Weichenstellung: Evangelisches Dekanat Hochtaunus beschließt neuen Regionalplan

22. November 2023

Bad Homburg/Usingen (ut). Die 30 evangelischen Kirchengemeinden im Dekanat Hochtaunus werden in Zukunft in fünf Nachbarschaftsräumen das kirchliche Leben rund um den Feldberg gestalten. Der Regionalplan wurde auf der Herbsttagung der Synode am 17. November 2023 in Usingen beschlossen und sieht zwei Nachbarschaftsräume im Usinger Land und drei im Vordertaunus vor. Zweiter Schwerpunkt der Synode war der Einblick in die Tätigkeiten der Gemeindepädagog:innen im Dekanat, die ihre lebendige, vielfältige und zukunftsorientierte Arbeit in den Gemeinden und im Dekanat den Delegierten vorstellten. Weitere wichtige Tagesordnungspunkte waren die Berichte von Präses Susanne Kuzinski und Dekan Michael Tönges-Braungart und ein Ausblick auf die nächsten Schritte des Transformationsprozesses ekhn2030.

Beschlossen: Fünf Nachbarschaftsräume gliedern das Dekanat Hochtaunus

Fünf sogenannte Nachbarschaftsräume werden das Dekanat Hochtaunus ab Anfang 2024 gliedern, so sieht es der auf der Synode beschlossene Regionalplan vor. Mit 46 Ja-, elf Gegenstimmen und vier Enthaltungen folgte die Synode der Vorlage des Synodalvorstandes um Präses Susanne Kuzinski und Dekan Michael Tönges-Braungart. Im Vordertaunus finden sich die Gemeinden Oberstedten, Heilig-Geist-Kirchengemeinde, Auferstehungs-, Christuskirchen-, Versöhnungs- und Kreuzkirchengemeinde sowie die St. Georgsgemeinde in Steinbach zum Nachbarschaftsraum Oberursel und Steinbach zusammen.

In Bad Homburg wird der Nachbarschaftsraum alle Bad Homburger Gemeinden vereinen: Waldenser Gemeinde Dornholzhausen, Gedächtniskirchen-, Christuskirchen-, Erlöserkirchengemeinde sowie die Gemeinden von Gonzenheim und Ober-Eschbach – Ober-Erlenbach.

Der Nachbarschaftsraum von Friedrichsdorf vereint die evangelischen Gemeinden von Burgholzhausen, Friedrichsdorf und Köppern und die evangelisch-lutherische Gemeinde von Seulberg.

Zuschnitt der Nachbarschaftsräume im Dekanat Hochtaunus. – Grafik: Kirchenverwaltung der EKHN.

Das Usinger Land teilt sich in zwei Nachbarschaftsräume. Im Norden finden sich die Kirchengemeinden von Emmershausen, Gemünden, Rod an der Weil, Weilnau, Grävenwiesbach, Merzhausen-Lauken, Eschbach und Usingen zusammen. Die Gemeinden von Arnoldshain, Rod am Berg, Hausen-Westerfeld, Anspach und Wehrheim decken mit ihrem Nachbarschaftsraum den Süden ab.

Der Einteilung war ein intensiver Prozess der Beteiligung und Meinungsbildung mit allen Gemeinden im Dekanat vorausgegangen. Der Entscheidung wurde die Bitte angeschlossen, bei der Pfarrstellenbemessung besonders im Usinger Land die Flächen und Strukturen der Räume angemessen zu berücksichtigen.

Präses Susanne Kuzinski bedankte sich im Anschluss an die Abstimmung für den gemeinsamen Weg mit vielen Vorschlägen, aber auch Kontroversen. „Die Abstimmung spiegelt die anspruchsvolle geographische und demographische Situation im Usinger Land wieder“, erklärt sie. „Ich wünsche mir sehr, dass es uns gelingt, das Ergebnis anzunehmen und unsere Kirche gemeinsam zu gestalten.“  

Nachbarschaftsraum ist nicht gleich „neue Kirchengemeinde“

Der Beschluss der Nachbarschaftsräume stellt im Dekanat die Weichen für die weitere Ausgestaltung des Transformationsprozesses ekhn2030. In diesen Räumen werden in Zukunft Pfarrer:innen mit Gemeindepädagog:innen und Kirchenmusiker:innen in Teams noch enger als bisher gemeinde- und berufsübergreifend zusammenarbeiten. Dies sowie die Zusammenlegung von Gemeindebüros, sollen zum Beispiel Vertretungssituationen erleichtern und sicherstellen, dass die Kirche mit den jeweils vorhandenen Ressourcen auch weiterhin vor Ort aktiv und lebendig ist. Wie sich dieses Leben in den neuen Nachbarschaftsräumen gestaltet, wird von jetzt an mit und durch die Gemeinden erarbeitet.

Herausforderungen in der derzeitigen Situation

Der Bericht der Präses Susanne Kuzinski warf ebenfalls einen Blick auf die anstehende Entscheidung zum Regionalplan. Es ginge darum, evangelisches kirchliches Leben kreativ zu gestalten, Kirche vor Ort zu sein und zu bleiben. „Wir müssen gemeinsam etwas bewirken und uns in der Gesellschaft zeigen“, erklärte sie und fügte an: „Wir tragen eine Verantwortung und das braucht Mut.“ Sie wünschte sich einen gemeinsamen Aufbruch „voller Vertrauen auf die Unterstützung Gottes“ .

Nach einem kurzen Überblick über die Stellensituation und die gemeindeübergreifende Trägerschaft für die Kindertagesstätten, wandte sich Dekan Tönges-Braungart mit Gedanken zur gesellschaftlichen Situation an die Synode. Angesichts des Terrors der Hamas, der Wahlerfolge von AfD und dem Umgang mit Geflüchteten rief er dazu auf, auch gegen Widerstand, die Stimme im gesellschaftlichen Diskurs zu erheben: „Wir müssen Rassismus und Antisemitismus, Islamhass und Demokratieverachtung klar entgegentreten. Zugleich müssen wir die Ängste und Sorgen von Menschen ernstnehmen, damit sie nicht genau dazu führen“, beschreibt er die Aufgabe der Kirche. „Kirche wird hier mit anderen zusammenstehen müssen. Dafür wünsche ich uns die Kraft des Evangeliums, die uns mit vielen anderen verbindet – auch außerhalb unserer Kirchen.“

ekhn2030 – wie geht es weiter?

Einen Blick auf die nächsten Schritte für die Nachbarschaftsräume und das Dekanat gab Nina Seelbach, Transformationsunterstützerin der EKHN und zuständig für das Dekanat Hochtaunus. Sie umriss noch einmal den Prozess ekhn2030 und erläuterte mögliche Wege in der Gestaltung und die zur Verfügung stehende Unterstützung. Zu diesen gehört auch das Transformationsbudget, das die Landeskirche zur Verfügung stellt. Es dient als Zuschuss zu Ausgaben im Zusammenhang mit dem Prozess ekhn2030 in Dekanat und Nachbarschaftsräumen. Der seitens des Dekanatssynodalvorstandes (DSV) für die Mittelverwendung und -zuordnung vorgelegte Vorschlag wurde in der Synode kritisch diskutiert und per Antrag noch einmal zur Bearbeitung in den DSV zurückgegeben.

Jugend braucht Räume

Lebendig, schwungvoll und zukunftsorientiert, aber auch mit klaren Forderungen präsentierten die Gemeindepädagog:innen im Dekanat Hochtaunus ihre Arbeit. Mit Brückenbau im Gottesdienst, bunten Stellwänden, einer Präsentation und „Segenskeksen“ vor dem Heimweg beeindruckten sie die Synodalen mit der Bandbreite der Angebote, die sie für Kinder und Jugendliche und die Stadtteilarbeit auch mit Familien und Erwachsenen bereit halten. In der Präsentation wurde auch deutlich, dass Gemeindepädagog:innen heute schon gemeindeübergreifend arbeiten, was viele Potenziale, aber auch Herausforderungen mit sich bringt.

„Jugend braucht Räume“, erklärt Stephanie Schild, Dekanatsjugendreferentin der evangelischen Kirche im Hochtaunus, eine von diesen. „Räume, die Jugendliche nur für sich haben und selbst gestalten können. In jedem Nachbarschaftsraum brauchen wir mindestens einen Raum für Jugendarbeit.“ Auch der Wunsch nach einem dekanatseigenen Fahrzeug für die Jugend wurde laut: „Wenn Jugendliche Angebote in Nachbarschaftsräumen nutzen sollen, müssen wir auch über Fahrdienste und ein Fahrzeug dafür nachdenken.“

Die Dekanatssynode endete nach einem Ausblick der EKHN-Synodalen auf die landeskirchliche Synode und der Terminankündigung für die Verabschiedung des Dekans Michael Tönges-Braungart, für den es die letzte Tagung vor dem Ruhestand war.

Über das Evangelische Dekanat Hochtaunus

Das Evangelische Dekanat Hochtaunus erstreckt sich über die Regionen Friedrichsdorf, Bad Homburg, Oberursel, Steinbach, Usingen, Neu-Anspach, Wehrheim, Schmitten, Weilrod und Grävenwiesbach. Es ist damit deckungsgleich mit dem Landkreis Hochtaunuskreis – ohne die Gemeinden Königstein, Kronberg und Glashütten. Zum Dekanat gehören 30 Kirchengemeinden mit rund 45.500 evangelischen Christen und 13 Kindertagesstätten in einer gemeindeübergreifenden Trägerschaft. Gemeinsam mit zahlreichen Ehrenamtlichen und Mitarbeitenden aus den Bereichen Jugendarbeit, Bildung, Kirchenmusik, Verwaltung, gesellschaftliche Verantwortung und Öffentlichkeitsarbeit, gestalten die Pfarrer:innen ein lebendiges Gemeindeleben im Hochtaunus. Das Evangelische Dekanat Hochtaunus ist Teil der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).