„Wild von Otto“
Jägerin aus Leidenschaft eröffnet Wildlädchen
Von Petra Pfeifer, 20. September 2024
Bad Homburg. Geht oder fährt man die stark frequentierte Höhenstraße entlang, so lässt sich kaum erahnen, welch ein Idyll sich hinter so manchen Fassaden verbirgt. Zum Beispiel hinter der des Gebäudes mit der Hausnummer 26. Nur einen Schritt hinter dem Hoftor wähnt sich der Besucher schon gar nicht mehr im Zentrum Bad Homburgs. Zahlreiche Blumentöpfe und Anpflanzungen auf dem weitläufigen Hof lassen eine geruhsame mediterrane Atmosphäre entstehen – und doch: ganz allmählich hat seit dem 1. August hier ein kleines, geschäftiges Treiben begonnen.
Denn hier entstand in den vergangenen Wochen ein ganz besonderes und in der Region vermutlich einzigartiges Unternehmen, dessen Eröffnung am Samstag, 21. September, stattfindet. Sein verheißungsvoller Name lautet „Wild von Otto“; ins Leben gerufen hat es die Bad Homburgerin Marie Antonia Otto und wie der Name bereits verrät, wird sie hier künftig Fleisch von Rotwild, Wildschwein und Rehwild sowie Produkte daraus anbieten.
Gerne berichtet BWLerin und Agrarökonomin Antonia Otto, wie es dazu kam: „Ich war lange Zeit in Führungspositionen in der Lebensmittelbranche tätig, zuletzt hatte ich die Einkaufsleitung bei der Hessischen Landesbahn inne.“ Doch schon seit vielen Monaten merkte sie, dass sie etwas ändern müsse, dass sie selbst Produkte verkaufen möchte, die sie begeistern: „Wenn man Dinge tun möchte, muss man sie tun.“
Hinzu kommt, dass Antonia Otto seit zehn Jahren zur Jagd geht. Auf diese Weise erhält sie für sich sowie Restaurants, die sie beliefert, ein Produkt, das für sie die wichtigsten Standards enthält: „Es ist natürlich, nachhaltig und regional – und im Grunde geht auch nicht mehr an Bio, doch Wild kann nicht zertifiziert werden.“ Alles in allem also ein Fleisch, das sie begeistert – und diese Begeisterung möchte sie teilen.
Also entschloss sich Antonia Otto mit ihrem „Wildlädchen“ in die Fußstapfen ihrer Urgroßmutter und Großmutter zu treten, die einst direkt an der Straße einen Tante-Emma-Laden betrieben. Dass in diesem Projekt neben der Begeisterung auch jede Menge Herzblut steckt, ist ihr unschwer anzumerken. „Das ist ein gesundes, regionales Lebensmittel, das in seinem Lebensraum aufwächst und direkt verarbeitet wird.“ Ein Punkt, der ihr sehr wichtig ist, denn „es gibt im Einzelhandel viel Wildfleisch, das nicht regional ist“.
Ein weiterer Punkt, der ihr wichtig ist, ist die Sicherheit, dass das Fleisch eines jeden erlegten Tieres komplett verwendet wird: „Es ist ein wertvolles Lebensmittel, doch klar, es gibt immer etwas, das man nicht mag, aber das kann zum Beispiel ins Hundefutter gegeben werden.“
Doch nicht allein Fleisch wird sie im Sortiment haben, sondern auch daraus hergestellte Produkte, wie zum Beispiel Wildschweinbratwurst: „Da ist nur das drin, was ich auch essen will.“ Es sei ein sehr mageres Fleisch, das mit etwas Bauchspeck, Salz, Pfeffer, Muskat und Knoblauch gewürzt wird. Aber auch mit ihren Rotwildknackern, die als Snack oder im Wasserbad warm gemacht genossen werden, hat sie bereits auf dem Bad Homburger Weihnachtsmarkt viele Fans gefunden. Für die Herstellung solcher Produkte sorgen Metzgermeister aus dem Umkreis: „Sie machen ein tolles Handwerk!“
Rezepte, Tipps und Beilagen
Aber es wird auch Zubereitungstipps von ihr geben, um „schlechte Erinnerungen wie das Einlegen in Buttermilch zu löschen“. Zum Beispiel, dass man das Fleisch nach dem scharfen Anbraten erst einmal ruhen lassen sollte, bevor es angeschnitten wird. Oder wie man ein Vitello Tonnato mit dem Fleisch von Rotwild zubereitet: „Das Rezept kommt aus dem Piemont.“ Darüber hinaus auch Rezepte für Rotwild-Lasagne und entsprechende Frikadellen.
„Man kann daraus so viel machen, doch man muss wissen wie“, so Antonia Otto. Lange Garzeiten bei Niedertemperatur seien optimal und grundsätzlich: „Man kann es verwenden, wie anderes Fleisch auch.“ Zur Ergänzung wird sie regionale Spezialitäten im Sortiment haben, die zu den Gerichten passen. Dazu gehören unter anderem das Urgetreide „Emmer“ und Dinkel-Vollkornnudeln.
Selbstverständlich ist nicht immer Jagdsaison und es gibt nicht jedes Wild zu jeder Zeit, wie beispielsweise den Maibock: „Ich arbeite sehr viel mit Einfrieren, weil dadurch die Qualität nicht verringert wird.“ Zwar geht die 38-Jährige etwa ein Mal pro Woche auf die Jagd, doch sie hat auch Unterstützung: „Ich arbeite mit Forstbetrieben und Berufsjägern zusammen.“
Mit einem Blick über den Hof, der schließlich an dem Gebäude hängen bleibt, in dem ihre Großmutter und ihre Urgroßmutter einst wirkten, fügt sie nachdenklich an: „Sie wären bestimmt stolz auf mich.“
Öffnungszeiten und Kontaktdaten
Geöffnet ist „Wild von Otto“ jeweils freitags von 16 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr sowie nach Vereinbarung. Die Kontaktdaten lauten: Wild von Otto, Höhestraße 26, 61348 Bad Homburg, Telefon: +49 151 64419636, Mail: wildvonotto@gmail.com, Web: https://wildvonotto.de/, Instagram: https://www.instagram.com/wildvonotto/