Verena Nitzling erprobt innovative Projekte mit Familien

 Von Petra Pfeifer, 3. Mai 2023

Bad Homburg. Seit gut einem halben Jahr ist Verena Nitzling nun als Gemeindereferentin in der Pfarrei St. Marien in Bad Homburg aktiv. Auf der Projektstelle einer dynamischen Stelle ist sie zuständig für die Erprobung innovativer Projekte mit Familien. „Mit dieser Aufgabe bin ich losgelöst vom Pfarreialltag und habe ausschließlich Zeit für Kirchenentwicklung“, so Verena Nitzling. Somit probiert sie selbst etwas aus, „von dem vor Corona niemand in meinem Umfeld gedacht hätte, dass ich jemals in diese Richtung gehen würde“. In den 14 Jahren zuvor, in denen sie in Frankfurt als Gemeindereferentin tätig war, sei ihr Alltag organisiert und strukturiert abgelaufen. Ein Ablauf, der ihrem Wesen sehr nahe gekommen sei. Doch: „Durch Corona habe ich gelernt in den Tag hinein zu leben.“ Kein Tag sei wie der andere, nichts sei mehr planbar gewesen.

Und so befindet sich Verena Nitzling derzeit in einer Phase des Schauens, Wahrnehmens und Vernetzens: „Multiplikatoren müssen wissen, was ich mache“. Zum Beispiel nahm sie bereits an einem Treffen mit den städtischen Kita-Leitungen teil und: „In der App ‚Stramplerbande‘ werde ich künftig die Aktionen einstellen, die ich durchführe.“ Auch auf Spielplätzen und im Bereich Innenstadt ist sie viel unterwegs, hat Kontakt zu den hiesigen Kinderärzten aufgenommen. Nachrangig ist bei ihrer Tätigkeit die Frage des Glaubens. Sie selbst bringe ihre Haltung mit, der Glaube könne im zweiten Schritt sichtbar werden: „Es geht in allererster Linie um die Familien, ihre Bedarfe und die Chance, innovative zu gestalten.“

Offenbar eine recht große Herausforderung, denn es sei schwierig, die Menschen zu erreichen. Das machte ihr der erste Ansatz deutlich, bei dem sie Flyer in Briefkästen im Gartenfeld verteilte, mittels derer sie zu erfahren versuchte, was die Menschen für ein glückliches, zufriedenes Leben benötigten. Die Resonanz sei mau gewesen, obwohl es doch so viel gebe, was im Gartenfeld fehlt: Spielplätze zum Beispiel oder eine Apotheke.

Doch das Verständnis von Verena Nitzling ist groß: „Es gibt so viel hier, wo man sich in Bad Homburg engagieren kann. In jedem Stadtteil gibt es ein Familienzentrum.“ Außerdem sieht sie auch die Grenzen der Möglichkeiten der Familien: „Man möchte neben dem Job auch Zeit für Partner, eigene Freunde oder die Kinder haben.“ Trotzdem ist ihr Engagement ungebrochen.

Daher konnte sie vor wenigen Wochen „ihr“ erstes Projekt realisieren, das, bei entsprechender Pflege, sogar in den kommenden Monaten Früchte tragen wird: Den Aufbau von Hochbeeten rund um die Familienkirche Herz Jesu im Gartenfeld. Finanziell und tatkräftig unterstützt wurde sie hierbei übrigens vom Sozialraumbüro Gartenfeld und Berliner Siedlung des Caritasverbandes für den Bezirk Hochtaunus, das von Heike Krines geleitet wird.

Im Vorfeld habe sie 800 Flyer verteilt, auf die kaum jemand antwortete. Dann die zarte Rückfrage, ob man auch mitmachen dürfe, wenn man nicht zur Kirche gehöre. Nachdem Verena Nitzling versicherte, dass dies keine Rolle spiele, freute sie sich über die Teilnahme von vier Familien und zwei Damen, die sich zunächst dem Aufbau von insgesamt acht Hochbeeten widmeten. Nach dem Auskleiden der Innenwände mit wasserfester Folie ging es ans mehrschichtige Befüllen durch unterschiedliche Materialien: Grobes Material, Pflanzenreste, Kompost und schließlich Garten- oder Pflanzerde. „Hier gilt ein großes Dankeschön Albert Müller von der Vogelsang GmbH, der die ersten drei Schichten für unser Projekt beschaffte und hierher brachte“, freut sich Verena Nitzling.

In einer Folge-Aktion konnte jede Partei „ihr“ Beet besäen bzw. bepflanzen. Da blickt der achtjährige Justus gerne schon mal voraus: „Ich freue mich abends zum Naschen zu kommen. Hoffentlich klaut niemand unsere Erdbeeren.“ Auch Eleonore zeigt sich dankbar für das Engagement von Verena Nitzling: „Ich wollte schon immer gerne gärtnern. Ich suchte nach einer neuen Aufgabe, jetzt wo ich Rentnerin bin.“ Sie will Tomaten und Kräuter hegen und pflegen. Verena Nitzling: „Das ist eine tolle Gemeinschaft voller Hilfsbereitschaft und Dankbarkeit.“ Sie ist sicher: „Da wird viel wachsen, nicht nur Obst und Gemüse, auch Vertrauen und Austausch.“

Heike Krines hat übrigens die Nachbarschaftswerkstatt ins Leben gerufen, bei der wiederum Verena Nitzling kooperiert. Hierbei geht es unter anderem um fehlende kulturelle Veranstaltungen und Spielplätze, mangelnde Infrastruktur und Müllprobleme. Wer Interesse hat, an dem einen oder anderen Projekt mitzuwirken, kann sich mit ihr unter Telefon 0157 75237770 oder per Mail an v.nitzling@badhomburg.bistumlimburg.de in Verbindung setzen. Und wer möchte, kann ihr auf diesem Weg auch gerne noch Antworten auf ihre Frage „Was braucht ihr, liebe Familien, für ein glückliches und zufriedenes Familienleben vor Ort?“ senden.