Handwerker-Nachwuchs macht sich selbstständig
Junge Biber sind jetzt auf der Suche nach neuen Revieren

5. April 2025
Hessen (ut). Nach der Lehre ist es an der Zeit, sich selbstständig zu machen. Das gilt auch für junge Biber. Am 7. April ist der Tag des Bibers und daher ist nun ein guter Zeitpunkt, um auf die jungen Biber aufmerksam zu machen, die sich aktuell auf die Suche nach eigenen Revieren begeben. „Jetzt im Frühjahr ist nach zwei Jahren die Lehrzeit der jungen Biber bei ihren Eltern beendet und sie verlassen den Bau, um eine eigene Familie zu gründen. Wer nicht freiwillig geht, bekommt von den Eltern den entscheidenden Schubs, denn Ressourcen wie Nahrung und Lebensraum reichen im elterlichen Revier nur für eine Familie zum Überleben“, berichtet Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU Hessen.
Dem Biber auf der Spur
Auf der Suche nach neuen Lebensräumen wandern Jungbiber durchschnittlich 3 bis 25 Kilometer. Besonders engagierte Exemplare legen sogar über 100 Kilometer zurück und können dann an Flüssen und Teichen im ganzen Land auftauchen. Die Wanderschaft ist für die Biber allerdings auch gefährlich. „Manche Biber fallen auf ihrer Wanderung dem Straßen- oder Schienenverkehr zum Opfer“, sagt der Landesvorsitzende. „Wer einen neu zugewanderten Biber beobachtet, kann das gerne über die neue Biber-App von NABU|naturgucker melden. Jede Meldung trägt dazu bei, mehr über den Biber und sein Verhalten hier in Hessen zu erfahren“, erläutert Maik Sommerhage. Mit der neuen Biber-Meldeapp (Link s.u.) von NABU|naturgucker können Sichtungen von Bibern und seinen Spuren – egal ob neu zugewandert, oder alteingesessen – ganz einfach online gemeldet werden. Durch diese Meldungen entsteht ein detailliertes Bild des Biberbestandes in Hessen. Auf der Aktionsseite der Meldeapp können sich Interessierte außerdem informieren, wie man Biber, Nutria und Bisam unterscheiden kann.
Hochwasserschutz durch nagenden Landschaftsarchitekten
„Wer fleißige Handwerker sehen möchte, der wird bei Bibern voll auf seine Kosten kommen. Wir Menschen profitieren von der ehrenamtlichen Arbeit der Biber enorm, da die von ihm geschaffenen Auenlandschaften die Hochwassergefahr deutlich verringern. Zudem wird durch die Dämme, bzw. die neuen Auen die Selbstreinigungskraft der Gewässer erhöht. So werden unsere Gewässer vor Dünger- und Gifteintrag geschützt, was wiederum der Qualität unseres Trink- und Grundwassers zugutekommt“, erklärt der hessische Landesvorsitzende. Gleichzeitig werden selbst in vormals eintönigen Flusslandschaften neue Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten geschaffen: strukturreiche Stillgewässer entstehen, in denen sich Wasserpflanzen einstellen. Fische, Libellen und Amphibien finden wieder mehr Laichplätze und Weiß- und Schwarzstorch oder Eisvogel mehr Nahrung.
Mehr Informationen
Hintergrund
Im Jahr 1596 wurde der letzte hessische Biber an der Gersprenz im Odenwald gesichtet. Die intensive Bejagung des größten europäischen Nagers sorgte dann vorerst für sein Verschwinden von der Landkarte. Ein Wiederansiedlungsprojekt in den späten 1980er Jahren ebnete den Boden für das Comeback des Auenarchitekten nach Hessen: Aus den anfänglichen 18 Pionierbibern im Spessart sind mittlerweile etwa 1.200 hessische Genossen geworden, viele sind auch nach Unterfranken abgewandert. Erfolgreich verlief das Projekt vor allem, weil die Biber mit Gewässerentwicklungsstreifen einen freien Raum zur Gestaltung ihrer Lebensräume bekamen, Behörden das Projekt professionell begleiteten und ein Netz aus ehrenamtlichen Biberbetreuer:innen für die Akzeptanz des Rückkehrers warb. Der NABU Hessen richtet sein Biberengagement nach dieser Erfolgsstrategie aus.