Ein ganz besonderer Abend für ganz besondere Menschen

Der Light up Ball feiert Premiere in Friedrichsdorf

14. Oktober 2022

Friedrichsdorf (pit/es). „Einmal einen Ball besuchen“ – Das ist ein Wunsch, den so mancher Mensch hegt. Doch nicht für jeden geht er in Erfüllung. Ganz besonders für Menschen mit Beeinträchtigung bleibt er überwiegend ein Traum. Dass der allerdings nicht unerfüllbar bleiben muss, haben nun schon mehrfach Nadine Riedesel Freifrau zu Eisenbach aus Friedrichsdorf, Felicitas Rohde aus Langen und dem Hofheimer Julius von Arnim zu verdanken. Die Drei hatten sich vor vielen Jahren bei einem Freizeitlager der Johanniter für behinderte Teilnehmer kennengelernt und stellten dabei fest, wie sehr die Gäste beim Musikhören aufblühten.

Als sie in dieser Richtung weiter recherchierte, stieß Felicitas Rhode im Internet auf eine amerikanische Kirchengemeinde, die einen Ball für behinderte Menschen organisierte. Und: Wusch! – Eine Idee war geboren.

Das alles ist nun schon über zehn Jahre her. 2012, 2015 und 2018 haben unter der Überschrift „Du bist ein Goldstück“ die ersten rauschenden Ballnächte für Behinderte und ihre Angehörigen in Frankfurt stattgefunden. Pandemiebedingt musste er im Jahr 2021 ausfallen, konnte aber jetzt wieder stattfinden. „Isolation, Ängste, Unverständnis, Neuerungen – all das sind Erlebnisse und Gefühle während der Pandemie, die für nicht beeinträchtigte Menschen teilweise schon schwierig zu bewältigen waren, für unsere Gäste war dies manchmal nur schwer auszuhalten“, wissen die Veranstalter und freuten sich umso mehr, ihren Teilnehmern erneut einen unvergesslichen und sorgenfreien Abend zu ermöglichen.

Roter Teppich vor dem Forum Friedrichsdorf

Dieses Mal wurde der rote Teppich für die „Stars“ allerdings vor dem Forum Friedrichsdorf ausgerollt, um den herum sich Fans um Papparazzi versammelten, um die mit luxuriösen Autos vorgefahrenen Gäste zu bejubeln und abzulichten.

In der ersten Reihe auch Bürgermeister Lars Keitel, der eifrig mit applaudierte: „Das ist eine ganz tolle Sache“, meinte er freudestrahlend und sprach damit den Versammelten aus dem Herzen. Ihm war es übrigens zu verdanken, dass der Ball hier vor Ort stattfand. Denn Nadine Riedesel und er kennen sich durch den Kindergarten, in den ihrer beider Kinder gehen und als sie ihm erzählte, dass „Light up“ nach einer neuen Örtlichkeit für das inklusive Ereignis sucht, schlug er ihr das Forum vor. Da brauchte es dann nur noch eine kurze Besichtigung und es stand fest: Das passt!

Und es war ein herrliches Bild, dass sich den Umstehenden zeigte. Voller Freude und besonders adrett gekleidet ließen sich die meisten von ihnen vom benachbarten Parkplatz herüberchauffieren, ließen sich von Silvia Mudra oder Celina Heger den Wagenschlag öffnen, um dann – Jackett oder Kleid noch einmal rasch geraderückend – auf die sie jubelnd begrüßenden Menschen zuzugehen. Lachend, freudig die Arme in die Höhe reckend, die einen mit stolz geschwellter Brust, manche aber auch eher etwas schüchtern, wenn auch nicht minder glücklich.

Das Leben feiern

Im wunderbar geschmückten Foyer dann der Empfang mit alkoholfreien Getränken, das mehr oder minder große „Hallo“ untereinander und das Ablichten mit Familienangehörigen vor der professionellen Fotowand. Bald jedoch ging es weiter in den großen, ebenfalls festlich hergerichteten und ausgeleuchteten Saal – „ich erkenne ihn kaum wieder“, so Keitel – mit den großen Tischen, an denen sich alle nach Lust und Laune verteilen und Platz nehmen durften. Passend zum Ereignis erschallten aus den Lautsprechern stimmungsvolle Titel wie „Viva la Vida“ von Coldplay oder auch mal ein Evergreen von Udo Lindenberg.

Schließlich war es an den drei Organisatoren, die vielen Gäste zu begrüßen und ein bisschen zu erzählen. Zum Beispiel, dass sie in den vergangenen Wochen ziemlich zitterten, weil mit Blick auf Corona niemand wusste, ob der Ball tatsächlich stattfinden dürfe, oder dass so manche unter den Gästen weilten, die schon beim ersten dabei gewesen sind. Besonders freuten sie sich, dass an diesem Abend wieder die Band Hörsturtz von den Oberurseler Werkstätten auftreten sollte: „Wir waren beim letzten Mal so begeistert, dass wir nicht mehr ohne euch feiern wollen.“ Und ganz nebenher verrieten sie dann auch noch, dass es seit September den „Light up e.V.“ gibt und somit das Ereignis auch zukünftig stattfinden wird: „Zu dritt hätten wir das in den nächsten Jahren nicht mehr umsetzen können.“

Aber es hieß auch in ganz unterschiedliche Richtungen „Danke“ sagen. Angefangen beim Social Media Team über viele weitere ehrenamtliche Unterstützer, bei Frank Maier – „ohne Dich hätten wir den Aufbau nicht geschafft!“ – beim gesamten Team des 10-Mühlen-Restaurants, dem sie lediglich den Wareneinsatz zu zahlen hätten, beim Bürgermeister, der mit Rat und Tat für sie da gewesen sei, bei den Johannitern, dem Foto- und Video-Team und vielen anderen.

Dann aber hieß es endlich tüchtig feiern – schließlich dauert es von nun an erneut eine ganze Weile, bis die „Goldstücke“ wieder den bisher bundesweit einzigen Ball für Menschen mit Beeinträchtigung  erleben können.