Ein „Bürgerdenkmal“ zum 400-jährigen Jubiläum

V.l.n.r.: Galerist Michael Blaszczyk, Landrat Ulrich Krebs, Oberbürgermeister Alexander Hetjes, Künstler Georg Hüter und Gregor Maier, Kulturbeauftragter des Kreises und Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg.

3. Dezember 2022

Bad Homburg (pit/ut). Überaus vielfältig waren die Veranstaltungen in den vergangenen Monaten rund um das Jubiläum „400 Jahre Landgrafschaft Hessen-Homburg“. Es gab einen Festakt, Ausstellungen, Vorträge, Exkursionen, Konzerte und, und, und. Irgendwann im Laufe der Zeit stellte sich Galerist Michael Blaszczyk die Frage: „Was bleibt von all dem Gedenken?“ Diese und die Frage, ob es möglich ist, 400 Jahren Stadtgeschichte eine gültige, moderne Form zu geben, erläuterte er mit dem Seligenstädter Bildhauer Georg Hüter.

Den vielen Gesprächen folgte das Schaffen von kleinen Skulpturen und eines Tages meinte Hüter: „Ich mach das mal.“ Der 74-jährige Künstler, der sich für seine Arbeiten vielfach von Geschichte und Literatur inspirieren lässt, hat in der Folge aus eigenem Antrieb eine Großskulptur zum 400-jährigen Gründungsjubiläum der Landgrafschaft Hessen-Homburg geschaffen. Die dreiteilige Skulpturengruppe aus Basalt lädt zum Nachdenken über die Geschichte ein und lässt dem Betrachter Spielräume für eigene Interpretationen jenseits der behaupteten Eindeutigkeit klassischer Denkmalkultur. Somit kein hierarchisches Denkmal, sondern ein bürgerlich-demokratisches.

Die Galerie Michael Blaszczyk wiederum hat die Initiative ergriffen, die finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass dieses Hessen-Homburg-Denkmal als bleibendes Erinnerungszeichen aus dem Jubiläumsjahr 2022 einen Platz in der Stadt Bad Homburg finden kann. Die notwendigen finanziellen Mittel für den Ankauf der Skulptur will die Galerie Blaszczyk durch die Gewinnung von Mäzenen, Spendern und Sponsoren aufbringen. „Es ist uns wichtig, dass dieses Denkmal als echtes Bürgerdenkmal von möglichst vielen Schultern getragen wird“, betont Galerist Michael Blaszczyk. Als solche sind in Bad Homburg auch schon Hölderlin-Denkmal und Landgrafensäule entstanden.

Der Verein für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg vor der Höhe begrüßt diese Initiative. „Die Skulptur von Georg Hüter reiht sich ein und bildet zugleich einen Kontrapunkt zur bestehenden Denkmal-Landschaft in Bad Homburg. Sie setzt einen neuen, modernen Akzent in der Vergegenwärtigung von Geschichte“, betont Gregor Maier, der Vorsitzende des Vereins.

Auch Oberbürgermeister Alexander Hetjes meint: „Die Idee einer Erinnerung in haptischer Form ist sehr charmant.“ Mit der Arbeit von Georg Hüter werde zugleich das unlängst von der Stadt Bad Homburg beschlossene Konzept des Skulpturenbandes in die Tat umgesetzt. „Ein Kunstwerk mit Bezug zu unserer Stadtgeschichte, noch dazu finanziert und ermöglicht durch bürgerschaftliches Engagement – einen besseren Start für die Realisierung unseres Skulpturenbandes hätten wir uns kaum vorstellen können“, freut sich Oberbürgermeister Alexander W. Hetjes. Es werde 2023 ein angemessener Standort eruiert.

Landrat Ulrich Krebs ergänzt: „Es ist in Zeiten angespannter öffentlicher Haushalte und großer Verunsicherung ein mutmachendes Zeichen, wenn Kunst und Kultur aus der Mitte unserer Gesellschaft heraus ermöglicht und getragen werden.“ Auch von Seiten des Landratsamtes werde sich bemüht, eine Tranche zu übernehmen. Und da an die ersten drei „Investoren“ die drei Modell-Variationen gehen sowie an die ersten zwölf die Skulpturen-Gemälde (Öl auf Bütten) von Georg Hüter, durfte Ulrich Krebs sogleich seine Wahl treffen – sowohl bei dem einen als auch bei dem anderen.

Auf die Zahl der Gemälde ist auch der vorgesehene Stifterkreis begrenzt. Da die Skulptur 180.000 Euro kostet, sind jeweils 15.000 Euro aufzuwenden: „Hierfür können wir auch eine Spendenbescheinigung ausstellen“, so Michael Blaszczyk. Damit könnte der Aufwand jeweils halbiert werden. Nun hoffen Geschichtsverein, Galerie, Stadt und Kreis gemeinsam, dass sich viele Menschen von der Aura des Kunstwerkes begeistern lassen.  

Interessenten können sich bis zum 10. Dezember und erneut vom 10. Januar bis 11. Februar in der Galerie Blaszczyk einen Eindruck von den Arbeiten Georg Hüters und von seinem „Hessen-Homburg-Monument“ verschaffen. Kontakt: Galerie Michael Blaszczyk, Ludwigstraße 3 (Kurhaus), Bad Homburg v. d. Höhe, Telefon 06172 29398.

Zum Künstler

Georg Hüter, 1948 in Seligenstadt geboren, absolvierte nach seiner Steinbildhauerlehre beim Wiederaufbau des Schlosses Johannisburg in Aschaffenburg die Meisterprüfung. 1973-1978 studierte er Bildhauerei bei Michael Croissant an der Städelschule Frankfurt.

Seit 1976 zeigt er regelmäßig Ausstellungen seiner Werke im In- und Ausland, unter anderem in Italien, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz und Großbritannien. Neben seiner Atelierarbeit hatte er Lehraufträge inne an der Technischen Universität Braunschweig, der Hochschule Hildesheim und der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Von 1989–1999 war er Leiter der Fachschule für Steinbildhauer in Aschaffenburg.

Zahlreiche seiner Werke finden sich in öffentlichen Sammlungen bzw. im öffentlichen Raum, etwa in Aschaffenburg, Frankfurt am Main, Marburg und Würzburg. Zu seinem aktuellen Projekt „Monument Hessen-Homburg 1622 2022“ ist ein Katalog der Galerie Blaszczyk erschienen, in dem der Kunsthistoriker Dr. Friedhelm Häring seine Arbeit als „Zeugnis bürgerlichen Selbstbewusstseins“ würdigt.

Auszüge aus dem Katalog

Der vorläufige Lageplan des Skulpturenbandes. - Grafik: Stadt Bad Homburg/Götte Landschaftsarchitekten GmbH