„Das schönste Hobby der Welt“

Die Flieger auf der Höhe genießen Natur und gesellige Atmosphäre

Impressionen vom Schnupperfliegen und Retro-Treffen. - Fotos: Pfeifer/Gregor Schmidt

Von Petra Pfeifer, 17. Mai 2024

Hochtaunus/Wehrheim. 60 Jahre wird in diesem Jahr die Fliegergruppe Hochtaunus. Ob das gezielt gefeiert wird, ist noch offen. Auf jeden Fall haben das Schnupperfliegen am Sonntag, 7. Mai, und das kurze Zeit darauf stattfindende mehrtägige Retro-Treffen auf dem Vereinsgelände gegenüber dem Wehrheimer Schlink den vereinseigenen Veranstaltungsreigen erfolgreich eröffnet. Wer sich hierzu auf den Weg machte, konnte in gemütlicher und entspannter Atmosphäre so einiges dabei über dieses nicht allzu weit verbreitete Hobby erfahren.

„Unsere 124 Mitglieder kommen aus der ganzen Region“, berichtet Mario Dore, der sowohl das Amt des Schriftführers als auch des Jugendleiters ausübt und fügt lächelnd an: „Das eine, weil es gemacht werden muss, das andere, weil es mir unheimlich viel Spaß macht.“ Dann ein paar Fakten: Insgesamt sind 1290 Modellfliegervereine im Dachverband organisiert, ein Einsteigermodell für die Jugend sei schon für etwa 100 Euro zu haben und eine komplette „Starter“-Ausstattung mit Flieger, Fernsteuerung, Akku und Ladegerät koste 300 bis 400 Euro.

Um dieses Gelände als Flugplatz zuzulassen, bedurfte es einer Aufstiegsgenehmigung des Regierungspräsidiums, außerdem hatten das Ordnungsamt und die Untere Naturschutzbehörde ein Wörtchen mitzusprechen. „Ein Modellflugzeug wiederum darf bis 25 Kilogramm wiegen und bis zu einer Höhe von 1000 Fuß (305 Meter) gesteuert werden“, führt Mario Dore weiter aus.

Faszination Modellflug

Jonathan und Max (beide 14) zählen gerne mal auf, was das Modellfliegen zum „schönsten Hobby der Welt“ für sie macht: „Man ist in der Natur und es herrscht allgemein ein familiärer Umgangston.“ Daher sei es ein schönes gesellschaftliches Miteinander und obendrein lerne man hier viel über Technik. „Der Modellflug ist häufig der Start in ein Berufsleben in der Luftfahrt bzw. in der Technik“, berichtet darüber hinaus Mario Dore aus Erfahrung. Im Verein gebe es Mitglieder, die für die Lufthansa fliegen oder geflogen sind und die Modellfliegerei parallel zum Hobby gemacht haben.

Mit Blick auf den Nachwuchs sagt er: „Hier entwickeln sich schöne Freundschaften.“ Und mit Blick auf seine eigene Funktion als Jugendleiter heiße es stets: „Ihr sollt die Freunde der Kinder sein, nicht die Kumpels.“ Und ab wann kann man damit anfangen? „Ungefähr ab acht Jahren, wenn die Kinder mit der Links-rechts-Koordination zurechtkommen und wissen, dass die Flieger keine Spielzeuge sind.“

Schnupperfliegen mit doppeltem Boden

Dann geht’s rüber auf den eigentlichen Flugplatz, der mit einem Zaun vom übrigen Gelände abgetrennt ist. Damit bei den Amateuren nichts schieflaufen kann, sind zwei Fernsteuerungen miteinander verbunden. Gregor Schmidt, der im Beirat als Flugleiter und Sicherheitstrainer fungiert, erläutert: „Zuerst wird das Flugzeug auf eine Sicherheitshöhe gebracht und dann darf der Neuling ran.“ Umgehend wird klar, was ebenfalls zur Faszination Modellflug beiträgt: die meditative Wirkung. Doch aller Anfang ist schwer, sobald abzusehen ist, dass der Flieger bzw. sein Pilot gleich eine Bruchlandung hinlegen wird, übernimmt der Profi Gregor Schmidt wieder die Steuerung.

Retros reisen an

Beim Retro-Treffen wird deutlich, wie sehr der Austausch auch unter den verschiedenen Modellflugvereinen gepflegt wird. „Das ist eine Clique mit halbhistorischen Flugmodellen, die sich gegeneinander besuchen“, so Gregor Schmidt. Der Vorteil der hiesigen Gruppe: „Wir sind in der Mitte Deutschlands beheimatet, so dass sie von allen Seiten zu uns kommen.“ Sogar ein Schweizer ist mitsamt Wohnwagen angereist, jedoch: „Einer aus Norddeutschland hatte noch eine weitere Anreise“, weiß Vereinsmitglied Christoph Schirmer zu berichten. Die nächsten Teilnehmer wiederum würden dieses Treffen mit anderen verbinden.

Alte Sender mit 35mHz. – Foto: Gregor Schmidt

Konzentration ist wichtig

Und dann ein bisschen Fachsimpelei. „Die 40 bis 50 Jahre alten Flieger sind Flächenflieger“, so Mitglied Thomas Müller. Helikopter seien erst vor etwa 40 Jahren hinzugekommen. „Die Kobra-Baukästen kamen 70 heraus“, erinnert sich in diesem Zusammenhang Christoph Schirmer. Dann ein Blick zum Himmel: „Der Milan dort hinten zeigt uns, wo die Thermik ist“, schmunzelt Gregor Schmidt. Das ist prima für die Segler unter den Retros: „Wie bei den Großen kommen sie per eigenem Motor, Huckepack oder Seilwinde mit Gummiseil in die Luft.“ Mit der Fernbedienung werden dann ihre Höhen- und Seitenruder gesteuert. Und trotz aller modernen Fernsteuerungen, die sehr viele Anzeigen haben, helfen diese beim aktuellen Flug nicht sehr viel weiter, denn man muss ja den Flieger in der Luft im Auge behalten. Daher: „Da muss man sich, wie bei allen anderen Modellfliegern gut konzentrieren, denn es gibt ja kein Cockpit“, so Thomas Müller.

Wer mehr über die Fliegergruppe Hochtaunus erfahren möchte, ist auf dem Platz jederzeit willkommen. Vor allem jedoch bietet sich das letzte Juni-Wochenende für einen Besuch an. Am 29. und 30. Juni heißt es wieder Start frei für die Modellflugschau!

Weitere Informationen gibt auf der Homepage des Vereins.