Endlich wieder Winter-Makkabiade

Die Bad Homburgerin Michal Nassi holt mit ihrem Team Silber im Eisstockschießen

Michal Nassi (rechts) und ihr Team holen Silber im Eisstockschießen.

Von Petra Pfeifer, 14. Januar 2023

Bad Homburg. Eigentlich sind die Winter-Makkabiaden eine alte Tradition, denn sowohl im Jahr 1933 als auch 1936 wurden sie von der 1921 gegründeten Makkabi-Weltunion ausgerichtet. Doch aufgrund der politischen Lage in Europa war ihre Fortsetzung im Jahr 1939 undenkbar geworden. Nun aber sind sie nach über 85 Jahren wieder auferstanden. Vom 2. bis zum 9. Januar trafen sich rund 350 Teilnehmer:innen aus aller Welt im bayerischen Ruhpolding, um sich in sieben Sportarten und 16 Disziplinen miteinander zu messen. Mit dabei 100 freiwillige Helfer:innen, unter ihnen Michal Nassi, die in Bad Homburg lebt und arbeitet – die einzige Teilnehmerin, die aus dem Taunus stammt.

„Es war einfach toll und die eine Woche war definitiv zu kurz“, verrät sie gleich zu Anfang unseres Gesprächs. Noch immer steht sie unter dem Eindruck dieses offensichtlich rundum gelungenen Ereignisses, in dem eine „familiäre und freundschaftliche, aber auch ambitionierte“ Atmosphäre geherrscht habe. Und eigentlich war Michal Nassi ja gar nicht nach Ruhpolding gereist, um sportlich mitzuwirken, sondern als eine der beiden Betreuerinnen vom Medical Team. Vor Ort allerdings wurde allen Helfern angeboten, ebenfalls in einer frei zu wählenden Disziplin anzutreten: „Das wurde sehr locker gehandhabt.“ Die Bad Homburgerin entschied sich im Team Eisstockschießen mitzumachen, einer Sportart, die sie zunächst noch lernen musste, denn eigentlich ist sie im Tischtennis und Crossfit „zu Hause“.

Und so gab es eine 30-minütige Einführung für das Team, das aus lauter Anfängern bestand. Sieben Mannschaften zu je vier Personen seien schlussendlich gegeneinander angetreten, die zum Beispiel aus der Ukraine, den Vereinigten Staaten, Israel und halt Deutschland stammten: „Zwei von ihnen hatten sich spontan gebildet und die anderen waren extra angereist.“ Und siehe da: das Team, in dem Michal Nassi spielte und sich den verheißungsvollen Namen „Ha’Koach“ (hebr.: Stärke) gegeben hatte, holte zu guter Letzt am Ende des Wettkampfs die Silbermedaille!

Bei allem sportlichen Ehrgeiz, der bei Makkabi stets im Vordergrund steht, kommen Spaß und Gemeinschaft nie zu kurz. „Makkabi ist immer schön!“, freut sich Michal Nassi rückblickend über so manche Großveranstaltung, an der sie schon teilgenommen hat. Zu denen gehörte unter anderen auch die Maccabiah – die olympischen Sommerspiele der Makkabäer – in Israel im vergangenen Jahr: „Man sieht immer wieder Gesichter aus der Kindheit, kann Bekanntschaften wiederbeleben oder vertiefen, neue Leute kennenlernen – und es ist darüber hinaus sehr schön, das jüdische Leben wieder in der Gemeinschaft zu leben.“ Zum Gemeinschaftsgefühl hätten außerdem diverse Partys beigetragen und von Vorteil sei obendrein gewesen, dass fast alle Teilnehmer im gleichen Hotel untergebracht waren.

Ein Gemeinschaftsgefühl, das offenbar auch auf Menschen übergeht, die Makkabi noch nicht kennen: „Eine der Helferinnen stammte aus Ruhpolding selbst und interessierte sich sehr für unsere Bräuche, die ihr alle fremd waren.“ Diese junge Frau habe im Anschluss verraten, dass sie sich sehr nett aufgenommen fühlte und schließlich ebenfalls als Teil der Gemeinschaft betrachtete.

Eines freut Michal Nassi außerdem: „Als Medical hatte ich zum Glück nicht viel zu tun.“ Lediglich ein Sportler habe sich ernsthaft verletzt, sich einen Arm ausgekugelt und mehrfach gebrochen. Ein anderer habe sich nur erkältet. Und ansonsten: „Das Wetter war frühlingshaft, das Organisationsteam hat eine super Arbeit gemacht und daher konnten in Kitzbühel alle Sportarten durchgeführt werden, für die es tatsächlich Schnee braucht.“ Die Makkabäer seien einfach „Meister im Improvisieren“. – Fotos: Privat

Impressionen von den Makkabi Deutschland Winter Games