Stadt prämiert Gewinner

Die schönsten „Insekten-Oasen“ sind gekürt

Johanna Velden von der Umwelt- und Landschaftsplanung (li), Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak (2. v. li.) und Claudia Peselmann (4. v. li.) sind Mitglieder der Jury.

15. November 2022

Bad Homburg (pit/ut). Erstmals veranstaltete die Kur- und Kongreßstadt in diesem Jahr den Wettbewerb „Blühendes Bad Homburg“. Allerdings verbarg sich dahinter nicht die Suche nach den prächtigsten und meisten Blüten in Gärten oder auf Balkonen. „Wir haben hierbei Wert auf Nachhaltigkeit und Biodiversität gelegt“, so Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak anlässlich der Preisverleihung, die in der Baumschule Peselmann stattfand. Mit dieser Aktion sei die Verwaltung einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung nachgekommen, die hiermit die Insektenvielfalt im Stadtgebiet fördern möchte.

Alle Bürger:innen waren zwischen dem 1. Juli und dem 21. September 2022 dazu aufgerufen worden, Fotos und Beschreibungen ihrer „Insekten-Oasen“ einzureichen. „Für die Bewertung wurden verschiedene Kriterien herangezogen, wobei der Beitrag zur Biodiversität, zum Beispiel durch Futter- und Nistmöglichkeiten vor allem für Insekten, aber auch für Vögel oder andere Tiergruppen, besonders gewichtet wurde“, erläuterte Johanna Velden von der Umwelt- und Landschaftsplanung. Weitere Kriterien für die Bewertung waren Umweltaspekte – zum Beispiel Beitrag zum Mikroklima –, gestalterische Qualitäten wie das Spiel mit Pflanzenformen und -farben sowie Beispielhaftigkeit.

Jedes Grün gewinnt an Bedeutung

„Gerade in Zeiten des starken Rückgangs der biologischen Vielfalt und des spürbaren Klimawandels gewinnt jedes Grün in der Stadt an Bedeutung“, erklärte Bürgermeister und Nachhaltigkeitsdezernent Oliver Jedynak. Dementsprechend reihte sich der Wettbewerb in den Reigen der bisherigen Bemühungen der Stadt ein, die Biodiversität zu fördern. Auch das kürzlich veröffentlichte und online gestellte Klimaschutzkonzept gehört hierzu.

Die Bewertung der Beiträge erfolgte durch eine Fachjury bestehend aus Bürgermeister Jedynak, Claudia Peselmann von der Baumschule Peselmann sowie Mitarbeitenden der Stadtverwaltung. Die Preise wurden von der Baumschule Peselmann bereitgestellt. „Die Förderung von Biodiversität ist für mich ein wichtiges Thema, deshalb haben wir den Wettbewerb auch gerne unterstützt“, so Claudia Peselmann. Sie habe in der Vergangenheit bereits festgestellt, dass wieder viele Vogelhecken gepflanzt werden und sie und ihre Kollegen häufig gefragt werden, was man in Bezug auf Artenvielfalt im Garten machen könne. Das sei auch gut so, denn oft werde ausschließlich in Richtung Bienen gedacht, wobei viele Insekten auf der Strecke blieben.

Auch auf die Resilienz werden in Anbetracht der trockenen Sommer immer häufiger geachtet. „Da gibt es einiges, das Dürre und Hitze entgegenwirkt“, versicherte Claudia Peselmann. Als Beispiele nannte sie die Douglasie, die immergrüne Magnolie, Korkeichen und Naturstauden.

Teilnehmerzahl ist ausbaufähig

Insgesamt wurden 30 Bewerbungen in den Kategorien „Balkon“ und „Vorgarten“ eingereicht. In der Kategorie „Balkon“ wurden von der Jury ein erster Platz und zwei zweite Plätze prämiert, die bei der Punktevergabe alles sehr nah beieinander lagen. In der Kategorie „Vorgarten“ wurden ein erster Platz, ein zweiter Platz und zwei dritte Plätze ausgezeichnet. Als eine der Gewinner:innen, die außer einem Gutschein auch Urkunden und Metallplaketten erhielten, kam bei der Prämierung Doris van Garsel zu Wort: „Wir haben schon immer unseren Fokus auf dem Thema gehabt, nicht nur für Bienen, sondern auch für Vögel und andere Insekten unseren Garten zu gestalten.“ Die Auszeichnung betrachtet sie als eine gute Anregung für andere Hobbygärtner.

„Kommendes Jahr wird es einen weiteren Wettbewerb geben“, kündigte Dr. Oliver Jedynak an. Dann soll es um Fassaden- und Dachbegrünung gehen. Hilfreiche Tipps verriet Claudia Peselmann: „Die Objekte müssen nicht fertig eingewachsen sein, es geht darum, das gedachte Ziel zu erkennen.“ Insofern eigneten sich hierfür sowohl schnell wachsende einjährige Schlinger als auch mehrjährige. Bei der Dachbegrünung müsse die Statik berücksichtigt werden – „bei einem Wohnhaus haben die Leute häufig Skrupel“ -, doch bei manchem Garagendach könnten unter Umständen durchaus Stauden in Betracht kommen. Schmunzelnd fügte sie an: „Auch ein manches Vogelhaus kann durchaus eine Dachbegrünung vertragen.“

Platzierungen und Erläuterungen

Erster Platz Balkon – Christian Boehme, Kirdorf

Der prämierte Balkon von Christian Boehme. – Foto: Privat

Futtermöglichkeiten für Insekten sind zahlreich gegeben, zusätzlich findet sich eine Futterstelle sowie eine Tränke für Vögel. Der Balkon wirkt besonders naturnah und weist eine räumliche Staffelung sowie ein Spiel mit Pflanzenformen auf.

Zweiter Platz Balkon – Barbara Schäfer, Berliner Siedlung/Gartenfeld

Es sind sehr viele Futtermöglichkeiten für Insekten gegeben, die ersten Blüten sind durch die gepflanzten Geophyten bereits im zeitigen Frühjahr zu sehen und bieten vielen Insekten Nahrung. Besonders beispielhaft ist die Nutzung bzw. Bepflanzung der Fläche (u. a. mit Stockrosen) vor dem Balkon im Erdgeschoss eines Mietshauses.

Zweiter Platz Balkon – Eva Mentari-Christoph, Innenstadt

Der Balkon weist eine bunte Blütenvielfalt auf und bietet ebenfalls sehr viele Futtermöglichkeiten für Insekten. Die gepflanzten Sonnenblumen bieten zudem Nahrung für Vögel. Die Form- und Farbenvielfalt sowie die Akzentuierung der Bepflanzung fallen besonders ins Auge.

Erster Platz Vorgarten – Doris und Peter van Garsel, Kirdorf

Hier finden viele Insekten und Vögel ein abwechslungsreiches Zuhause. – Foto: Privat

Der Vorgarten ist besonders beispielhaft, weil eine ehemals bebaute Fläche als besonders insektenfreundlicher Vorgarten umgestaltet wurde. Die Auswahl der Pflanzen bietet Insekten sehr viele Futter- und Nistmöglichkeiten. Zudem dienen kleine Gehölze Vögeln als Nistmöglichkeit. Eine räumliche Staffelung der Bepflanzung sowie ein Spiel mit Pflanzenformen und -farben trägt zur gestalterischen Qualität des Gartens bei.

Zweiter Platz Vorgarten – Meike und Henry Naumann, Dornholzhausen

Vorher. – Foto: Privat
Nachher. – Foto: Privat

Dieser Vorgarten ist ebenfalls besonders beispielhaft, weil eine kleine Fläche eines Mietshauses auf Eigeninitiative von den Mieter:innen umgestaltet und aufgewertet wurde, indem eine monotone Bodendecker-Fläche zu einer blütenreichen Wiese entwickelt wurde. Ein selbstgetöpfertes Insektenhotel bietet zudem Nistmöglichkeiten für Insekten.

Dritter Platz Vorgarten – Reny Morsch, Kirdorf

Der mediterran gestaltete Vorgarten ist im Hinblick auf die immer trockener werdenden Sommer besonders zukunftsweisend gestaltet. Die verwendeten Pflanzen kommen mit wenig Wasser aus, bieten Nahrungsmöglichkeiten für Insekten und weisen in ihrer Anordnung und Auswahl zudem besondere ästhetische Qualitäten auf. Der Weg durch den Vorgarten ist unversiegelt. Durch die Gehölze finden sich auch Nistmöglichkeiten für Vögel.

Dritter Platz Vorgarten – Jürgen Endreß, Ober-Erlenbach

Durch die Pflanzenauswahl, u. a. das Pflanzen von Geophyten, finden Insekten über das Jahr verteilt sehr viele Futtermöglichkeiten. Die gestalterischen Qualitäten des Vorgartens liegen in der Akzentuierung und räumlichen Staffelung der Pflanzen.