Hessens Feuerwehren: Ehrenamt muss attraktiver werden!

29. Dezember 2022

Hessen (ut). Der aktuelle Kommunalbericht des Landesrechnungshof sorgt für großen Aufruhr. Im Fokus die gesetzlich geregelte Hilfsfrist: in zehn Minuten bis zur Einsatzstelle. Laut einer Überprüfung konnten die Mehrzahl der Feuerwehren in 18 kleineren Gemeinden diese Frist nicht immer gewährleisten. In der Kritik: der Nachwuchsmangel im Ehrenamt.

Durch Stichproben gehe der Landesrechnungshof davon aus, dass die Feuerwehren sich ausschließlich aus dem Nachwuchs generieren. Tatsächlich aber besteht das Fundament der Einsatzabteilungen der Feuerwehren in Hessen aus zwei Säulen: dem Nachwuchs und den Quereinsteigern, die nicht aus einer Kinder- oder Jugendfeuerwehr entstammen. „Wie aktuelle Zahlen belegen sind sie in den Jugendfeuerwehren insgesamt konstant, vielerorts sogar steigend und bei den Kinderfeuerwehren ist ein großer Zuwachs zu verzeichnen“, so Norbert Fischer, Präsident des Landesfeuerwehrverbands Hessen.

Die Verantwortung für die Feuerwehren läge grundsätzlich in der Zuständigkeit der Städte und Gemeinden. Ihnen obliege es, ihre Feuerwehren leistungs- und zukunftsorientiert aufzustellen. „Es geht ja nicht nur darum Menschen für die Feuerwehr zu gewinnen, sondern diese auch zu halten, deswegen sind Anerkennung und Wertschätzung ein ganz wichtiges Thema“, appellierte Norbert Fischer.

Die Anerkennungsprämie vom Land Hessen für langjährige Einsatzkräfte im Brand- und Katastrophenschutz sei ein großer Schritt in die richtige Richtung, dennoch müsse das Ehrenamt noch attraktiver werden. Vorteilsangebote für Feuerwehrangehörige müssten überdacht werden. Angebote wie freie Eintritte in kommunale Einrichtungen (z.B. Schwimmbäder), Hilfe bei KiTa-Plätzen, der Wohnungsbeschaffung oder die Übernahme der Kosten für LKW-Führerscheine seien nur einige von vielen Vorschlägen, die der Landesfeuerwehrverband mit dem Leitfaden „Mehr Menschen für die Feuerwehr“ schon seit einigen Jahren den Kommunen als Aufgabenträger vorschlage, um Menschen in der Feuerwehr zu halten und noch weitere Bürger:innen für den Feuerwehrdienst zu gewinnen.

„Nachwuchsgewinnung und gute Ausbildung haben für uns oberste Priorität, so setzen wir uns maßgeblich für die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit sowie Brandschutzerziehung und -ausbildung in den Schulen ein. Jugendfeuerwehr-Nachwuchskampagnen ‚1+1=2 – Eine gute Connection‘ sprechen durch verschiedenste Werbemittel modern und zeitgemäß die Kids von heute an. Unsere neueste Mitgliederkampagne ‚1+1=2 – Eine starke Verbindung‘, die wir gemeinsam mit dem Land Hessen und den anderen Hilfsorganisationen durchführen, steht für die Vereinbarkeit von Ehrenamt und Beruf“, so Fischer. 

Mit dem Start der Kampagne „Landesoffensiven Nachwuchsgewinnung im Brand- und Katastrophenschutz“ werden Kommunen durch das Land zukünftig zusätzlich in Sachen Ehrenamtsförderung unterstützt. Die Kommunikation erfolgt dabei in zwei Phasen.

Im ersten Schritt werden regionale Ehrenamtsmessen ausgerichtet, mit denen die Landkreisebene bis hin zu den einzelnen Feuerwehren und Katastrophenschutz-Einheiten erreicht und über die Möglichkeiten der Ehrenamtsförderung sowie die Unterstützungsleistungen des Landes informiert werden sollen.

„Im zweiten Schritt bietet das Land Unterstützung durch uns, der Arbeitsgemeinschaft der im Katastrophenschutz des Landes engagierten Hilfsorganisationen sowie weiterer Partner konkrete Beratungsgespräche vor Ort für einzelne Kommunen vor Ort an“, sagte Fischer. In diesen Gesprächen würden noch detaillierter über mögliche Hilfestellungen informiert und individuell zugeschnittene Lösungsansätze erarbeitet.

Das Angebot sei hierbei in einer Pilotphase an den ersten beiden Veranstaltungen in Bad Hersfeld und Dietzenbach positiv angenommen worden und mehr als 200 Gästen aus regionalen Kommunalverwaltungen hätten teilgenommen. Die Messen zur Ehrenamtsförderung werden in allen hessischen Landkreisen durchgeführt.

„Die Darstellung des Landesrechnungshofes über die hessischen Kommunen und deren Feuerwehren wurde wesentlich dramatischer gezeigt, als es tatsächlich ist. Nachwuchs- und Mitgliedergewinnung im Ehrenamt werden in der heutigen schnelllebigen Gesellschaft immer ein Dauerthema sein“, so Norbert Fischer abschließend und appellierte: „Alle brauchen die Feuerwehr, die Feuerwehr braucht Dich!“ – Logo: HMdIS

Der Landesfeuerwehrverband Hessen

Der Landesfeuerwehrverband (LFV) Hessen ist der Zusammenschluss aller hessischen Feuerwehren und ihrer rund 500.000 Mitglieder. Mit 76.500 überwiegend ehrenamtlichen Aktiven, 13.000 Angehörigen der Kinder- und 26.000 Angehörigen der Jugendfeuerwehren ist er die größte Hilfeleistungsorganisation in Hessen. 

Er vertritt die mehr als 2.600 Freiwilligen Feuerwehren in den Städten und Gemeinden, die 55 Werk- und Betriebsfeuerwehren, sowie die Berufsfeuerwehren Frankfurt, Wiesbaden, Kassel, Darmstadt, Offenbach, Gießen und Hanau. Angeschlossen sind weiterhin 174 musiktreibende Gruppen und Züge mit über 6.000 Musiker:innen.