In Kirdorf lebt eine alte Tradition wieder auf - Kinder schnitzen schaurig schöne Rübengeister

Das Rübenschnitzen im Museumshof in Kirdorf wird in diesem Jahr wieder fortgesetzt. - Foto: Kirdorfer Heimatmuseum

10. Oktober 2022

Bad Homburg (ut). Mancher mag sich noch daran erinnern, für andere sind Rübengeister eine vergessene Tradition. Doch in Kirdorf lautet die Antwort auf Halloween wieder Rübengeister. „Rübengeister sind viel schöner und passen besser zu unserer Kulturlandschaft als Kürbisse“, finden Birgit Schmidt und Ursula Stiehler vom Kirdorfer Heimatmuseum, die in diesem Herbst zum zweiten Mal die Rübengeisteraktion ins Leben rufen.

Blick zurück

Früher haben viele Kleinbauern Runkelrüben, die auch Dickwurtz oder «Range» genannt wurden, als Viehfutter angebaut. Im Herbst konnten die Rüben geerntet werden. Die dicksten von ihnen wurden von den Kindern vor dem Verfüttern gerettet und mit etwas Geduld, Kreativität, scharfen Messern und einem Löffel zum Aushöhlen in herrliche Rübengeister verwandelt. Und wenn es früher dunkler wird, sehnt man sich auch in Kirdorf nach allem, was etwas heller macht – so auf die leuchtenden Gesichter der Rübengeister, in die man eine Kerze hineinstellt. Vor vielen Häusern konnte man einst Runkelrübengeister leuchten sehen. Eine Tradition, die aber in den letzten Jahren verloren gegangen ist, was von vielen bedauert wird. „Als wir Kinder waren gehörte es im Herbst dazu, schaurig schöne Rübengeister zu schnitzen und abends mit Freunden und unseren ‚Rangeköpp‘ durch den Ort zu ziehen und Leute zu erschrecken“, schildert Stefan Ohmeis sichtlich amüsiert. Mit Aufgabe der Landwirtschaft sind die Futterrüben in Kirdorf mit der Zeit „ausgestorben“ und somit trat das Rüben- hinter dem Kürbisschnitzen zurück.

Ein Rangekopp. – Foto: Heimatmuseum Kirdorf

Alte Tradition neu belebt

Das Kirdorfer Heimatmuseum will mit seiner Schnitzaktion an diese alte Tradition anknüpfen. „Hier geht es um ein Miteinander und die Freude an einer gemeinsamen Sache, denn Kinder und Eltern sind gleichermaßen begeistert vom Schnitzen und von ihren Rübengeistern“, erklärt Ursula Stiehler diese außergewöhnliche Aktion.

Birgit Schmidt, die bis in die Nähe von Butzbach fahren musste um Runkelrüben zu holen, sieht deutliche Unterschiede des Rübenumzugs gegenüber Halloween: „Die Kinder sind nicht verkleidet. Es werden Rüben statt Kürbisse verwendet und es wird nicht, wie bei Halloween mit ‚Süßes oder Saures‘, um Süßigkeiten gebettelt. Der Brauch mit den Runkelrüben ist einer der uralten christlich-heidnischen Erntedankbräuche.“

Vor drei Jahren hatte das Kirdorfer Heimatmuseum das Rübenschnitzen erstmals wiederbelebt – mit großem Erfolg. Wegen Corona war es zwei Jahre nicht möglich. Daher freuen sich die Vorstandsmitglieder des Heimatmuseums umso mehr darauf, am

Samstag, dem 15. Oktober um 14.00 Uhr

interessierte Kinder mit ihren Eltern zum Rübengeister-Schnitzen im Hof und im ehemaligen Pferdestall des Museums am Kirchberg 41 einzuladen.  Bedingt durch das trockene Sommerwetter ist die Rübenmenge begrenzt (nur solange der Vorrat reicht). Messer und Löffel sind mitzubringen. Kinder, die schon anderweitig eine tolle Rübe gefunden haben, können sie gerne mitbringen, um beim Gemeinschaftsschnitzen mitzumachen. Die Teilnahme ist kostenlos. – Fotos: Heimatmuseum Kirdorf