Waldbrand führt zu Großeinsatz der Feuerwehr im Hochtaunuskreis

4. August 2022

Hochtaunuskreis/Neu-Anspach (ut). Am Mittwoch, 3. August, kam es in der Feldbergregion, Gemarkung Neu-Anspach, nähe Sandplacken im Bereich des Klingenkopfes zu einem Waldbrand besonderen Ausmaßes, welcher einen Großeinsatz der Feuerwehren des Hochtaunuskreises nach sich zog.

Gegen 13 Uhr wurden mit dem Stichwort F Wald 1 (Brand eines Waldes oder einer Wiese mit geringer oder keiner Ausbreitungsgefahr oder unbekannte Lage in Wald und Wiese) die zuständigen Feuerwehren in Oberursel-Mitte und Oberursel-Oberstedten alarmiert. 

Waldbesucher hilft bei Lokalisierung des Brandes

Durch die ersteintreffenden Erkundungsfahrzeuge der Feuerwehr Oberursel konnte das Feuer dank der Unterstützung eines Waldbesuchers im Bereich des Klingenkopfes, etwa 600 Meter nordöstlich des Funkturmes Kolbenberg, lokalisiert werden. Bereits dem Erkundungsfahrzeug bot sich ein Bild, welches sonst für Waldfeuer im Taunus völlig untypisch ist. Der Einsatzleiter, Oberursels Stadtbrandinspektor Valentin Reuter, erläutert: „Die Flammen standen auf einer anfangs noch nicht abschätzbaren Fläche rund fünf bis sechs Meter hoch, zum Teil sogar bis in die Baumkronen des Mischwaldes, hier war größte Eile geboten dieses Feuer schnell zu stoppen um eine Ausbreitung zu verhindern.”

Das ist insofern ungewöhnlich, weil in der Region bisher eher von einem „Brand im Wald“ die Rede war. „Normalerweise brennen hier lediglich Büsche, sowie Unter- und Totholz in einer Höhe von ein bis zwei Metern“, erläuterte Kreisbrandinspektor Carsten Lauer. Dass es diesmal zu einem Waldbrand im wahrsten Sinne des Wortes gekommen ist, liege an den ausgetrockneten und abgestorbenen Bäumen sowie der hohen Grundtemperatur.

Rauchsäule ist kilometerweit sichtbar – Brennende Bäume stürzen um

So wurde auf Anordnung der Einsatzleitung das Stichwort F Wald 1 auf F Wald 2 (Brand eines Waldes oder einer Wiese mit der Gefahr der weiteren Ausdehnung) erhöht, da sich das Feuer aufgrund der Witterung zunächst schnell ausbreitete. Das bedeutete eine Vervielfachung der eingesetzten Kräfte. Alle Feuerwehren der Stadt Oberursel wurden alarmiert. Die Rauchsäule war mittlerweile Kilometerweit zu erkennen und die Notrufe nahmen massiv zu. Mit der Stichworterhöhung wurde die Einsatzstelle neu strukturiert und in zwei sogenannte Einsatzabschnitte aufgeteilt. Die in den Einsatzabschnitten eingesetzten Löschfahrzeuge versuchten sofort, mittels mehrerer Strahlrohre die massive voranschreitende Ausbreitung der Flammen zu verhindern. Mehrere Bäume stürzten brennend in die Einsatzstelle und sorgten für zusätzliche Gefährdung im Einsatzgebiet.

Um den hohen Wasserbedarf für diese Einsatzlage sicherzustellen, wurden alle im Hochtaunuskreis verfügbaren Löschfahrzeuge mit Tankvolumina über 5.000 Liter zusammengezogen. Durch die Feuerwehren der Gemeinde Schmitten wurden die mit Brauchwasser gefüllten Hochbehälter an der Hegewiese und in Oberreifenberg einsatzbereit gemacht.

Polizeihubschrauber leistet Aufklärungsarbeit aus der Luft

Die Führungskomponenten des Hochtaunuskreises wurden an der Einsatzstelle etabliert. Der Brandschutzaufsichtsdienst des Hochtaunuskreises um den Kreisbrandinspektor Carsten Lauer unterstützten die Einsatzleitung der Feuerwehr Oberursel. Ein Hubschrauber der Polizei wurde angefordert um aus der Vogelperspektive eine Einschätzung der Lage abzugeben. Eine zwischenzeitlich gemeldetes zweites Feuer westlich des Sandplackens bestätigte sich nach Einsichtnahme des Hubschraubers nicht.

Die Großtanklöschfahrzeuge sorgten über den Einsatzverlauf für eine kontinuierliche Wasserversorgung der Einsatzstelle und pendelten zwischen ihr und den Hochbehältern. Etwa gegen 15.30 Uhr war das Feuer unter Kontrolle und eine unkontrollierte Ausbreitung konnte somit verhindert werden. Der gesamte trockene Waldboden war jedoch mit vielen Glutnestern übersät, welche immer wieder für Rauchentwicklungen und kleinere Flammenbildungen sorgten. Auch in den Baumkronen flammten die glühenden Rinden der Bäume immer wieder auf.

Eine Drohnenstaffel vermisst die Einsatzstelle

Das Forstamt Königstein unterstütze die Feuerwehr und nach Rücksprache wurden diverse vom Feuer betroffene Bäume gefällt. Durch die Drohnenstaffel der Feuerwehr Bad Homburg konnte die Einsatzstelle aus der Luft vermessen werden. Es handelte sich um eine Fläche von ca. 5.000 Quadratmetern. Weiterhin wurde festgestellt, dass sich die Einsatzstelle auf dem Gemeindegebiet der Stadt Neu-Anspach befand. Die Einsatzleitung wurde fortan durch den stellvertretenden Stadtbrandinspektor von Neu-Anspach, Thorsten Moses, ergänzt.

Aufgrund der hohen Temperaturen und der Wetterlage, aber auch der Wärmestrahlung des Bodens, waren die an der Einsatzstelle eingesetzten Kräfte extremen Belastungen ausgesetzt. Es wurde alle 90 Minuten ein Austausch der Mannschaft durchgeführt, weshalb Feuerwehren aus dem esamten Hochtaunuskreis ezeitversetzt eingesetzt waren.

Ein extrem kräftezehrender Einsatz

Der Waldboden musste mit speziellem Werkzeug umgegraben werden, um die Glutnester aus dem Unterholz nach oben zu befördern und dann mit Wasser abzulöschen. Bis 18 Uhr wurden hierzu rund 100.000 Liter Wasser genutzt. Die kräftezehrende Aufgabe zog sich bis zum Einbruch der Dunkelheit gegen 21 Uhr. Die letzten Fahrzeuge waren um 23 Uhr auf der Feuerwache Oberursel-Mitte wieder aufgerüstet und einsatzbereit gemacht.

Über den Tagesverlauf wurden an der Einsatzstelle über 200 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, der Polizei und Hilfsorganisationen eingesetzt. Die bei der Wetterlage extrem wichtige Versorgung der Einsatzkräfte mit Kaltgetränken und Verpflegung wurde durch das Deutsche Rote Kreuz und die Bergwacht Großer Feldberg sichergestellt.

Parallel Brand in einem Bürokomplex

Während des Waldbrandeinsatzes mussten die zur Sicherstellung des Brandschutzes im Oberurseler Stadtgebiet eingesetzten Kräfte der Feuerwehren Oberursel-Weißkirchen, Oberursel-Bommersheim und Oberursel-Mitte zu einem Feuer in einem Bürokomplex ausrücken. Hier war es zum Brand einer Batterieanlage gekommen, der unter Einsatz von Feuerlöschern und eines Strahlrohres aber rasch gelöscht werden konnte. Der Einsatz zog sich aufgrund von Entrauchungsmaßnahmen aber ebenfalls über zwei Stunden hin und es wurden sechs Kräfte unter Atemschutz eingesetzt.

Insgesamt einer der größten Einsätze des Jahres für die Feuerwehr Oberursel, den sie so schnell nicht wieder erleben will. Valentin Reuter: „Aus diesem Grund sei nochmals auf die schon mehrfach erwähnten Hinweise zum Verhalten im Wald und während der anhaltenden Trockenperioden hingewiesen.“ Die rasante Ausbreitung des Feuers an dieser Einsatzstelle hat wieder gezeigt, wie dramatisch die Situation aktuell ist.

Wie hoch der entstandene Schaden ist und aus welchem Grund es zu dem Waldbrand kam, ist derzeit noch unklar.

Die Feuerwehr Oberursel bedankt sich bei allen eingesetzten Kräften:

  • der Feuerwehren Oberursels
  • der Feuerwehren Schmittens
  • der Feuerwehren Kronbergs
  • der Feuerwehren Friedrichsdorfs
  • der Feuerwehren Bad Homburgs
  • der Feuerwehren Grävenwiesbachs
  • der Feuerwehren Weilrods
  • der Feuerwehren Neu-Anspachs
  • des Deutschen Roten Kreuzes
  • der Bergwacht Großer Feldberg
  • der Führungsgruppe TEL des Hochtaunuskreises
  • der Polizei des Hochtaunuskreises und der Polizeifliegerstaffel Rheinland-Pfalz
  • des Forstamtes Königstein und
  • des Brandschutzaufsichtsdienstes des Hochtaunuskreises

Auch Landrat und Kreisbrandinspektor sprechen ihren Dank aus

„Ich bedanke mich bei allen Einsatzkräften und Helfern, die mit unermüdlichem Einsatz zur Bekämpfung des Brandes beigetragen haben“, sagte Brandschutzdezernent und Landrat Ulrich Krebs. Wieder einmal habe es sich gezeigt, wie gut der Hochtaunuskreis in Sachen Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz aufgestellt seien und Hand in Hand miteinander arbeiten. Dies sei keine Selbstverständlichkeit, betonte Krebs.

Auch Kreisbrandinspektor Carsten Lauer sprach seinen Dank gegenüber den Einsatzkräften und Helfern aus und resümierte: „Insgesamt brannten ca. 5000 qm Wald. Im Einsatz befanden sich 160 Einsatzkräfte und Helfer von Feuerwehr und Rettungsdienst mit 54 Fahrzeugen.“ Er sprach von einer Selbstverständlichkeit, dass hier innerhalb von kürzester Zeit ein verzahntes System greife und man auf die gute Vorbereitung des Brandschutzes, Rettungsdienst und Katastrophenschutz zählen könne: „Das liegt an der guten Kooperation, die hier gelebt wird.“ – Fotos im Text: Feuerwehr Oberursel