Vorbereitung auf Herausforderungen der Zukunft

Stadt schafft Experimentierraum innerhalb der Verwaltung

Bürgermeister Patrick Kunkel und Projektleiterin Andrea Schüller im Eltviller Lernlabor, einem geschützten Experimentierraum innerhalb der Verwaltung. - Foto: Stadt Eltville

4. Februar 2024

Eltville am Rhein (ut). Die Stadt hat innerhalb der Verwaltung einen geschützten Raum geschaffen, in dem Abläufe und Prozesse auf den Prüfstand kommen. Einen Raum, der Platz bietet für neue Ideen, den ämterübergreifenden Austausch und die Verzahnung von Theorie und Praxis: Das Eltviller Lernlabor.

„Das Lernlabor, kurz Eltville.LAB, ist Zentrum und Beschleuniger des Umwandlungsprozesses innerhalb unserer Verwaltung“, erläutert Andrea Schüller, die als Stabsstelle für Kommunikation und Transformation die Verantwortung für das Lernlabor trägt. Um auf eine stetig und immer schneller sich verändernde Welt zu reagieren, müsse sich die Verwaltung ebenfalls wandeln und bewegen. Denn eine funktionierende Verwaltung bildet das Rückgrat der Demokratie.

„Die Digitalisierung etwa sollten wir als Chance für Verwaltungen begreifen, dem Fachkräftemangel zu begegnen“, so Schüller weiter. Arbeiten, die früher noch von einem Kollegen oder einer Kollegin erledigt wurden, sind längst automatisiert. Einfach auch deshalb, weil es nicht mehr genügend Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt für diese Tätigkeiten geben wird. „Verändern müssen sich die Verwaltungen aber auch, weil sich das Anspruchsdenken und das Verhalten der Bürgerschaft in den letzten Jahren massiv gewandelt haben“, erklärt Andrea Schüller.

Das Lernlabor dient dabei als äußerer Rahmen für einen Transformationsprozess in den Köpfen der Bediensteten, der letztlich zu veränderten Arbeitsabläufen führt. „Wir wollen den Veränderungsprozess von innen heraus entwickeln, innerhalb der Organisation, um einen größtmöglichen Erfolg zu erzielen“, betont die Projektleiterin. „Wirken nämlich diejenigen, die später von dem optimierten Verfahren profitieren sollen, von Anfang an an der Umwandlung mit“, ist Andrea Schüller überzeugt, „fällt allen die Umstellung leichter und wir produzieren weniger Fehler.“

„Das Eltville.LAB entstand aus der Idee heraus, einen Ort für Studierende, Forschende und Kreative zu schaffen, an dem gemeinsam mit Patinnen und Paten aus der Stadtverwaltung theoretische Ansätze und Impulse in die Praxis umgesetzt und ausprobiert werden können“, erklärt Bürgermeister Patrick Kunkel. Verschiedene Projekte oder Abschlussarbeiten von Studierenden wie Aktionstage auf einem Parkplatz, der in eine grüne Oase verwandelt werden soll, eine Verkehrszählung in einer vielbefahrenen Straße mitten in der Altstadt sowie ein Kommunikationskonzept wurden bereits im Lernlabor von Studierenden erarbeitet.

Zu den Kooperationspartnern zählen die benachbarte Hochschule Geisenheim, die Hochschule Darmstadt und die University of Applied Sciences (UAS) in Frankfurt am Main. Hierzu bekommen die Studierenden immer eine Ansprechperson aus der Verwaltung an die Hand, die konkrete Einblicke in die Verwaltungsarbeit gibt. Zudem werden nur Themen betrachtet, die auch auf die Stadt Eltville einzahlen.

Verwaltungsinterne Nutzung

„Nun gehen wir mit dem Lernlabor noch diesen einen Schritt weiter“, erklärt der Rathauschef, „indem wir das LAB für uns selbst nutzen. Wir wollen losgelöst von unseren täglichen Aufgaben, unsere Arbeitsabläufe reflektieren oder zusammenkommen, wenn die ämterübergreifende Zusammenarbeit knirscht und fachbereichsintern Abläufe optimiert werden müssen.“ In einem moderierten Prozess können so – gemeinsam, respektvoll und auf Augenhöhe – kreative Lösungen erarbeitet werden.

Den Startschuss für die interne Nutzung des Lernlabors hat ein Workshop für die Nachwuchskräfte der Stadtverwaltung gegeben. Dabei beschäftigten sich die jungen Mitarbeitenden mit der Frage, wie sie sich ihren Arbeitsplatz der Zukunft wünschen. „Um unsere Verwaltung für die Zukunft aufzustellen und junge Menschen für uns zu gewinnen oder bei uns zu halten, müssen wir als Arbeitgeber attraktive Angebote schaffen“, weiß Bürgermeister Kunkel, „das LAB selbst ist ein solches neues Angebot und gleichzeitig auch der Ort, an dem Ideen für neue attraktive Angebote entstehen können.“