75 Jahre Grundgesetz und Gleichberechtigung

Buch, Lesung und Ausstellung zu einem spannenden Kapitel deutscher Geschichte

Die Autorin Deike Wichmann lebt in Eppstein, arbeitet in Hofheim und liest am 29. August in Hattersheim. - Foto: pit

27. August 2024

Eppstein/Hattersheim (pit). In ganz Deutschland wird durch die unterschiedlichsten Veranstaltungen der 75. Geburtstag des Grundgesetzes gefeiert. Die gebürtige Detmolderin Deike Wichmann, die heute in Eppstein lebt und als Pressereferentin bei der Stadt Hofheim arbeitet, hat sich in ihrem Roman „Die Unbeirrbaren“ explizit der Entstehung des darin enthaltenen Artikels 3, Absatz 2 gewidmet, der da lautet: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“, der 1992 den Zusatz bekam: „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“

Die Idee zu diesem Buch hatte Deike Wichmann bereits vor fünf Jahren: „Damals wurden 70 Jahre Grundgesetz gefeiert, die Zeitungen waren voll davon.“ Bei der Lektüre sei sie immer wieder auf den Namen der Juristin Elisabeth Selbert gestoßen, die den Artikel ausformulierte, und dachte sich, das sei „eine schöne Geschichte“.

Und so entführt sie in ihrem Roman in die Jahre 1948/1949, als Friederike Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel gemeinsam mit 61 Männern im Parlamentarischen Rat 1948 das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland erarbeiteten. Eben jene „Mütter des Grundgesetzes“, die 1949 wesentlich daran beteiligt waren, dass die Gleichstellung der Geschlechter ins Grundgesetz aufgenommen wurde.

Die Unbeirrbaren von Deike Wichmann, ISBN (EPUB): 9783841230546, ISBN (Taschenbuch): 9783746639550. – Cover: Aufbau-Verlage

Als Protagonistin wählte die Politologin, die im Nebenfach Geschichte und Germanistik studierte, mit Ilsa Klasing eine fiktive Person, die als Sekretärin für den Parlamentarischen Rat arbeitet und dabei Elisabeth Selbert kennenlernt, die ihr zur Freundin und Mentorin wird. Um die damalige Zeit und ihre Gesellschaft noch ein wenig besser darzustellen, kommen als Familie, Freunde und Bekannte noch weitere fiktive Personen hinzu, doch bei den am Grundgesetz Beteiligten hat sich die Historikerin durchgesetzt: „Da habe ich mich daran gehalten, das zu zitieren, was sie gesagt haben.“

Herausgekommen ist eine gelungene Mischung aus Blick auf die spannende Zeit der Entstehung der Bundesrepublik Deutschland als auch auf die damalige Gesellschaft, ihre Kritiker, ihre Macher – und auf jene Menschen, die unter diesen Gegebenheiten litten oder ihre Vorteile aus ihnen zogen. Eine sehr kurzweilige, sehr interessante Melange, die noch dazu gewürzt ist von einer Prise sehr feinen Humors.

„Hierfür habe ich viel recherchiert, war oft in der Nationalbibliothek und habe in dort archivierten Zeitungen gelesen – auch die Stellenanzeigen –, Sitzungsprotokolle und viel Sekundärliteratur herangezogen“, schildert Deike Wichmann, Pressereferentin der Stadt Hofheim. Allerdings: „Die Schauplätze konnte ich, mitten in Corona, nur von außen besichtigen.“ Und der zeitliche Aufwand? „Ein Jahr Recherche, ein Jahr schreiben, dann die Bewerbung an eine Agentur in Berlin und noch ein weiteres Jahr, bis das Buch gedruckt war.“

Erschienen ist es schließlich im Jahr 2022 und verkauft sich seither so gut, dass die Agentur bzw. der Verlag ein weiteres Werk von der Autorin veröffentlichen möchte. Also ist Deike Wichmann wieder mittendrin in den Recherchen, wofür sich die dreifache Mutter hin und wieder etwas Zeit „stehlen“ muss. Auch hier geht es um eine wahre Geschichte und um Frauen. Dieses Mal um Beschäftigte, die sich die gleiche Bezahlung wie ihre männlichen Kollegen erstritten: „Das Buch muss bis Weihnachten fertig sein, weil es ins Frühjahrsprogramm soll.“

Lesung bei Ausstellungseröffnung

Hattersheim (ut/pit). Am Donnerstag, 29. August 2024, öffnet das Hattersheimer Stadtmuseum nach der Sommerschließung wieder seine Türen für die Öffentlichkeit. Als Auftakt für die erste Sonderausstellung des Stadtmuseums „Die Mütter des Grundgesetzes“ liest die Deike Wichmann aus ihrem Roman „Die Unbeirrbaren“. Die Lesung beginnt um 19 Uhr, Einlass ist ab 18.30 Uhr. Lesung und Ausstellung finden im Rahmen des Projekts „Geist der Freiheit“ der KulturRegion FrankfurtRheinMain statt.

Die Sonderausstellung „Die Mütter des Grundgesetzes“ zeichnet auf 17 Tafeln das Leben und Wirken von Friederike Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel nach und würdigt deren politisches Engagement. Die Ausstellung ist ein Angebot des Helene Weber Kollegs und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Die Teilnahme an der Lesung sowie an der Eröffnung der Sonderausstellung ist kostenlos. Es wird jedoch um eine verbindliche Anmeldung im KulturCenter, Am Markt 7, 65795 Hattersheim am Main, gebeten. Diese kann gerne persönlich, per Mail an kartenservice@kulturforum.de oder telefonisch unter 06190 979156 erfolgen.

Die Sonderausstellung „Die Mütter des Grundgesetzes“ ist von 29. August bis einschließlich 19. September 2024 im Foyer des Hattersheimer Stadtmuseums während der Öffnungszeiten – Donnerstag und Sonntag, jeweils  von 10 bis 17 Uhr –  zu sehen.

Alle Informationen zu Öffnungszeiten, Anfahrt und viele weitere hilfreiche Hinweise rund um den Besuch im Stadtmuseum sind auf der Homepage der Stadt Hattersheim und auf Seite des Hattersheimer Geschichtsvereins zu finden.