädten Präsenz zu zeigen.

Die nächsten Interviewkandidaten waren Johannes Heger, Geschäftsführer und Leitung des Dezernates für Kommunalverfassung, Sicherheit und Ordnung, Bau- und Umweltrecht vom Hessischen Städte- und Gemeinverband, und Tanja Charlotte Pflug, Referatsleiterin beim Hessischen Städtetag. Frühling fragte die Beiden: „Wie kommt ein Projekt eigentlich zu den Städten?“ Der Tenor der Beiden war: Tue Gutes und rede darüber. „Dabei ist es egal“, wie Pflug betont, „ob ein Projekt eine Woche oder den ganzen Sommer über durchgeführt wird.“

Spielwiese Innenstadt

Aus ihrer Teilnahme berichteten dann Christian Vogt, Bürgermeister der Stadt Hofheim und Nicole Dietzel, Leiterin der Bücherei. Dieses Jahr werden Spiele in die Stadt gebracht und schmunzelnd sagt Vogt: „Vielleicht auch ein ‚Mensch ärger Dich nicht‘ vor das Rathaus.“ Dietzel schwärmt von dem neuen Standort und Konzept für die Stadtbücherei, die jetzt erheblich mehr Besucher:innen hat. „Die Angebote sind kostenfrei und das Geld kann in der Stadt ausgegeben werden“, meint Dietzel. Leider seien Büchereien eine freiwillige Leistung und daher das Potential an vielen Orten noch nicht gehoben. Zusätzlich ist in Hofheim eine Idee aufgekommen, die sich ‚Picknickkonzert‘ nennt und durch die Musikschule organisiert werden könnte. In diese Kategorie fallen auch die Feierabendmärkte am Donnerstagnachmittag in Hofheim.

Dann kam Al-Wasir ans Rednerpult. „Dies ist die 21. Preisverleihung und zu Beginn des Wettbewerbs gab es den Onlinehandel noch nicht in dieser Breite. Das Problem ‚Belebung der Innenstadt‘ stand aber schon auf der Tagesordnung.“ Wichtig seien ihm die Kooperation und die Vernetzungen, die durch das Projekt entstehen. Das Land fördert diese Projekte und einige andere mit bis zu 38,5 Millionen Euro. Der Wandel beschleunigte sich nicht zuletzt durch Corona. Bisher haben sich 200 Kommunen und Initiativen beteiligt und in diesem Jahr werden 17 ausgezeichnet. „Mobilität, Klima, Zusammenhalt steht auch für ‚Gemeinsam mehr erreichen‘“, so Al-Wazir.

Dann gab es einen Trommelwirbel durch Fußtrampeln im Publikum. Die erste Preisträgerin war die Stadt Offenbach. „Ich war nicht Mitglied der Jury und sehe dies auch erst beim Öffnen der Umschläge“, betonte der Minister in Hinblick auf seinen Wohnort. Neben den Städten und Gemeinden Hessens erhielt Hofheim einen Preis für das geplante Projekt „Meine Stadt, mein Spielfeld“. – Mal sehen, ob vor dem Rathaus ein „Mensch ärgere Dich nicht“ Spielfeld entsteht.

Wer mehr über den Wettbewerb erfahren möchte, kann sich auf der Internetseite www.abindiemitte-hessen.de informieren.