„Die Helfer bei Kindernotfalleinsätzen dienen als psychische Stütze“

500 Rettungsteddys treten ihren Dienst an – Bärchen Fluffi ist einer von ihnen

 Von Petra Pfeifer, 4. April 2022

Bad Homburg. Sie sind hell oder mittelbraun, haben weiße Füße, eine weiße Nase sowie schwarze Knopfaugen und ihre „Mannschaft“ zählt aktuell über 500 Mitglieder. Und obwohl jeder von ihnen allein arbeitet, ist ihnen allen gemeinsam, dass sie nur ein Ziel vor Augen hat: Dem Kind zu helfen, dem er im Falle eines Unfalls oder in einer anderen Notsituation in die Hände gelegt wird. Die Rede ist von den Rettungsteddys, die nun von AKIK – Aktionskomitee Kind im Krankenhaus Frankfurt / Rhein-Main e. V. mit Unterstützung der STIFTUNG GIERSCH an die Feuerwehr und Rettungsdienste im Hochtaunuskreis übergeben wurden.

Gekommen sind zu der kleinen Feier in der Fahrzeughalle der Feuerwehr in der Dietigheimer Straße Senatorin e. h. Karin Giersch, sie ist Kuratoriumsmitglied der finanzierenden Stiftung Giersch und seit Beginn des AKIK Rettungsteddy® Projekts im Jahr 2012 dessen Schirmherrin, Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Dr. Oliver Jedynak, Branddirektor Daniel Guischard, Kreisbrandinspektor Carsten Lauer sowie Vertreter:innen des DRK und des Malteser Hilfsdienst – darüber hinaus selbstverständlich Karin Schmidt, Vorsitzende von AKIK, sowie drei ihrer Kolleginnen und natürlich einige Kinder und außerdem Mitglieder der Bad Homburger Feuerwache.

„Der Teddy wirkt positiv über den Moment der angstbesetzten Situation hinaus.“

„Der Rettungsteddy dient dem Kind als psychische Stütze und erleichtert so den Einsatz auch für die Sanitäter. Bei weniger akuten Notfällen können die Rettungsassistenten zunächst am Teddy zeigen, wie ein Verband angelegt oder eine Spritze gegeben wird“, erläutert Karin Schmidt den Einsatzbereich der kuschligen Bärchen. Im Folgenden zitiert sie Dr. Anke Hilpisch, Oberärztin der Klinik für Kinderchirurgie am Klinikum Frankfurt Höchst: „Er gibt dem Kind in der bedrohlichen und angstbesetzten Situation Halt und Sicherheit, unterstützt Eltern und Rettungskräfte bei der Betreuung der kleinen Patienten und wirkt noch positiv über den Moment hinaus, da die Kinder den Teddy behalten dürfen. Wir als Klinik ‚am Ende der Rettungskette‘ spüren diesen positiven Effekt tagtäglich und sind dankbar und froh über die daraus resultierende gute ‚Vorbereitung‘ unserer kleinen Schutzbefohlenen.“

Dr. Oliver Jedynak versichert: „Ich freue mich schon seit längerer Zeit auf diesen Termin, die Teddys haben ab der ersten Sekunde mein Herz erobert und das wird ihnen bei den Kindern bestimmt auch gelingen.“ Die angesprochene erste Begegnung mit den AKIK Rettungsteddys® habe bei Stephan Rapp, Vorstand der Stiftung Giersch, in der Geschäftsstelle des AKIK stattgefunden und fast umgehend war die Idee geboren, diese plüschigen Gesellen auch Feuerwehr und Rettungsdiensten in Bad Homburg und im Hochtaunus als Helfer an die Hand zu geben.

Einsätze mit verletzten Kindern sind auch für Rettungskräfte immer belastend

In diesem Zusammenhang denkt Daniel Guischard an einen folgeschweren Wohnungsbrand am 19. Mai 2011 zurück. Durch den Einsatz der Feuerwehr konnten mehrere Bewohner, darunter auch ein damals sechs Jahre altes Mädchen, im letzten Moment gerettet und in Sicherheit gebracht werden: „Ich erinnere mich sehr intensiv an den Anblick des brandverletzten Kindes, das weinend und barfuß vor dem Gebäude auf den Eingangsstufen saß und dort von Sanitätern medizinisch versorgt wurde.“ Die ohnehin in prekären sozialen Verhältnissen lebende Familie habe bei dem Brand ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Da ein Feuerwehrmann und er selbst Kinder im gleichen Alter hatten, hätten sie damals mit Hilfe der Ehefrauen spontan aus dem Bestand der eigenen Kinder mit Kleidung, Spielzeug und einem Tröster-Plüschtier ausgeholfen und eine Notunterkunft organisiert: „Die Erinnerung an diesen Brandeinsatz erfüllte mich lange mit Unbehagen.“ Dass die Einsatzkräfte nun mit Unterstützung von AKIK und der STIFTUNG GIERSCH besser für solche Situationen vorbereitet seien, beruhige ihn und freue ihn ganz besonders: „Denn Einsätze mit verletzten Kindern sind auch für gestandene Feuerwehrmänner immer belastend. Die Erinnerungen an solche Einsätze bleiben für immer.“

Dank spricht auch Heiko Himmelhuber, stellvertretender Rettungsdienstleister des DRK, aus: „Wir freuen uns sehr über die großzügige Spende der Rettungsteddys zur Nutzung im Rettungsdienst und in der Krisenintervention und sagen: DANKE!!!“

Einsätze 2021 mit Kindern

Minderjährige insgesamt: 1731, darunter Kinder bis 12 Jahre: 1291, und Kinder bis 8 Jahre: 908

Karin Giersch hat sichtlich viel Freude an diesem Termin: „Wir wissen, dass dieses Engagement sehr wichtig ist.“ Stephan Rapp verrät darüber hinaus: „Pro Jahr stiften wir rund 5000 Teddys. Dieses Jahr könnten es sogar mehr werden, weil wir 1000 für ukrainische Kinder gegeben haben.“

Bärchen Fluffi schläft ab heute in Christians Bett

Es gibt aber auch Momente, in denen Kinder ohne Not zu solch einem plüschigen Kameraden kommen. Dies ist am Tag dieser Übergabe der Fall, denn die Vorschulkinder der Kita Engelsgasse mit Carola Weinmann, der stellvertretenden Leiterin der Einrichtung, wurden eingeladen und jedes einzelne bekommt so einen Teddy. Sie versuchen sich sogar in die Situation eines Kindes in einer Notsituation einzufühlen. „Ich würde mich freuen, wenn ich so einen Teddy bekäme, weil er so kuschelig ist“, sagt Tilda. Und Christian kündigt an: „Der kommt heute Abend mit ins Bett.“ Einen Namen hat er auch schon parat: „Er heißt jetzt Bärchen – und Fluffi mit Nachnamen.“

Über die Stiftung Giersch

Die Stiftung Giersch wurde 1994 mit Mitteln aus dem Privatvermögen des Frankfurter Unternehmers Senator E. h. Professort Carlo Giersch und seiner Frau Senatorin E. h. Karin Giersch errichtet. Die Stiftung fördert Projekte in den drei Bereichen Kunst und Kultur, Forschung und Lehre sowie Kinder- und Jugendmedizin im Rhein-Main-Gebiet.

Bereits im Jahr 1990 gründete Ehepaar Giersch die Carlo und Karin Giersch-Stiftung an der TU Darmstadt. Die Stiftung vergibt mehrere Preise, finanziert einen Stiftungsprofessur und fördert eine Reihe von weiteren Projekten an der TU Darmstadt. Weitere Informationen zur Stiftung Giersch gibt es im Internet unter www.stiftung-giersch.de.

Über AKIK

Der Elternverband AKIK, Aktionskomitee Kinder im Krankenhaus e. V. wurde 1968 als bundesweiter Dachverband in Frankfurt am Main gegründet und ist überwiegend politisch aktiv. Die Ortsverbände, unter ihnen ist AKIK Frankfurt / Rhein-Main e.V. der größte, betreut ehrenamtlich kranke Kinder im Krankenhaus, die wenig oder gar keinen Besuch bekommen. Die Mitglieder machen sich für die kleinen Patienten stark, versuchen ihnen mit viel Zuwendung und Einfühlungsvermögen Ängste zu nehmen, sie aufzumuntern, den Aufenthalt im Krankenhaus so angenehm wie möglich zu gestalten und damit den Genesungsprozess positiv zu begleiten. Auch um die Geschwister kranker Kinder kümmert sich AKIK im Krankenhaus. Die Betreuer spielen, malen, basteln und lesen mit ihnen. Bücherwagen sind ebenfalls im Einsatz. Weitere Informationen gibt es unter www.akik.de.