Einfach klasse! - Das Schön hier Festival macht seinem Namen alle Ehre

Von Petra Pfeifer, 19. September 2022

Eltville. Vom Rheingauer Kulturnetzwerk ins Leben gerufen, konnte das „Schön hier Festival“ 2019 zum ersten Mal in Geisenheim durchgeführt werden. Danach war wegen der Pandemie erst einmal Zwangspause angesagt. Um so schöner, dass es nun wieder stattfand. In diesem Jahr waren diverse Locations der Rosenstadt Eltville für zwei Tage Schauplatz vollkommen unterschiedlicher Kulturhäppchen. Denn das ist das erklärte Ziel dieses Festivals: Zu zeigen, wie facettenreich der Rheingau ist.

So sagte auch Bürgermeister Patrick Kunkel bei seiner Begrüßung im Hof der Kurfürstlichen Burg: „Mit dem Festival zeigen wir, was die Region kann, was sie bewegen und berühren kann, was uns Freude bringt.“ Das „Wahnsinns-Programm“ selbst sei einerseits dem engagierten Organisations-Team zu verdanken, und andererseits dem guten Draht zu den Sponsoren. Stadtverordnetenvorsteher Ingo Schon bekräftigte: „Das ist eine tolle Sache!“

Tatsächlich war es beachtlich, was die Organisatoren unter dem Motto „Bitte einmal von Allem“ an abwechslungsreichen Programmpunkten für Groß und Klein zusammengestellt hatten. Nicht nur Musik- und Malerei-Liebhaber kamen auf ihre Kosten, sondern auch Anhänger:innen der bildenden und darstellenden Kunst, Comedy, Mundart und weiterer Kulturrichtungen. Los ging es zunächst mal mit Musik. Zwei Vertreterinnen der Opernakademie Schwalbach sangen Arien: Lisa Putz aus „Die Christel von der Post“ und Katrina Taynara aus „Die Fledermaus“ – damit war das Festival eröffnet und die Besucher konnten auf Entdeckungsreise gehen.

Künstler auf der Burg

Zum Beispiel direkt nebenan im Burgsaal, hatten Eltviller Hobbykünstler:innen ihre Schätze ausgestellt. Unter ihnen Ursula Richter, deren Herz an Küchenstilleben hängt. „Das ist mit Ölfarbe bemaltes gepresstes Holz“, erläuterte sie und verriet auch gern, wie es zu ihrem grünen Raubtier gekommen ist: „Durch Corona habe ich das Grün der Natur ganz anders wahrgenommen und so ist dieser Jaguar entstanden.“ Ein anderes Bild wiederum zeigte ihre Version des „Gestiefelten Katers“ in der heutigen Zeit.

Recycling wiederum hat sich Helga Kraft bei ihren Design-Objekten auf die Fahne geschrieben. Vor allem viel Schmuck aus Nespresso-Kapseln hat sie angefertigt. Aber zum Einsatz kommen hin und wieder auch ein abgelagerter Fahrradschlauch, edle Stoffreste oder Glasstücke, die am Rheinufer angespült wurden: „Das ist echtes Eltviller Rheinglas.“

Im Burghof selbst stellten Bärbel Laquai ihre „Bunte Welt in Licht und Farben“ zur Schau und nebenan waren Arbeiten von István Szász zu sehen. Kunstmalerin Margit Pendelin zeigte sich neugierig. Sie wollte von den Betrachtern ihrer Bilder gerne wissen, welches ihnen am besten gefällt, und sie freute sich über die unterschiedlichen Begründungen. Zum Flanieren lud die originelle Skulpturen-Ausstellung von Martina Hesse im Rosengarten der Burg ein, der als „Bühne“ wie geschaffen für ihre Werke war.

Neun Bühnen

Und über allem schwebten Musik-Klänge. Um den Darbietungen im Jugendpark der Kulturen zu lauschen, luden zum Verweilen nicht allein, die dort aufgestellten Bänke ein. Der benachbarte Garten des Gelben Hauses erwies sich hierfür ebenfalls wie geschaffen, um beispielsweise Luis & Mathis bei „I’m on my way“ und anderen prima interpretierten Pop-Songs zuzuhören.

Die Bühne im Zwinger wiederum eröffnete die Band „Stilbruch Extra“, zu deren Rock- und Pop-Repertoire unter anderem Lieder von Annett Louisan gehören. Die jeweiligen Acts waren jeweils auf eine Stunde begrenzt, so dass hier und auf den anderen Bühnen möglichst viele Künstler zum Zuge kamen. So konnten die Gäste bei einem guten Tropfen Wein oder einem erfrischenden Bier am gesamten Wochenende hier insgesamt acht Konzerte genießen.

Einbezogen war auch das Rosenbad, so dass auch Badegäste mit Ausschnitten aus dem Festival versorgt wurden. Für die Veranstaltungsstätte „Über den Dächern von Eltville“ hatte Ulrich Bachmann – auch für die Bespielung des Kurfürstensaals war er mit verantwortlich – ebenfalls sorgfältig ausgewählte und abwechslungsreiche Programmpunkte zusammengestellt. Los ging es mit Klavier und Gesang von „Die S. & der Herr Kühn“, es folgten Frank & Franz mit Folk an Akkordeon und Mundharmonika. Dazu gehörten zum Beispiel Bob Dylan-Songs in der Übersetzung von Wolfgang Ambros und André Heller oder eine eigene Interpretation des Titels „Wonderful Tonight“ von Eric Clapton – „das heißt bei uns Anette, weil die sich das immer wünscht“.

Im Kurfürstensaal unterhielt neben anderen Auftretenden der Theaterverein Bühnenfieber sein Publikum mit Sketchen, unter anderem von Monty Python, bevor die „Große Gitarrennacht“ mit Yuliya Lonskaya, Lulo Reinhardt und Daniel Stelter für viel Begeisterung sorgten. Im Zwinger herrscht gute Stimmung mit Jammin‘ Cool , im Rosenhof spielt Take it Easy und im Weingut H.J. Ernst trat zeitgleich The G Notes auf.

Der zweite Tag

Ebenso abwechslungsreich gestaltete sich der zweite Festival-Tag. Auch das Weingut Baron Knypahusen gehörte zu den Spielstätten und dort gab es mit Funky Frank, Sheep Emely und Two and a Box nicht nur musikalische Leckerbissen, sondern mit den versammelten Oldtimern auf dem Gelände auch optischen Genuss für Liebhaber:innen in die Jahre gekommener Automobile. Wer sich im Weinhaus Krone niedergelassen hatte, konnte hier zunächst Josbert Music, dann Joachim Strauße – beide mit Gitarre und Gesang – und die Solicitors erleben. Spannungsreich gestaltete sich auch der Vormittag in „Über den Dächern von Eltville“. Zunächst erzählte Ketlin Wünschestein Märchen für Kinder und Erwachsene und anschließend ging der Staffelstab an Kathrin Sonza-Reorda über, die nicht allein Rosenmärchen für Erwachsene mitgebracht hatte, sondern auch diverse Chansons gekonnt interpretierte. Begleitet wurde sie hierbei von Ketlin Wünschestein am Piano.

Für die ganz jungen Besucher lockte darüber hinaus der Spielepark „Phantasiothek“ für viel Spaß und Spannung. Zum Beispiel mit dem Märchenerzähler Micha, der mit Rattini, der „tollsten und bescheidensten Ratte der Welt“ zum Mitmachtheater einlud. Eine Einladung, der sich die hier versammelten Kinder nicht entziehen konnten und wollten.

Somit hat das „Schön hier Festival“ in Eltville seinem Namen alle Ehre gemacht. In 23 Locations, auf neun Bühnen gab es 51 Auftritte von 171 Musiker:innen, dazu kamen insgesamt 49 bildende Künstler:innen. Und so konnten sich die Besucher:innen ganz nach eigenem Geschmack ihr Programm zusammenstellen, Neues entdecken und auf diese Weise so manche unvergessliche Stunde am Rhein verbringen. Welche Kommune des Rheingaus die nächste Gastgeberin sein wird, steht heute noch nicht fest. Wer jedoch auf dem Laufenden bleiben möchte schaut hier ab und zu  vorbei: